280 PS und knapp sechs Sekunden auf 100 km/h – mit dem Leon ST Cupra hat Seat den potentesten Kombi in der Kompaktklasse aufgelegt.
Wenn Seat "Cupra" auf ein Auto schreibt, darf man sicher sein: Diesem Wagen mangelt es nicht an Potenz. Straßenzugelassene "Cup Racer" bauen die Spanier seit 1996 und jetzt darf sich der erste Kombi mit dem prestigeträchtigen Schriftzug schmücken.
Mit 280 PS bildet der Leon ST Cupra leistungsmäßig nicht nur die Speerspitze aller Kompaktkombis des VW-Konzerns, sondern aller Hersteller. Opel, Ford, Peugeot, keiner hat einen auch nur annähernd so starken kompakten Lastenträger auf die Räder gestellt.
Was bei einem Opel Astra Sports Tourer oder Ford Focus Turnier auch eher für Kopf- schütteln sorgen würde, ist beim Seat Leon ST nur konsequent. Der technische Zwillings-bruder des VW Golf spricht mit schärferem Design und sportlicher Abstimmung jüngere Käufer an. Auf der Suche nach einem dynamischen und bezahlbaren Firmenwagen landen sie schnell beim Seat und noch schneller beim Leon ST. "Die Kombination aus Funktionalität und Dynamik funktioniert hervorragend", freut sich Seat-Chef Jürgen Stackmann angesichts eines im Jahr 2014 europaweit um 33 Prozent gewachsenen Firmenwagengeschäfts, an dem der Leon ST den größten Anteil hat.
Optisch tritt der Wagen dezent auf
Nun soll der ST Cupra noch mehr Käufer locken. Wer den Cupra von der Stange bestellt, bekommt zwar einen Doppelauspuff, zweifarbige 19-Zöller, abgedunkelte Scheiben und Voll-LED-Scheinwerfer. Doch insgesamt wirkt das sehr dezent. Auch innen trägt er nicht allzu dick auf. Ein abgeflachtes Sportlenkrad, Alu-Pedale und bequeme Alcantara-Sitze, da kann man guten Gewissens auch einmal einen Kunden mitnehmen.
Extrovertierte Käufer aber können den Cupra aufrüsten: Orangefarbene Räder, farbige Spiegel, Schalensitze und viele Spielereien mehr lassen dem Wunsch nach einem individuell zusammengestellten Auto freien Lauf.
Cupra lässt sich auch zivil bewegen
Kann man sich diese 250 km/h schnelle Rakete aber als Firmenwagen vorstellen? Ja, sogar sehr gut. Zum einen, weil er nicht wirklich einen auf dicke Backen macht. Im Sport-Modus hängt der 2.0 TSI zwar wie ein wilder Stier am Gas, während sich das elektronisch verstellbare Fahrwerk spürbar versteift. Heiser röchelnd hetzt der Vierzylinder von einer Kurve zur nächsten und lässt sich vom elektronischen Sperrdifferenzial ums Eck helfen. Die mit dem ESP gekoppelte Elektronik bremst in schnellen Kurven das innere Vorderrad ab und leitet mehr Antriebskraft ans kurvenäußere Vorderrad. Das bringt mehr Grip und kompensiert die Tatsache, dass der Leon ST trotz der hohen Leistung nur ein Fronttriebler ist.
Firmenwagentauglich ist der ST Cupra aber letztlich, weil er sich eben auch angenehm zivil bewegen lässt. Werden Fahrwerk und Gasannahme auf Comfort geschaltet, mutiert der nervöse Stier zur zahmen Kuh und gleitet spürbar sanfter über Schlaglöcher und Querfugen. So lassen sich im Cupra lange Strecken ebenso entspannt zurücklegen wie in den zivilen Versionen des Leon ST, von denen er sich funktional nicht unterscheidet. Seine Sportlichkeit verlangt vom Fahrer keine Kompromisse: Der hochgezüchtete Benziner bietet die gleiche Variabilität, Platzverhältnisse, Zuladung und Komfort-Features wie alle anderen Versionen des Leon Kombi. Selbst verbrauchsmäßig schlägt der Cupra nicht über die Stränge: Lässt man ihn rollen, kann man mit rund acht Litern auskommen. Gibt man ihm die Sporen, werden es allerdings auch schnell mal über zehn Liter auf 100 Kilometer.
Wahlweise 280 oder 265 PS
Ob es letztlich der 280 PS starke Cupra sein muss, ist Geschmackssache. Die 265-PS-Variante mit einfarbigen Rädern beschleunigt nur einen Wimpernschlag langsamer, ist aber 1.000 Euro billiger. Die könnte man beispielsweise in das sehr empfehlenswerte DSG-Getriebe (1.428 Euro) investieren, das den Spaß- und Komfortfaktor mit schnellen Schaltvorgängen und heiseren Zwischengasstößen nochmals erhöht. Doch ob 280 oder 265 PS, heiß sind beide Cupra.
Das Hochgefühl, für knapp über 27.350 Euro den stärksten aller Kompakt-Kombis zu fahren, hält allerdings nicht lange. Schon scharrt der 300 PS starke, allradgetriebene VW Golf Variant R mit den Hufen. Ab Mai 2015 will er zeigen, wer in der Kombiklasse wirklich die Hörner aufhat. Angesichts fast 9.000 Euro Preisunterschied hat der Leon ST Cupra aber überhaupt keinen Grund, in Ehrfurcht zu erstarren.