Fuhrparkreport SAP Auf Nachhaltigkeit getrimmt

Markus A. Falk Foto: Jacek Bilski 2 Bilder

18.000 Mitarbeiter, 16.000 Firmenwagen: SAP verfügt über einen der größten Kauffuhrparks in Deutschland. Dabei spielt Klimaschutz für Flottenchef Markus Falk eine wichtige Rolle.

"Beeindruckend" trifft es wohl am besten, wenn man in das weitläufige SAP-Areal einfährt. Glänzende Bürogebäude, liebevoll angelegte Grünanlagen und ein ausgeklügeltes Parksystem empfangen die Besucher. Dabei fallen bereits im Eingangsbereich die Parkplätze für E-Autos mit ihren Ladestationen auf. Derzeit sind am Standort Walldorf rund 105 Elektroautos und Plug-in Hybride unterwegs, weltweit sind es knapp 500.

"Damit liegen wir voll im Plan", erklärt Markus Falk, Head of Global Car Fleet von SAP. Bis 2020 will der Konzern weltweit 5.000 Stromer im Einsatz haben. Gleichzeitig soll der CO2-Ausstoß der Flotte sinken, und zwar auf das Niveau des Jahres 2000. Damals hatte SAP nur 3.000 Fahrzeuge bei rund 23.000 Mitarbeitern, heute sind es 80.000 Mitarbeiter und 26.000 Firmenwagen, Tendenz steigend

Wie motiviert man Mitarbeiter, auf Elektroautos umzusteigen?

Entsprechend steht Elektromobilität und deren zügiger Ausbau ganz oben auf der Agenda von Falk und seinem 14-köpfigen Team. Mit von der Partie ist Marcus Wagner, Projektleiter Nachhaltigkeit bei SAP: "Nachhaltigkeit und insbesondere Klimaschutz sind in unserer Unternehmensphilosophie fest verankert und genießen damit oberste Priorität."

Doch was tun, um mehr Mitarbeiter für Umweltschutz und Elektromobilität zu sensibilisieren? "Das nehmen wir sehr ernst", sagt Falk. SAP führte bereits vor einigen Jahren unterschiedliche Bonifizierungen ein, um Mitarbeiter zu belohnen, die sich für ein verbrauchsarmes Modell entscheiden. "Zusätzlich zu diesem Bonus kommen weitere Maßnahmen etwa das kostenlose Laden an SAP Geschäftsstellen oder die verkürzte Nutzungsdauer. Ein E-Auto als Firmenwagen wird doppelt attraktiv", erklärt Wagner.

Darüber hinaus sinkt der für die uneingeschränkte Privatnutzung erhobene monatliche Eigenanteil, der sogenannte Nettoabzug. Und um die höheren Anschaffungskosten auszugleichen, subventioniert der Softwarekonzern noch einen Teil der Batteriekosten. "Ziel ist es, dass Mitarbeiter mit E-Auto finanziell nicht schlechter gestellt sind als die, die sich für einen Firmenwagen mit konventionellem Verbrennungsmotor entscheiden", fasst Wagner zusammen.

Dennoch reichen finanzielle Anreize allein kaum aus. Probleme wie Reichweite, Ladeinfrastruktur und lohnsteuerliche Aspekte müssen schließlich erst noch gelöst werden. Dazu zählt unter anderem die Fahrt in den Urlaub sowie die höhere Belastung durch den geldwerten Vorteil. "Das sind durchaus wichtige Argumente und Herausforderungen für Mitarbeiter", sagt Falk. Überlegungen, dass die SAP für Urlaubsfahrten ein langstreckentaugliches Auto zur Verfügung stellt oder das Laden zu Hause ermöglicht, spielen längst eine Rolle.

In Sachen Ladeinfrastruktur ist der Konzern bereits einen Schritt weiter. "Derzeit installieren wir am Standort Walldorf 40 neue Ladesäulen, sodass wir bis Jahresende auf 100 kommen", sagt Wagner. Zusätzlich erhalten E-Fahrer künftig eine Verbund-Ladekarte mit der sie nahezu überall im öffentlichen Bereich kostenlos ihr Fahrzeug laden können.

Zwei deutsche Vorstände sind bereits elektrisch unterwegs

Wagner ist sich sicher: "Sind all diese Probleme aus dem Weg geräumt, steigt die Zahl der elektrisch betriebenen Firmenwagen." An prominenten Vorbildern mangelt es auf jeden Fall nicht: "Zwei deutsche Vorstände sind bereits heute elektrisch unterwegs." Langfristig rechnen sich E-Autos für das Unternehmen und die Umwelt, davon gehen die Experten aus. Das gilt natürlich nur, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. SAP stellt sicher, dass weltweit alle Ladesäulen mit Ökostrom betrieben werden. Wagner setzt auf die nächste Generation E-Autos: bezahlbare Modelle, deutlich größere Reichweiten. "Dann", da ist er sich sicher, "kommt irgendwann der große Run."

