Innenraum-Konzepte der Zukunft Lounge auf vier Rädern

Toyota Foto: Toyota 5 Bilder

Was können Ihre Mitarbeiter während der Reisezeit tun, wenn Autos hoch automatisiert fahren? Die Autohersteller haben fürs Cockpit der Zukunft schon ein paar Ideen.

Vielleicht dauert es noch bis 2025, vielleicht auch noch länger. Aber wenn die Konzepte der Fahrzeughersteller Wirklichkeit werden, sollten Autos irgendwann zumindest größere Teile von Fahrten autonom ausführen. Der Fahrer hat in solchen Phasen Gelegenheit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Und auch dabei sollen ihn künftige Fahrzeuge optimal unterstützen.

Innenraumkonzepte der Autohersteller, die etwas weiter in die automobile Zukunft reichen, tragen dieser Entwicklung bereits Rechnung. Allerdings sollte man sie im Kontext der Zeitpläne der Autoindustrie und der gesetzlichen Rahmenbedingungen betrachten. Diese verbieten allzu radikale Änderungen im Cockpit bei Fahrzeugen der nächsten Modellgeneration: Der Fahrzeugführer soll im Zweifel schnell Smartphone oder Tablet aus der Hand legen beziehungsweise seine Aufmerksamkeit vom Entertainment- oder Businessprogramm des zentralen Bordbildschirms wieder auf den Straßenverkehr und somit auf Lenkrad, Gas- und Bremspedal lenken können.

Doch fünf bis zehn Jahre weitergedacht, könnten solche Rückrufe in die Realität des Straßenverkehrs zur seltenen Ausnahme werden – und die Phasen, in denen sich das Fahrzeug autonom ums Vorankommen kümmert, immer länger. Die Firma Rinspeed, die sich selbst als kreativen Think Tank der Autoindustrie betrachtet, hat diese Zukunft schon in Entwürfen für Innenraumdesigns voraus gedacht

Das Auto wird zum Meetingraum

Das Aufmacherbild oben zeigt ein mögliches Ergebnis: Ähnlich wie heute in Jachten oder Wohnmobilen können Fahrer und Beifahrer ihre Sitze zum Innenraum hin drehen und finden dort dann Bildschirm, Rechner und je nach Bedarf einen Schreibtisch oder bequeme Polstermöbel vor. Aus Sicht von Rinspeed soll das Auto dann zum Beispiel die
Teilnahme an Videokonferenzen, die Bearbeitung von Dokumenten oder das
Surfen im Web unterstützen. So wandert mobiles Arbeiten, wie es heute während Bahn- und Flugreisen schon längst üblich ist, auch ins autonome Auto – kein
Wunder, dass die von Rinspeed konzipierten Relaxsitze an die Bestuhlung in der Businessclass im Flieger erinnern. Der Autovisionär und Rinspeed-Gründer Frank M. Rinderknecht nimmt in diesem Zusammenhang sein eigenes Werbemotto auf die Schippe: "Dann ist nicht mal mehr Fliegen schöner."

Sind Teams im Kollegenkreis unterwegs, bieten sich natürlich auch Besprechungen während der Fahrt an. Schon heute sind sie ja keineswegs unüblich – wobei der Fahrer in solchen Situationen heute seine Aufmerksamkeit klug zwischen Straßenverkehr und Bordmeeting aufteilen muss. Hoch automatisierte Autos der Zukunft erlauben auch ihm, sich vollständig auf den Inhalt des Meetings zu konzentrieren, und führen so zu einer klaren Entlastung.

Audi Foto: Audi

In solchen Szenarien könnten auch Fenster oder die Innenwände des Fahrzeugs zu Bildschirmen werden, die Präsentationsunterlagen, Weboberflächen oder per Mobilfunk zugeschaltete Meetingteilnehmer zeigen. An solchen Konzepten arbeitet beispielsweise
Mercedes. Dass solche Fahrzeuge mit leistungsstarken Funkverbindungen ans Internet angebunden sein werden, versteht sich ohnehin von selbst – die permanente Vernetzung soll ja nicht zuletzt auch die Steuersysteme fürs autonome Fahren mit aktuellen Strecken­informationen sowie Sensordaten und Präsenzmeldungen der vorausfahrenden und benachbarten Fahrzeuge versorgen.

Zieht sich das Lenkrad ins Cockpit ein, fährt das Auto autonom

Schnell kamen die Designer und Technik­visionäre von Mercedes, BMW und Audi dann auch zu dem Schluss, dass ein Lenkrad in heute üblicher Größe bei solchen Szenarien eher stört. Ihre Antworten darauf reichen von einer drastischen Verkleinerung des Lenkrads, die seinem allmählichen Bedeutungsrückgang Rechnung trägt, bis hin zu komplexen Kon­struk­tionen, bei denen sich das Volant mechanisch aufwendig zusammenfaltet und ins Cockpit zurückzieht, solange es der Fahrer nicht benötigt. Aus der Warte von Usability-Experten hat dies einen weiteren Vorteil: Der Fahrer erkennt eindeutig, ob das Fahrzeug autonom fährt oder ob ein Eingreifen seinerseits erforderlich wird.Spätestens auf der Rückfahrt von einem anstrengenden Arbeitstag sollen Konferenzen und Onlinearbeit dann in den Hintergrund treten. In solchen Phasen – oder auf Fahrten mit der Familie – schalten die Autos der Zukunft in den Entertainmentmodus. Schließlich lassen sich auf großen Bildschirmen auch Filme oder TV-Sendungen präsentieren, die künftig ebenfalls vor allem per Streaming aus dem Internet empfangen werden. Auch solche Ausstattungen und Anwendungen sind keine Utopie – schließlich versorgen schon heute Rear-Seat-Entertainment-Systeme, TV-Tuner und DVD-Player zumindest die Mitreisenden mit mobiler Unterhaltung.

Daher sind die vorgestellten Innenraumkonzepte letztlich nur eine Fortschreibung aktueller Trends. Wo im Geschäftsbetrieb noch Unterlagen oder Laptops Platz fanden, könnte dann etwa eine Chaiselongue zum Füßehochlegen einladen. Ist das autonome Auto der Zukunft tagsüber ein fahrendes Büro, soll es in der Freizeit genauso souverän zum rollenden Wohnzimmer werden.