Fuhrparkmanager Job im Wandel

Fuhrparkmanager 2017 Foto: Fotolia 2 Bilder

Das Berufsbild des Fuhrparkmanagers verändert sich grundlegend. Er wird zum Mobilitäts- und Datenmanager. Muss sich mit neuen Technologien auskennen, mehr outsourcen, viel mehr kommunizieren. Und er wird wichtiger, weil seine Aufgaben komplexer werden.

Die letzten Wochen waren für Roland Wiggenhauser ziemlich stressig. Parallel zu seinem Job als Flottenmanager bei MTU Friedrichshafen bildete er sich in einem Fernkurs der Donau-Universität Krems, Österreich, zum Mobilitätsmanager für Elektromobilität weiter. "Sechs Wochen dauerte der Kurs, für den ich etwa 300 Seiten Unterrichtsmaterial durchgearbeitet habe." Die Prüfung Anfang Mai hat er geschafft. Seit einem Jahr wird die Fortbildung angeboten, die Kursgebühr beträgt 800 Euro. "Das ist wenig Geld dafür, dass man sich in einem für uns Flottenmanager extrem wichtigen Zukunftsthema auskennt", sagt Wiggenhauser. Er lebt nach dem Motto: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit! Um dem vorzubeugen, bereitet er sich und sein Team auf den Wandel des Berufsbilds von Flottenmanagern vor: vom Fuhrpark- zum Mobilitätsmanager.

Damit ist der umtriebige Mann schon ziemlich weit. "Viele Fuhrparkmanager schauen sich unser Modell an, auch von Konzernen." Beispiel Fuhrpark: Schon seit Jahren gibt es Sharing-Angebote. Bis zum Jahresende stehen für die 6.000 Mitarbeiter in Friedrichshafen 86 elektrische Autos bereit, zudem E-Fahrräder. Aktuell sind es zehn und vier E-Bikes. Beispiel Outsourcing. Tankkarten verwalten, Schaden regulieren, Pflege und Wartung der Autos, das alles hat er nach außen gegeben. "Ich habe 80 Dienstleister, die für mich arbeiten."

Beispiel Organisation. Der Fuhrpark von MTU Friedrichshafen hat ein Volumen von 40 Millionen Euro. Der wird von fünf Personen gemanagt, einschließlich Wiggenhauser. "Viele Kollegen verwalten ihren Fuhrpark, managen ihn aber nicht", sagt der 43-Jährige. Die Hälfte seiner Mitarbeiter sind zertifizierte Fuhrparkmanager, die anderen werden es. Wiggenhauser und der Leiter des Bereichs Travel haben zwar einen gemeinsamen Chef, aber Fleet und Travel sind eigenständig

Alternative Antriebe und Telematik sind die Treiber des Wandels

"Dass ein Fuhrparkleiter zum Mobilitätsmanager wird, funktioniert nur, wenn er die richtigen Fahrzeuge im Angebot hat, die Organisation diesem Wandel angepasst ist, die Mitarbeiter geschult sind und er intelligente Lösungen hat", sagt Wiggenhauser. Dazu gehört viel Software, etwa um auf Knopfdruck sagen zu können, was der gefahrene Kilometer des einen Autos im Vergleich zum anderen kostet. Pro Tag, Monat oder Jahr. Denn der Fuhrparkmanager wird auch zum Datenmanager.

Für Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbands Fuhrparkmanagement, sind Antriebsarten und Telematik die technischen Treiber für den Wandel des Berufsbilds. "100 Jahre haben wir über Diesel und Benziner gesprochen, jetzt und künftig kommen Hybrid, rein elektrisch und Erdgas hinzu. Flottenmanager müssen entscheiden können, bei welchem Einsatz welche Antriebsart die richtige ist. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, dass sie sich intensiv in die Thematik einarbeiten", sagt Prinzing. Zur Antriebstechnik gehören Ladeinfrastruktur und Ladekarten. Das bedeutet eine neue und zusätzliche Organisation.

Telematik liefert Informationen über die Autos – wie sie gefahren werden, in welchem technischen Zustand sie sind – und die Daten dienen der Nutzenanalyse. "Aber Vorsicht", warnt Prinzing, "der Fuhrparkmanager ist dafür verantwortlich, dass der Datenschutz eingehalten wird." Was nicht leicht ist, daher ist Telematik Chance und Risiko zugleich.

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Flottenmanagement ist eine komplexe Aufgabe, die in vielen Unternehmen unterschätzt wird.

Künftig werden mehr Fuhrparkmanager gebraucht, weil das Thema komplexer wird, mutmaßt Prinzing. Schon seit Jahren finde eine Professionalisierung des Berufsstands statt. "Flottenmanager müssen sich mit Abschreibung, Finanzierung und vielem anderen auskennen", so Prinzing. Er geht von wesentlich mehr Ausbildungsbedarf aus, der überwiegend berufsbegleitend absolviert wird. Dass Fleet und Travel künftig von einem einzigen Spezialisten betreut werden, glaubt Prinzing nicht: "Beides hat eine enorme Tiefe, die einer allein nicht schafft." Dennoch geht Prinzing davon aus, dass  beide Bereiche zumindest in großen Fuhrparks enger zusammenarbeiten werden. Außerdem nehme die Digitalisierung einen großen Einfluss auf das Berufsbild. "Fürs Mobilitätsmanagement bietet sie wesentlich mehr Möglichkeiten", sagt Prinzing, der sich zudem sicher ist, dass es künftig ein Mobilitätsbudget geben wird. Bezahlt wird dann pro gefahrenem Kilometer, egal mit welchem Verkehrsmittel der Weg zurückgelegt wird.

Die Mobilitätsarten vermischen sich

Bei Merck in Darmstadt werden Travel und Fleet künftig noch enger zusammenarbeiten. "Das Auto wird immer ein Teil hiervon sein, doch die Arten der Mobilität werden sich vermischen", sagt Flottenmanagerin Tanya Roberts. Sie ist fürs Einkaufs- und Flottenmanagement in Europa zuständig. Das umfasst rund 3.000 Autos, 800 davon in Deutschland. Die wesentlichen Aufgaben von Roberts sind, neben der Beschaffung, vor allem auch die passenden Partner auszuwählen, Prozesse zu optimieren und auf Umweltthemen zu achten, wenn es zum Beispiel darum geht, CO2-Vorgaben einzuhalten. Ihre drei Schwerpunkte in der nahen und fernen Zukunft werden sein: Fahrzeugauswahl, Elektromobilität und die Mobilität im Gesamten. "Digitalisierung macht es möglich, die verschiedensten Tools und Apps in unser Geschäft zu integrieren, auch solche, die es in dieser Form in der Vergangenheit noch nicht gab." Damit erhöht Merck die Mobilitätsoptionen seiner Mitarbeiter deutlich.

Bei der Elektromobilität beschäftigt sich Roberts mit der Herstellerauswahl, den Lademöglichkeiten, der Zusammenarbeit mit Energieversorgern und den Fragen, an welchen Standorten die Angebote bereitgestellt werden können und sollen. "Die Bedeutung eines Autos an sich ist im Wandel", sagt Roberts. Tendenziell sei für die Jüngeren das Auto nicht per se die erste Wahl, um von A nach B zu kommen. Das verändert die Art der Mobilität und die Aufgaben des Fuhrparkmanagers von morgen. "Der muss offen sein für Neues und alle Möglichkeiten in Betracht ziehen – nicht nur das Auto", so Roberts. Das sei künftig nur noch eine von vielen Möglichkeiten der Mobilität, die Flottenmanager im Portfolio haben sollten.