Der noble BMW X1 ist unter den Kompakt-SUV eine feste Größe. Bei sechs Motoren, fünf Ausstattungslinien und jeder Menge Extras sollten alle Autofahrer den passenden Wagen finden.
Ob klassisches Fließheck, Cabrio, Coupé oder Van: BMW macht es den Kunden auf der Suche nach einem neuen kompakten Geschäftswagen wahrlich nicht einfach. Nur einen Kombi können die Bayern in ihrem breit gefächerten Portfolio rund um die 1er- und 2er-Reihe nicht anbieten, dafür aber den X1.
Der Kleine im Kraxler-Outfit trifft allerdings den Puls der Zeit. Schließlich lieben wir SUV. Scheinbar ungebremst rollt die Geländewagen-Welle weiter gen Himmel und erklimmt einen Verkaufsrekord nach dem anderen. Nicht ohne Grund. Man sitzt hoch und entsprechend bequem und der muskulöse Auftritt der Autos versprüht einen Hauch von Freiheit und Abenteuer. Über hohe Baumstämme klettern oder durch Flüsse kreuzen? Zumindest gedanklich weckt auch der X1 solche Sehnsüchte. Doch trotz Allradantrieb fehlt dem X1, wie den meisten anderen Mitbewerbern, die dazu notwendige Geländeuntersetzung.
Meistverkaufter Kompakt-SUV
Die Kunden können damit leben. Und BMW scheint alles richtig gemacht zu haben, als sie 2009 den X1 auf den Markt brachten. Lange bevor die Premium-Konkurrenten Audi oder Mercedes endlich nachzogen. Die aktuell zweite Auflage des X1 wurde 2015 in vielen Punkten spürbar verfeinert, wurde schicker – und führte im Januar die SUV-Zulassungsstatistik des KBA an. Sie verkauft sich inzwischen sogar besser als der ranghöhere BMW X3.
Mit seinem ordentlichem Raumangebot empfiehlt sich der nur 4,44 Meter kurze X1 als ebenbürtiger Kombi-Ersatz. Nichts kneift, weder in der zweiten Reihe noch vorne. Hier sitzt man wesentlich besser als im Vorgängermodell. Nicht mehr so tief und zusammengekauert, sondern standesgemäß hoch und aufrecht thronen der Fahrer und Beifahrer im aktuellen X1. Und hinten gefällt das Platzangebot mit guter Kniefreiheit und genügend Luft über den Passagieren. Es ist sogar ein Stückchen mehr als beispielsweise im Audi Q3. Die beim BMW im Verhältnis 40 : 20 : 40 dreigeteilte Rückbank lässt sich gegen Aufpreis um 13 Zentimeter verschieben. Wer die 294 Euro investiert, erhält entweder mehr Kniefreiheit oder mehr Platz im Kofferraum. In jedem Fall fällt das Gepäckabteil mit 505 bis 1.550 Litern recht üppig aus. Kleinkram lässt sich im Fach unter dem doppelten Ladeboden verstauen. Die Heckklappe öffnet und schließt für 412 Euro per angedeuteten Fußkick unter den Stoßfänger elektrisch. Und wenn das Convenience-Paket (630 Euro) bestellt wird, gibt es den schlüssellosen Zugang noch dazu.
BMW hat fünf Ausstattungen aufgelegt
Der X1 ist in insgesamt fünf verschiedenen Ausstattungslinien erhältlich: Basis, Advantage, X-Line, Sport Line sowie M Sport. Neben einer besseren Serienausstattung unterscheiden sich insbesonders die drei höherwertigen Versionen vor allem optisch. Außen beispielsweise durch diverse Anbauteile, entweder mit Chromelementen oder in glänzendem Schwarz, sowie durch spezielle Alu-Räder. Weitere Unterschiede ergeben sich beim Innenraumdesign. So betont die Variante Sport Line ihren Auftritt mit roten Verzierungen rund um das Cockpit nebst roten Nähten an den Sportsitzen, während sich der M Sport optisch durch ein exklusives M-Stylingpaket abhebt und innen an den Polstern Leder statt Stoff trägt.
Extras gibt es für den X1 ohne Ende
Das Basismodell rollt unter anderem mit Klimaanlage, Radio samt USB-Anschluss sowie Auffahrwarnung mit City-Anbremsfunktion vor. Ansonsten fällt die restliche Serienausstattung karg aus. Kilometerfresser im Außendienst sind mit der nächst höheren Variante Advantage besser bedient. Sie bringt werksseitig einen nützlichen Tempomaten oder die optische sowie akustische Einparkhilfe hinten schon mit. Ebenso ist eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik mit an Bord.
Selbstverständlich lässt sich der kompakte SUV mit vielen weiteren Extras aufrüsten. Die Aufpreisliste der Komfort- und Sicherheitsfeatures ist BMW-typisch ellenlang, dafür gibt es aber fast alles, was in der Beliebtheitsskala weit oben steht. Angefangen bei den empfehlenswerten LED-Scheinwerfern mit Abbiegefunktion, denen allerdings eine vollautomatische Lichtverteilung fehlt. Vom beheizbaren Lenkrad bis hin zu handschuhweichen Ledersitzen sind den Kundenwünschen kaum Grenzen gesetzt. Zahlreiche Fahrerassistenten komplettieren das Angebot. Darunter Spurhalter, Rückfahrkamera oder der entspannende Stauassistent, der automatisch den Abstand zum Vordermann hält und lenkt.
