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Auto China 2016 VW elektrifiziert China

VW BUDD-e Foto: VW 34 Bilder

Nirgendwo werden mehr Elektroautos verkauft als in China. Der weltgrößte Automarkt entwickelt sich zum Schlüsselmarkt für die E-Mobilität und damit auch für Volkswagen. Wir zeigen die Elektroautos der Beijing Auto Show 2016.

Während in Deutschland Politik und Automobilindustrie um jeden Cent Fördergeld für Elektroautos ringen und sich nun auf maximal 4.000 Euro pro Neuwagen geeinigt haben, geht man in China mit dem Thema pragmatischer um. Wer in Peking oder all den anderen stau- und abgasgeplagten Städten ein Auto mit Verbrennungsmotor zulassen will, braucht viel Geld und noch mehr Geduld. Grünes Licht bekommen meist nur Käufer von Elektroautos. Kein Wunder, dass deren Zulassungszahlen nach oben schießen. Laut dem Center of Automotive Management wurden im vergangenen Jahr in China 189.000 E-Autos verkauft, dreimal so viele wie 2014. Zum Vergleich: In Deutschland waren von den 3,2 Millionen neu zugelassenen Autos 12.363 rein elektrisch und 11.101 von einem Plug-in Hybridmotor angetrieben. Hybride, Plug-in-Hybride und reine Elektrofahrzeuge machen weniger als 1,5 Prozent aller Neuzulassungen aus.

E-Roller prägen das Straßenbild

Für Bewohner chinesischer Metropolen gehören E-Fahrzeuge fast schon zum Alltag. Beispielsweise verbannten die Lokalregierungen etlicher Städte Motorroller mit Benzinmotoren. Westliche Besucher chinesischer Großstädte müssen sich an die zu tausenden lautlos durch die Straßen surrenden Elektroroller, Lastenräder und Rikschas erst gewöhnen. „China inspiriert uns“, sagt Dr. Herbert Diess, Markenvorstand von VW. "In Mega-Citys wie Beijing und Shanghai zeichnet sich die Mobilität der Zukunft jetzt schon ab."

Das zeigt auch ein Rundgang über die acht Hallen der Auto-Messe in Peking. Ob Changan, Dongfeng, Lifan oder Haima: An jedem Stand funkt es und selbst die kleinen Hersteller wollen bei der Elektromobilität mitmischen. „In fünf Jahren wird jeder zehnte unserer Neuwagen mit einem Elektroantrieb vom Band laufen“, sagt William Dong von Haima. Obwohl die Marke nur 250.000 Autos pro Jahr verkauft, hat sie eine eigene Plattform für E-Antriebe entwickelt. „Auch in China legen die Käufer immer mehr Wert auf Umweltaspekte“, sagt der Export-Manager. Zwar wirkt der Haima EV wie viele chinesische Modelle in westlichen Augen etwas hausbacken. Aber unter der Haube steckt durchaus funktionsfähige Technik, die zudem wesentlich weniger kostet als bei den Premium Importmarken.

Der Geely Borui EV kostet nur rund 16.500 Euro

Für umgerechnet 16.500 Euro beispielsweise bekommt der Käufer des Geely Borui EV eine Stufenheck-Limousine im Golf-Format mit einem 95 kW starken E-Motor. Seine
45 kWh große Batterie soll für über 250 Kilometer gut sein und sich in 45 Minuten laden lassen.

Im Weltmarkt spielen diese Marken allerdings noch keine Rolle. Ganz im Gegensatz zu Volkswagen. Die Marke ist mittlerweile seit 30 Jahren im Reich der Mitte aktiv und hat sich dort den größten Absatzmarkt aufgebaut. 955.000 Autos verkaufte der VW-Konzern im ersten Quartal 2016 in China, davon 700.000 VW. Mehr als je zuvor.

