Wintererprobung E-Mobile im Kältetest

Elektroauto, München, Test Foto: Vieser 28 Bilder

Wie sich Elektro-Autos im Straßenalltag bewähren, wird gerade in München geprüft.

50 Kilometer sind es etwa von München nach Starnberg und wieder zurück. Für Autos mit Verbrennungsmotor ein Klacks, Elektro-Fahrzeuge könnten auf der Strecke an die Grenzen ihrer Reichweite stoßen, gerade, wenn es kalt ist und zusätzlich zum Motor noch Heizung, Scheibenwischer oder Leuchtanlage Energie brauchen. Doch die leisen Flitzer kommen selbst bei Minusgraden weiter als Otto Normalfahrer denkt. Das zumindest ergab eine Ausfahrt von elf Elektro-Autos auf der Strecke München – Starnberg bei starkem Frost. "13 Grad Minus – das sind schon extreme Anforderungen für Elektro-Fahrzeuge, aber alle haben das Ziel erreicht“, berichtet Tim Ruhoff von der Beratung Next Generation Mobility, der den Test mit dem TÜV Süd organisierte. "Wir wollen die Leistungswerte von E-Mobilen im Alltag testen."


Die Tour bei Eis und Schnee, die im Februar stattfand, war daher nur der Auftakt für eine längere Testreihe, in der alle verfügbaren Elektro-Fahrzeuge unter unterschiedlichen Wetter- und Straßenbedingungen, aber auch mit Zuladung oder unterschiedlichen Reifendrücken überprüft werden. „Wir gehen im Realitätstest so nah an die Praxis wie möglich“, sagt Volker Blandow, der beim TÜV Süd das Ressort E-Mobilität leitet. "Ziel sind genaue Angaben darüber, welches Fahrzeug welche Leistung und Reichweite erbringt und unter welchen Bedingungen in Fahrzeug-Flotten zum Einsatz kommen kann."

Zuverlässiger bei Kälte

Zum Auftakt des Alltagstests starteten elf E-Fahrzeuge von München nach Starnberg: Neben zwei Tesla-Roadstern und einem Tesla Roadster Sport waren ein Karabag von Fiat, eine Mercedes A-Klasse Eco Drive, ein Zero von Tazzari, der Smart ED, ein Citroen Zero, der Peugeot Ion sowie ein German Ecocar unterwegs. Die Fahrer der Wagen, die Dienst in Münchner Firmenflotten tun, fuhren wie gewohnt und notierten zum  Batterieladestand auch die Temperatur im Innen- und Außenraum. Erfasst wurden zudem Reifentypen sowie das Ladegewicht. "Alle Fahrzeuge hatten bereits einige Kilometer zurückgelegt", erzählt Ruhoff. "Vor dem Start ließen wir die Wagen nochmals auskühlen."


Im Gegensatz zu Blei-Gel-Batterien entladen sich bei Frost die Lithium-Ionen-Akkus von E-Fahrzeugen nicht. Das Risiko, dass der Wagen nach einer Frostnacht nicht mehr anspringt, müssen E-Mobil-Fahrer nicht fürchten. "Fraglich ist aber, wie effizient die Autos mit Wärme und Heizung haushalten", sagt Ruhoff. "Wer mit seinem E-Auto bis ans Limit gehen und pro Ladung mehr als 100 Kilometer fahren will, wird nicht immer im warmen Auto zu sitzen." In den meisten E-Autos speist der Akku auch die Heizung und erhitzt dafür Wasser oder Metalldrähte. Er verbraucht daher Strom, der auch Reichweite bringt. Folglich zeigten die Batterien der Testfahrzeuge nach der Rückkehr in München nur noch zehn bis 30 Prozent Rest-Energie an – deutlich weniger als nach einer Fahrt in Plus-Temperaturen: "Die Heizsysteme von reinen E-Autos verbrauchen weniger Energie", beobachtet TÜV-Mann Blandow. "E-Mobile, die auf Basis eines konventionellen Modells entwickelt wurden, zeigen Schwächen." Alternativen bieten daher Heizsysteme zum Nachrüsten, wie es sie etwa für den Tazzari oder für Nissans I-Miev gibt und die nicht an der Batterie hängen.

Vorausschauend fahren ist Pflicht

"Die Angaben zur Reichweite von E-Autos werden unter vergleichbaren Labor-Bedingungen ermittelt", erläutert Blandow. "Wer diese Fahrzeuge aber im Alltag einsetzen will, muss die tatsächlichen Verbrauchswerte kennen." Die noch begrenzte Reichweite der E-Mobile setzt beim Einsatz in Firmen-Flotten Planung voraus. Kein Fahrer, der mehr als 50 Kilometer zurücklegen muss, will einsteigen, wenn die Batterie halb voll ist: Es sei denn, er hat die Möglichkeit und Zeit, den Wagen vor der Rückfahrt aufzuladen. "Wer konventionelle Fahrzeuge in der Flotte mit E-Mobilen austauscht, scheitert grandios", folgert NMG-Berater Ruhoff daraus. "E-Flotten funktionieren nur mit einem System für Fahren, Ausleihen und Laden."

NMG empfiehlt deshalb Firmen, die auf E-Mobile setzen, ein elektronisches Schlüsselsystem, das online steuert, wer, wann und wie lange mit einem E-Mobil unterwegs ist und dieses auflädt. "E-Mobile bieten heute schon in Flotten Alternativen zu gewöhnlichen Autos", meint Ruhoff, "ber Flottenmanager sollten dann auch wissen, wie sich Reichweiten unter Alltagsbedingungen verändern."