Das alles lässt sich BMW natürlich teuer bezahlen. Grundvoraussetzung für die teilautonome Stop&go-Hilfe ist neben einem Automatikgetriebe immer eine Navigation. Von den zwei angebotenen Systeme bietet die teurere Variante mehr Möglichkeiten. Mit 2.261 Euro ist das Navigationssystem Plus nicht gerade günstig, aber die bessere Wahl. Denn es verfügt anstelle des 6,6 Zoll großen Displays des Basis-Navis (798 Euro) einen großen 8,8-Zoll-Farbbildschirm. Wie immer werden beide Systeme über die zentrale Steuerung bedient, über den sogenannten iDrive Controller samt Direktwahltasten, etwa für Radio, Telefon und mehr. Das funktioniert wunderbar einfach. Man dreht und klickt sich blitzschnell durch ein einfach strukturiertes Menü.
Online mit Connected Drive
Beim Navi Plus ist zudem das verbesserte Head-up-Display inklusive. Hierüber erhält der Fahrer alle wichtigen Informationen zu Geschwindigkeit oder Tempolimits direkt in die Windschutzscheibe eingeblendet. Selbstverständlich können ebenso die Navigation oder Musikstücke aus der Playlist in das Fenster projiziert werden.
Sollte das Budget nicht erschöpft sein, lohnt sich eine Investition in die Connected Drive Services für 294 Euro. Damit geht der BMW-Fahrer online, kann die neuesten Nachrichten abrufen oder E-Mails empfangen und senden. Neben diesen Grundfunktionen bietet BMW den Service in einem erweiterten Paket (588 Euro) an, welches wesentlich lukrativer ist. Denn nun leitet das Navi dynamisch aufgrund von Echtzeit-Verkehrsinformationen ans Ziel und zeigt dann freie oder verstopfte Straßen farbig in der Karte.
Dreizylinder und Frontantrieb
Auf Knopfdruck kann sich der Fahrer mit einem Mitarbeiter des Concierge Service verbinden und Hotels oder Flugverbindungen heraussuchen lassen. Auf Wunsch schickt der die Adressen auf den Monitor des Autos. Praktisch ist auch die im Paket enthaltene App fürs Smartphone. Sie zeigt, wo das Auto geparkt wurde. Über die App kann der Fahrer die Klimaanlage fernbedienen oder das Auto verriegeln.
Mit der zweiten Auflage des X1 hat BMW das Antriebskonzept umgestellt. Der Basismotor, ein Turbobenziner mit 1,5 Liter Hubraum, ist nur noch ein Dreizylinder. Mit 136 PS hat der sDrive 18i aber genug Kraft. Das typische Dreizylinder-Schnattern mag für eingefleischte BMW-Fans ebenso gewöhnungsbedürftig sein wie die Umstellung von Heck- auf Frontantrieb. Es muss aber niemand jammern, der X1 ist trotzdem wendig.
Drei Diesel mit 150 bis 231 PS und drei Benziner mit 136 bis 231 PS bietet BMW an, wobei die beiden Einstiegsmotoren standardmäßig mit Frontantrieb kommen. Für den 150 PS-Diesel kann man das xDrive-Allradsystem für 1.681 Euro optional zuordern. Die stärkeren Motoren kommen werksseitig mit 4x4-Antrieb.
Der Diesel mit Automatik ist klasse
Das trifft auch auf den bei Außendienstlern beliebten xDrive 20d zu, der mit strammen 190 PS begeistert. Mehr Leistung braucht man selten. Der Selbstzünder ist antrittsstark, hat Durchzugskraft und läuft insgesamt kultiviert. Wir raten zur Automatik, denn die ist ihren Aufpreis von 1.765 Euro wert. Sanft agierend hält die Steptronic immer die passende Fahrstufe bereit, schaltet flott und die lang übersetzte achten Stufe zügelt den Durst. So ist der xDrive 20d mit seiner Steptronic und einem Testverbrauch von 6,4 Litern überaus sparsam.
Noch mehr Sprit spart der Fahrer im Eco Pro-Modus. Dann geht die Automatik im Schubbetrieb in den Segelmodus. Wer am Lenkrad manuell schalten will, muss 126 Euro für die Schaltwippen löhnen. Das halten wir für etwas kleinlich, schließlich rollt der xDrive 20d Steptronic für mindestens 34.034 Euro vom Hof. Und die weiteren Kosten? Beim Restwert liegt der BMW im Mittelfeld rund um Audi Q3, Mercedes GLA oder Range Rover Evoque (siehe Tabelle rechts). Erfreulich gering sind seine Wartungskosten, die auf einem Niveau mit dem britischen SUV liegen. Dafür kostet der Evoque aber in der Anschaffung eine Stange Geld.
Plus
Angenehme Sitzposition, gutes Platzangebot, auch auf der Rückbank, durchzugsstarker und laufruhiger Diesel mit 190 PS, perfekt abgestufte Achtgangautomatik, wendig, agiles Fahrverhalten, einfache Bedienung, logisch aufgebautes iDrive-Bedienkonzept, solide Verarbeitung, hochwertige Anmutung, geringer Wertverlust, niedrige Wartungskosten.
Minus
Fürstliche Preise auch für Extras, magere Grundausstattung, nur zwei Jahre Händler-Gewährleistung anstelle von Garantie.