Auch der Chef soll helfen, den CO2-Ausstoß der Flotte zu senken. Mit Audi A8 3.0 TDI Clean Diesel und Mercedes S 350 Bluetec muss er dabei auf nichts verzichten. Beide gehören zur Spitze der deutschen Autobaukunst. Doch wer entspricht dem Ideal des Luxusliners am besten?
Maximales Drehmoment: 620 Nm. Spitze: 250 km/h. 0 auf 100 km/h in weniger als sieben Sekunden. Klingt das nach Basismodell? Angesichts der eben aufgezählten Daten des Mercedes S 350 Bluetec nicht wirklich, oder? Gleiches gilt für den Audi A8 3.0 TDI Clean Diesel mit seinen kaum weniger beeindruckenden 580 Nm. Beide Dieselmodelle mögen zwar die günstigste Möglichkeit darstellen, die teuerste Limousine der jeweiligen Marke zu fahren. Doch statt dröger Basis liefern sie eindeutig pralle Auto-Feinkost. Das Ganze bei Normverbräuchen unter sechs Litern.
Gleichermaßen auf eine falsche Fährte locken übrigens die Anhängsel Bluetec und Clean Diesel. Wer hier Öko-Fadheit erwartet, muss nur kurz Gas geben und wird in der S-Klasse wie auch im A8 vom Rausch des Drehmoments übermannt – es kann Uneingeweihte durchaus überwältigen und ein flaues Gefühl bescheren. So viel zum Thema Basismotor.
Basismotor? Die beiden Diesel sind souveräne Motorisierungen
Dass der Audi etwas besser beschleunigt, liegt an seinem niedrigeren Gewicht und ist nicht mehr als eine Randnotiz wert. Beide Luxusliner setzen Geschwindigkeitswünsche augenblicklich in die Realität um. Der Mercedes wirkt dabei auffällig unangestrengt, lässt seinen Dreiliter-V6 nur dezent säuseln, wogegen der ebenso große Audi-TDI unter Volllast schon mal angriffslustig knurren darf.
Damit unterstreicht der A8 seinen aktiven Charakter. Er meldet sich zu Wort, bringt sich ins Geschehen ein und involviert seine Passagiere mehr: die Fahrgäste, weil sie deutlich mehr Details vom Zustand der Straße, dem anliegenden Tempo und dem Fahrtwind erfahren als im Mercedes. Den Fahrer, weil der Audi Kurven mit leistungsorientiertem Ernst angeht: versammelt und komprimiert. Dabei schrumpft er gefühlt um eine Fahrzeugklasse. Wer eine vor allem agile Luxuslimousine sucht, der dürfte mit dem Audi glücklich werden – auf der Landstraße wie auch im Winterurlaub, denn serienmäßig werden alle vier Räder angetrieben, was einen nicht zu verachtenden Traktionsvorteil bringt.
Schwebegefühl dank Luftfederung
Auf der Autobahn fehlt ihm aber der beharrliche Geradeauslauf des Mercedes. Zudem wirkt der A8 pragmatischer und verliert dadurch einen Teil des Reizes der Luxusklasse: das Schwelgerische. Lange Strecken lassen sich im Audi sehr angenehm bewältigen und Klagen über den Fahrkomfort dürfte es kaum geben. Alleine es fehlt das Gefühl, in einer ganz eigenen Klasse unterwegs zu sein.
Das würdevolle Schweben einer Chauffeurslimousine bietet eben nur die S-Klasse. Ihre Luftfederung nimmt vielen Unebenheiten nicht nur die Spitze, sondern gleich die Existenz. Mit dem Schließen der Tür sperrt man jede Belästigung aus. Wie auch immer sich Frau Holles Federbetten anfühlen mögen, dank flauschiger Komfortkopfstützen als Teil des Memory-Pakets (750 Euro) erhält man zumindest eine plausible Vorstellung davon.
Ebenso sucht die akustische Dämmung ihresgleichen. Dabei ist es weniger die messbare Lautstärke als vielmehr das subjektive Empfinden, dass alle störenden Frequenzen ausgesiebt werden und nur die angenehmen hindurchdürfen. Das strahlt genau jene Souveränität aus, welche die Luxus- über die Oberklasse stellt. Genauso wie die Tatsache, dass die Siebengang-Automatik im S 350 die hohen Gänge lange hält und Gasgeben nicht mit hektischem Zurückschalten beantwortet. Schließlich wirken Motoren speziell dann muskulös, wenn sie ihr Drehmoment niedertourig ausspielen.
Angesichts ihres Leistungsvermögens lassen sich beide Zweitonner bemerkenswert sparsam bewegen – der Audi kann 100 Kilometer mit knapp unter, der Mercedes mit etwas über 6,5 Liter Diesel abspulen. Im Testmittel bleiben beide unter neun Litern, obwohl sie gemäß ihrer Bestimmung auf Fernstraßen zügig bewegt wurden.
Die S-Klasse ist zwar teurer, aber komfortabler. Das macht den Mehrpreis wieder wett
Kraftstoffkosten spielen deshalb bei den Luxusdieseln nur eine untergeordnete Rolle. Mehr schon der finanzielle Aufwand für den Unterhalt. Dass die S-Klasse teurer ist, gleicht sie durch ihren etwas besseren Wiederverkaufswert aus. Größer sind die Unterschiede beim Basispreis von 68.000 Euro (Audi: 62.605 Euro). Hier folgt die S-Klasse dem Selbstverständnis des schwäbischen Hauses, wonach ein Mercedes nie günstig, aber immer seinen Preis wert sein sollte. Dass sich der Unterschied in der Kostenwertung für den A8 kaum positiv niederschlägt, liegt an den teuren Optionssitzen, die er mitbringt. Diese werden beim Sitzkomfort bewertet und fließen folglich in den Vergleichspreis ein, das sorgt für pari im Kostenkapitel.
So brilliert der Audi nur bei den Fahreigenschaften. Der Mercedes aber holt in der Eigenschaftswertung vier von fünf Kapiteln, darunter das für die Sicherheit. Nahezu alles, was derzeit machbar und sinnvoll erscheint, einen Unfall zu verhindern oder ihm die Schwere zu nehmen, ist entweder serienmäßig oder gegen Aufpreis zu haben.
Doch der entscheidende Unterschied zeigt sich beim Fahrkomfort: In diesem Punkt ist der Mercedes einfach konkurrenzlos und kommt dem Urprinzip der Luxuslimousine so nahe wie wenig andere. Das ist automobile Feinkost auf höchstem Niveau und schon deshalb klingt das Wort Basismodell unpassend. Der S 350 ist vielmehr die preiswerteste Form, höchsten Luxus zu genießen.
Fazit
Chapeau für die S-Klasse: Sie ist tief im Luxusgedanken verwurzelt. In keinem anderen Auto ist der Chef so komfortabel und sicher unterwegs. Dabei spielt es keine Rolle, ob er selbst das Steuer führt oder sich hinten ausruht. Der A8 kann nicht mit der S-Klasse mithalten. Um ihn agil wirken zu lassen, muss Audi zu viele Kompromisse beim Fahrkomfort eingehen.