Aber auch in Wolfsburg will man das Auto an die Steckdose anschließen. "Das Auto der Zukunft ist komplett elektrisch, voll vernetzt und fährt automatisch", sagt VW-Chef Matthias Müller. „In fünf bis zehn Jahren wird der VW-Konzern in China mehr elektrisch angetriebene Fahrzeuge verkaufen als sonst wo auf der Welt“, glaubt Markenvorstand Dr. Herbert Diess und kündigte an, dass VW bis 2020 in China sieben neue Elektro- und Plug-in-Modelle für den lokalen Markt produzieren will.

Die meisten chinesischen Hersteller haben ebenfalls bereits Masterpläne für E-Mobilität in der Schublade. Lifan beispielsweise will in den nächsten vier Jahren 20 E-Autos und Plug-in Hybride entwickeln und bis zum Ende dieses Jahrzehnts 500.000 E-Autos verkauft haben.

Milliardeninvestitionen von VW

Vier Milliarden Euro will der VW-Konzern mit seinen Partnern dort alleine im Jahr 2016 investieren und die Rolle als Marktführer behaupten. „Wir betrachten China als Inkubator für Innovationen und neue Technologien und als Quelle für Lösungen, die weltweit in andere Länder übertragen werden können“, sagt Jochem Heizmann, der im VW-Vorstand für China zuständig ist. Deshalb will das Unternehmen eines der weltweit drei Zukunfts-zentren in Beijing eröffnen. Dort sollen Designer und Digitalisierungsexperten das Auto der Zukunft entwickeln.

Einen ersten Ausblick gibt der Budd-e. Der Prototyp eines Mini-Busses baut auf einer neuen Architektur für elektrisch angetriebene und komplett vernetzte Fahrzeuge auf und soll bis zu 530 Kilometer weit elektrisch fahren. Große Bildschirme und das minima-listische Cockpit zeigen, wohin in Zukunft die Reise geht. Touch- und Gestensteuerung gehen nahtlos ineinander über und verbannen Knöpfe und Schalter vom Armaturenbrett. Einzelne Displays verschmelzen zu großen Infotainmentpanels und aus analogen Spiegeln werden digitale Screens. Um zu erfahren, wie das Konzeptauto ankommt, stellte VW den Budd-e nicht auf der Messe, sondern an mehreren Orten mitten in Peking aus.

T-Prime Concept: Ausblick auf den nächsten VW Touareg

Etwas weniger futuristisch wirkt der T-Prime Concept GTE, den VW ebenfalls auf der Auto Show in Peking zeigte. Er gibt einen Ausblick auf den für 2017 angekündigten Nachfolger des Touareg. Der T-Prime verfügt über einen breiten, gebogenes Display. Zusammen mit den anderen Anzeige- und Bedienelementen verschmilzt es zu einem riesigen Querformat-Bildschirm über die gesamte Fahrzeugbreite, was noch eindrucksvoller wirkt als beispielsweise in der Mercedes E-Klasse mit ihren beiden vereinten Flachbildschirmen. Auch bei ihm sind Anzeige- und Bedienkonzept komplett digitalisiert, alle konventionellen Schalter im Interieur wurden abgeschafft. Die meisten Funktionen über Gesten und Sprachbefehle gesteuert. Angetrieben wird der Touareg-Vorläufer von einem 381 PS starken Plug-in Hybridsystem mit 50 Kilometern elektrischer Reichweite.

VW und die anderen Premiummarken setzen auf hochwertige Verarbeitung und Hightech, wollen so ihren technischen Vorsprung halten. Den chinesischen Marken geht es eher darum, die Massen zu mobilisieren. Mit durchaus interessanten Ansätzen allerdings: Lifan beispielsweise hat das Programm 823 aufgelegt. Die Ziffern stehen für drei Eigenschaften, welche die "New Energy Vehicles" der Marke künftig auszeichnen sollen: Ein Verbrauch von maximal 8 kWh pro 100 km für E-Autos und zwei l/100 km für Plug-in Hybride sowie maximal drei Minuten Zeit, um die Batterie auszutauschen.