Citroen XM Genie und Wahnsinn

Citroen XM Foto: Citroen 3 Bilder

Der Citroën XM bot sechs Zylinder, das beste Fahrwerk und einen Schuss Nonchalance. Doch der deutsche Markt schien damit überfordert, hierzulande blieb er ein Exot.

Autojournalisten spekulierten noch im November 1988 darauf, dass der Nachfolger des Citroën CX bestimmt DX heißt. AX, BX gab es ja bereits. Denkste. Als die Franzosen wenig später ihr Spitzenmodell enthüllten, hieß es XM. Eine Reminiszenz an den legendären SM, jenem Zögling aus der Ehe mit Maserati. Endlich wieder ein Citroën mit sechs Zylindern! Fahrwerkstechnisch hatte man alle Register gezogen und bereitete die Stammkundschaft mit dicken Werbewälzern auf ungeahnte Fahrerlebnisse vor.

Zur Erklärung des neuen hydraktiven Fahrwerks bemühte Citroën gar den
Physiker Blaise Pascal. Der war zwar schon 1662 verblichen, allerdings nicht ohne der Welt sein hydrostatisches Paradoxon zu hinterlassen: "Ruhende Flüssigkeiten übertragen vollständig und in all ihren Punkten die Druckveränderungen, denen sie ausgesetzt werden." Aha.

So bot der auf Hydrauliköl gedämpfte XM tatsächlich ein Fahrverhalten, das einem permanenten Schwebezustand gleichkam. Komfortabel, aber nicht mehr im Schiffschaukelmodus wie bei seinen Vorgängern. Rechnergestützt ließ sich die Abstimmung zwischen "automatisch" und "sportlich" (straff) variieren, angesteuert durch einen Schiebeschalter auf der Mittelkonsole. Dazu kam ein exzellenter Sitzkomfort. Fahren wie im Fernsehsessel: Das Flaggschiff aus Rennes wurde folgerichtig zum Auto des Jahres 1990 gewählt.

Tolles Fahrwerk, aber Probleme mit der Elektrik

Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf begannen die Problemchen. So sehr man Wert auf bahnbrechende Fahrwerkstechnik und Optik gelegt hatte, den Kleinteilezukauf überließ man offenbar einer Gruppe von Ferienpraktikanten. Manche Steckverbindungen im elektrischen System kollabierten bereits nach kurzer Zeit und sorgten für angeregte Kommunikation zwischen Auto und Besitzer. Ständig blinkte es irgendwo. Mal gingen Warnlämpchen für die Airbags an, mal verabschiedete sich die Computeranzeige von der Hälfte ihrer Pixel oder die Sitzheizung quittierte ihren Dienst.

Schwamm drüber, denn endlich bot ­Citroën oberklassenadäquate Motoren, darunter besagten knapp 200 PS starken Sechszylinder-Benziner sowie einen knall­eng eingebauten 2.5 TD mit elektronischer Einspritzung.

Aufsehen erregte vor allem der ab 1991 gebaute und fast fünf Meter lange Kombi mit automatischem Niveauausgleich. Bis zu 1.960 Liter Fassungsvermögen prädestinierten ihn für sehr spezielle Gewerbe. Die Firma Rappold in Wülfrath etwa baute ihn als Leichenwagen. Apropos: Das große Sterben des XM hat längst begonnen, hierzulande wurde er ohnehin nur 42.694-mal verkauft. Etwa 2.000 davon sind derzeit noch zugelassen. Eigentlich viel zu wenig