Teil 10 | Basiswissen Fuhrparkmanagement Mobilitätsmanagement umsetzen

Bahnhof 2021 Foto: Lars Zahner

Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist ein strategischer Ansatz für Unternehmen für die Themenbereiche Mitarbeitermobilität, Dienstreisen und Fuhrpark. Also genügend Gründe, sich damit zu befassen.

Rund 68 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland fahren laut Statistischem Bundesamt mit dem Auto zur Arbeit. Dazu kommen unzählige Fahrten zwischen verschiedenen Betriebsstätten von Unternehmen oder auch Dienstreisen. Diese betrieblich bedingte Mobilität lohnt einen näheren Blick. Immerhin stellen viele Unternehmen ihren Mitarbeitern teure Parkplätze zur Verfügung, und auf einer Dienstreise im Pkw kann kein Mitarbeiter produktiv arbeiten. Natürlich spielt auch der CO2-Ausstoß eine immer größer werdende Rolle – und da sind Autos im Vergleich nun mal nicht besonders umweltfreundlich aufgestellt.

Detaillierte Analyse der Mobilitätssituation

Unternehmen, die ein umfangreiches Mobilitätsmanagement einführen wollen, sollten mit einer ausführ­lichen Analyse beginnen. Auf welchen Strecken sind besonders viele meiner Mitarbeiter unterwegs? Wie ist die ÖPNV-Struktur an meinen Standorten? Kann ich meinen Mitarbeitern Auto-Alternativen schmackhaft machen? Dazu gibt es verschiedene Instrumente. Wer kostenlose Parkplätze zum Beispiel nicht mehr an Mitarbeiter vergibt, die innerhalb von 30 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen können, und dazu auch noch ein Jobticket anbietet, hat gute Chancen, den Umstieg zu beschleunigen. Diensträder können vor allem im Sommer oder bei gutem Wetter eine taugliche Mobilitätsalternative sein. Mitarbeiter, die häufig zur Arbeit radeln, sind nachweislich gesünder und fallen seltener krank aus.

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Jobrad-Leasing als ein Baustein

Das Jobradleasing allein ist dabei zu kurz gedacht. Umkleiden und Duschen vor Ort erleichtern den ­Mitarbeitern den Tritt in die Pedale. Natürlich gibt es auch Tage, an denen viele lieber nicht aufs Rad steigen. In ländlicheren Regionen bleibt dann mangels öffentlicher Alternativen häufig nur der Griff zum Autoschlüssel. Wer einen größeren Standort ohne gute Anbindung betreibt, kann sogar über eine eigene Buslinie entlang typischer Wohnorte nachdenken. Eine Nummer kleiner geht das auch mit neunsitzigen Kleinbussen, die mit dem normalen Pkw-Führerschein fahrbar sind. Als Azubi-Mobil könnte so beispielsweise ein besonders entlegen wohnender Nachwuchsmitarbeiter einige seiner Kollegen unterwegs einsammeln. Eine gelegentliche Überlassung am Wochenende könnte den fleißigen Fahrer für seinen Aufwand entschädigen.

Teamfahrzeug statt persönlicher Dienstwagen

Doch auch der jahrelang eingeübte Umgang mit Dienstwagen kann sich ändern. Zum Beispiel können Firmenautos prima als Teamfahrzeug genutzt werden, während der dienstwagenberechtigte Teamleiter im Büro ist, denn mit dem eigenen Team teilt der sein Auto wahrscheinlich lieber als mit dem ganzen Unternehmen. So könnte das eine oder andere Poolfahrzeug überflüssig werden. Natürlich tragen auch flexible Arbeitszeitmodelle zu weniger Mobilität im Unternehmenskontext bei. So haben uns die ­vergangenen zwei Jahre gelehrt, dass manch eine Dienstreise überflüssig sein kann. Und dass vieles auch aus dem mobilen Büro von zu Hause gut ­funktioniert.

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Einzelne Fachbereiche müssen zusammenarbeiten

Was klar ist: Viele dieser Themen kann ein Fuhrparkmanager nicht allein entwickeln. Verschiedene Fachbereiche müssen zusammenarbeiten, um neue Mobilitätskonzepte in die Tat umzusetzen. Nach einer Analyse und Ideensammlung braucht es so erst mal einen Plan, was für das eigene Unternehmen sinnvoll sein und wer bei der Umsetzung helfen kann oder sogar helfen muss. Wer dann noch kleine Zwischenziele setzt, hat realistische ­Chancen, die Mobilität weiterzuentwickeln. Natürlich immer in Kommunikation mit den betroffenen Mitarbeitern. Denn auch wenn Veränderungen oftmals erst einmal zu Ablehnung führen, machen Menschen gern mit, wenn sie den Sinn hinter einer neuen Aktion verstehen und das Gefühl haben, etwas Sinn­volles zu tun.

Mobilitätsmanagement für Fuhrparkmanager

Die Dekra-Akademie bietet einen Aufbaukurs im Bereich Mobilitätsmanagement für Fuhrparkmanager an. Im eintägigen Workshop geht es um Zielsetzungen, vorhandene Mobilitätsangebote am Markt und die richtige Umsetzung im Unternehmen. Kosten- sowie Nachhaltigkeitsaspekte spielen gleichermaßen eine Rolle. Der Bundesverband Fuhrparkmanagement bietet einen Kurs mit sechs auch einzeln buchbaren Modulen als Onlinekurs an. Am Ende steht eine Prüfung, die dann zum zertifizierten Mobilitätsmanager qualifiziert. Der Verband legt Wert darauf, die praktische Umsetzbarkeit von Mobilitätsideen in seinen Kursen in den Mittelpunkt zu stellen.

Ursprünglicher Text von Immanuel Schneeberger, aktualisiert von der Redaktion.