Bislang verursacht die Firmenflotte rund ein Viertel des gesamten CO2-Ausstoßes des Konzerns; der gesamte Bereich Mitarbeiter-Mobilität, also Flüge, Auto, Bahn oder Bus, ist für insgesamt drei Viertel der CO2-Emissionen verantwortlich. Hier steckt noch viel Potenzial. "Deshalb bieten wir seit einiger Zeit neben dem klassischen Firmenwagen neue Mobilitätsalternativen an", sagt Falk. Dazu gehören unter anderem die Bahncard 100 oder ein Leasingfahrrad.

"Mittlerweile haben wir mehr als 1.500 Räder im Bestand. Das hätten wir nie für möglich gehalten." Gleichwohl geht es in diesem Fall nicht um CO2-neutrale Dienstreisen, sondern vielmehr um Gesundheit und um den Spaß an Bewegung. "Deshalb erlauben wir auch ein zweites Fahrrad für den Lebenspartner", erklärt Wagner.

Mittlerweile nutzen etwa 1.300 Mitarbeiter in Deutschland das Angebot zur Barlohnum-wandlung, auch der Fuhrparkchef selbst. Wann immer es die Witterung zulässt, schwingt er sich aufs Rad um damit zum Büro zu fahren:"Damit erreichen wir positive Effekte. Die Parkplatzsituation entspannt sich, außerdem fällt kein CO2 an. Die Fahrräder werden hauptsächlich für das tägliche Pendeln in die Geschäftsstelle oder in der Freizeit genutzt. Die Umsetzung erfolgte in enger Abstimmung mit unseren Sozialpartnern und den Arbeitssicherheitsexperten, um alle Sicherheitsvorschriften einzuhalten."

Es geht nicht darum, den Mitarbeitern etwas wegzunehmen, sondern sie diese über neue Alternativen für nachhaltige Mobilität zu sensibilisieren. Dabei geht es nicht ausschließlich um das starre Konstrukt der Firmenwagen-Flotte. Für Wagner zeichnet sich ein Wandel ab: weg von "vertikaler" hin zur "End-to-end"-Mobilität. "Allerdings wird dieser Prozess nicht morgen und auch nicht übermorgen abgeschlossen sein."

Externer Dienstleister fürs operative Geschäft

Seit rund zwei Jahren arbeitet SAP im operativen Bereich mit Sixt Mobility Consulting zusammen und steuert die deutsche Flotte mit ihren rund 16.000 Pkw im Kauffuhrpark. Das neue internationale Reporting soll lokale Daten durch eine einheitliche Erfassung und automatische Übersetzung in die jeweilige Landessprache global nutzbar machen, auch bei CO2-Reportings.

Doch SAP wäre kein Softwarekonzern, wenn sie nicht ihre eigenen Tools für die Verwaltung der Fuhrpark-Stammdaten nutzen würde. Dagegen laufen zum Beispiel Zulassung, Betreuung etwa bei Schadenfällen, Abwicklung von Wartung und Reparatur sowie das Remarketing über den externen Dienstleister. Inzwischen gibt es am Standort Walldorf sogar ein Callcenter des Dienstleisters mit fünf Mitarbeitern. Klar, dass SAP strategische Entscheidungen, etwa Car Policy, Ladeinfrastruktur oder die Mitfahrlösung Two-Go nicht aus der Hand gibt.

Head of global car fleet: Markus A. Falk

Nach seinem BWL-Studium und einer Zwischenstation als Prüfer in der Öl- und Halbleiterindustrie kam Markus A. Falk 2002 zur SAP. Erst leitete  er die regionale Revision in Asia Pacific, dann folgte die globale Verantwortung für die IT-Revision. Seit rund drei Jahren ist Falk Flottenchef des weltweiten Fuhrparks von SAP mit rund 22.000 Fahrzeugen, davon 16.000 in Deutschland.

Zahlen zu SAP

Die SAP ist dem Umsatz nach der größte europäische Softwarehersteller. Gegründet wurde das Unternehmen 1976. Derzeit beschäftigt der Konzern in Deutschland knapp 18.000 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 80.000.  Der Fuhrpark umfasst in Deutschland mehr als 16.000 Fahrzeuge, weltweit sind es 22.000 Einheiten. Die Flotte wird zentral vom Hauptsitz Walldorf verwaltet. Als externen Partner für das operative Geschäft holte die SAP vor zwei Jahren die Sixt Mobility Consulting ins Boot. Die SAP kauft ihre Firmenwagen in der Regel, die Laufzeit beträgt in der Regel vier Jahre.