Fahrzeugbeklebung Auffällig und nicht für ewig

Transporter Beklebung Foto: Jacek Bilski 15 Bilder

Knallig bunte Firmenwagen sind die beste Reklame fürs Unternehmen. Nur beim Wiederverkauf gibt's damit Probleme. Abhilfe schafft eine Folienbeklebung.

Kein Zweifel. Markus Schäffler, Jahrgang 1973, ist einer der wenigen glücklichen Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Als Kind beklebte er seine Spielzeugautos, mit 16 das erste echte Auto und mit 25 Jahren gründete er Signal Reklame, das professionell Fahrzeuge beklebt. Inzwischen beschäftigt Schäffler 50 Mitarbeiter, die Hälfte davon Werbetechniker, der Rest hauptsächlich Designer oder Werbeartikelverkäufer.

Wer Schäffler in seinem Büro in Schwäbisch-Hall besucht, spürt seine Verbundenheit zum Automobil. Hunderte von Modellautos parken in zimmerhohen Vitrinen akkurat in Reih und Glied hinter Glas. Heute spielt Schäffler lieber mit größeren Fahrzeugen und vorzugsweise im Flottengeschäft. Denn viele Unternehmen wollen ihre Firmenwagen als Reklame nutzen. Einen Fuhrpark quietschgelber oder pinkfarbener Mittelklasse-Kombis auf dem Gebrauchtmarkt abzusetzen dürfte aber selbst Profiverkäufern schwerfallen. Ganz zu schweigen von den höheren Leasingraten für ein exotisch lackiertes Auto. Eine professionelle Beklebung aber lässt sich nach ein paar Jahren wieder abziehen, mit dem zusätzlichen Vorteil, dass der Lack wie neu aussieht.

Gut Ding will Weile haben

Signal Reklame in Schwäbisch Hall ist nicht der einzige, aber einer der professionellsten Anbieter. "Viele glauben, dass sie, wenn sie Buchstaben kleben können, auch ganze Autos bekleben können", sagt Schäffler. Diese Anbieter machen ihm momentan das Leben schwer, da sie mit Dumpingpreisen auf den Markt gehen. "Ein komplettes Auto für 1.000 Euro zu bekleben kann nicht funktionieren", sagt er. Alleine die Folie koste bis zu 800 Euro. "Und sie brauchen einfach Zeit für das Bekleben." Wer sich die nicht nehme, müsse mit Reklamationen rechnen.

So lässt Schäffler beispielsweise die bedruckte Folie drei Tage ausdünsten, bevor sie weiterverarbeitet wird. "Sonst können sich Buchstaben lösen", erklärt er. Sein Tipp: "Schauen Sie sich unbedingt die Referenzen an, bevor Sie einen Anbieter beauftragen". Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, greift dann auch noch zum Telefon und holt sich ein Feedback direkt beim genannten Referenzkunden ein.An Referenzen mangelt es Signal Reklame jedenfalls nicht. Schäffler zählt unter anderem Dekra, ALD oder EnBW zu seinen Kunden.

Aktuell arbeiten seine Werbetechniker an einem Auftrag für den Torehersteller Efaflex. 60 Mercedes Sprinter und Vito hat das Landshuter Unternehmen geordert. Sie stehen abrufbereit beim benachbarten Mercedes-Händler. Ein Transporter nach dem anderen verwandelt sich unter den Händen des Teams in ein mobiles Werbemodell. Wieder und wieder sprühen die jungen Werbetechniker Spezialreiniger auf den nagelneuen weißen Lack. Akribisch rücken sie Silikonresten auf den Leib. Zuvor haben sie alle Anbauteile wie beispielsweise Türgriffe, Seiten-Schutzschweller, Leuchten und Lüftungseinlässe abmontiert.

Qualitätsprüfung und eigene Designabteilung sind im Haus

Bei diesem Auftrag verarbeitet Signal Reklame für die Folie Daten der Werbeagentur des Kunden. Schäfflers Team optimiert sie entsprechend. Stimmt die Auflösung? Gibt es Verbesserungspotenzial? Erst wenn alle zufrieden sind, wird  die von 3M gelieferte Folie gedruckt. Diese gegossene Folie ist besonders widerstandsfähig. Ist sie getrocknet, kommt das transparente Laminat drüber.

Wer keine Werbeagentur mit dem Design der Folie beauftragen will, ist bei Signal Reklame ebenfalls willkommen. "Wir gestalten auch gerne selbst", sagt Schäffler. Die Folie kommt immer in ganzen Bahnen aufs Fahrzeug. Kanten werden nicht in Fahrtrichtung geklebt, da sie sonst schmutzanfällig sind. Viel Zeit widmen die Werbetechniker schwierigen Stellen wie Stoßstangen oder Radläufen. "Wir verkleben in einem Guss", betont Schäffler. Günstiger anbietende Wettbewerber setzen da gerne schon mal das Messer an. "Wenn es geht, kommen wir ohne aus", betont Schäffler. Denn wenn der Messerschnitt zu tief angesetzt wird, bleibt ein Kratzer im Lack.

Zehn Jahre hält die Beklebung - und schützt auch noch den Lack

Bevor die Anbauteile wieder montiert werden, wird die Folie langsam erhitzt. Auch hier ist Fingerspitzengefühl und viel Erfahrung gefragt. Der Föhn bringt die Klebemodule der Folie zum Platzen. Anschließend gehen die Techniker mit einer Rakel drüber, um Luftbläschen und Überlappungen zu verziehen. Letzte Luftbläschen verziehen sich innerhalb der ersten Woche meist von ganz alleine. Nur gewaschen werden darf das Auto solange nicht. Fünf Jahre Garantie gibt Schäffler auf seine Folie, die bis zu zehn Jahre in Deutschland hält. Der Lack unter der Folie wird natürlich über diesen Zeitraum im jungfräulichen Zustand konserviert. Abgezogen wird die Folie übrigens auch wieder mit dem Föhn. "Das kann jeder machen", erklärt er.

Rund 1.500 Euro netto kostet die einfarbige Beklebung eines Pkw. Für Transporter werden 500 Euro mehr fällig. Auch bedruckte Folien kosten Aufschlag: 500 bis 1.000 Euro pro Fahrzeug. Dafür arbeiten die Werbetechniker auch bundesweit vor Ort in den Unternehmen beziehungsweise beim Autohändler. Bei einfachen Beklebungen, beispielsweise Buchstaben, setzt Schäffler auf ein Netzwerk von rund 200 Subunternehmern.

Ganz exotische Aufträge überlässt der Chef aber lieber dem eigenen Personal. Den Lamborghini beispielsweise, den ein Kunde in Beverly Hills verschönern ließ, weil er die Originallackierung zu langweilig fand. Inzwischen klopfen sogar die Autohersteller in Schwäbisch Hall an. Für Smart beispielsweise kreierte Schäffler verschiedene Designs, die als Zubehör verkauft werden. Auch in Sachen Mattlook war Schäffler einer der Pioniere. "Dieser Trend ist aber mittlerweile in der GTI-Fraktion angekommen", kommentiert er trocken. Jetzt stünden seine Kunden auf Design, Farbe und auf Folien, die dem Auto lederartige oder glitzernde Strukturen verleihen.