Lichttest Halogen, Xenon oder LED?

Opel Astra (Halogen, Matrix-LED), Seat Leon (Halogen, LED), VW Polo (Halogen, Xenon, LED) Foto: Hans-Dieter Seufert 3 Bilder

Egal ob schlechtes Wetter, Dämmerung oder Nachtfahrt – gutes Licht am Firmenwagen ist wichtig und steigert die Sicherheit immens. Unser Licht-Report zeigt, ob LED-Scheinwerfer wirklich immer die beste Wahl sind, und erklärt die neuen Matrix-Systeme.

Im Fuhrpark geht‘s zwar immer ums Geld. Doch für besseres Licht ökonomische Gründe zu finden, ist schwierig. Obwohl LED-Leuchten nur rund ein Viertel soviel Energie wie H7-Scheinwerfern benötigen, werden sie sich rein finanziell nicht amortisieren. Doch Kosten sollten beim Thema Sicherheit sowieso nie entscheidend sein.

Einige Halogenlampen erreichen zwar durchaus gute Ergebnisse, wie unser Test zeigt. Doch bei Lebensdauer, Lichtstärke und Leuchtreichweite sind den klassischen Leuchten Grenzen gesetzt. Das Funktionsprinzip ähnelt stark dem einer Glühbirne. Das Licht des glühenden Metalldrahts wird durch einen Reflektor oder ein Projektionssystem an die gewünschte Stelle vor dem Auto gelenkt.

Spätestens für Adaptivfunktionen wie dem blendfreien Fernlicht kommen jedoch fast ausschließlich LED-Scheinwerfer zum Einsatz. Selbst die Xenon-Leuchte, auch Gasentladungslampe genannt, wird zunehmend von den Leuchtdioden abgelöst und spielt bei einigen Herstellern in der Entwicklung gar keine Rolle mehr. Zwar ermöglichen mechanische Schwenkmodule seit rund zehn Jahren Funktionen wie etwa das dynamische Kurvenlicht, die Möglichkeiten darüber hinaus sind jedoch begrenzt.

LED leuchten präziser und effizienter

Die LED dagegen überzeugt gleich in mehreren Punkten: So hält sie mit einer Lebens- dauer von mehr als 10.000 Stunden im Regelfall ein ganzes Autoleben, spendet mit einer Farbtemperatur von 5.500 Kelvin fast tageslichtähnliche Beleuchtung und ist energie-effizient. Außerdem bringt sie das Licht dank sehr schneller Reaktionszeiten präzise und in hoher Auflösung auf die Straße. Denn eine LED leuchtet in Bruchteilen einer
Sekunde in voller Kraft, während ein Xenon-Brenner mitunter erst nach einigen Sekunden seine volle Lichtstärke erreicht.

Angebot bislang noch eingeschränkt

Ein Blick in die Ausstattungslisten der Autohersteller zeigt jedoch, dass die Auswahl an Scheinwerfertechnologien bei vielen Modellen sehr begrenzt oder an andere Optionen gebunden ist (sioehe angehängtes PDF). Und das, obwohl es an anderer Stelle bereits Laserlicht und verschiedenste Adaptivfunktionen gibt. So ermöglichen einige Systeme blendfreies Fernlicht, bei dem entgegenkommende oder vorausfahrende Autos gezielt ausgespart werden, während der Lichtkegel drum herum weiter auf Fernlichtniveau leuchtet. Entweder werden dafür die Scheinwerfermodule unabhängig voneinander zur Seite geschwenkt oder ein Matrix-LED-System eingesetzt. Bei Letzterem sind mehrere LED einzeln ansteuerbar, sie werden je nach Bedarf aus- und eingeschaltet oder heller und dunkler gedimmt. So lässt sich mittlerweile auch Kurvenlicht rein elektronisch regeln.

Während bis vor einigen Jahren hauptsächlich die Lichtquelle weiterentwickelt wurde, muss nun auch eine intelligente Software implementiert werden. Nur so ist es möglich, dass sich Funktionen wie das Kurvenlicht schon vorausschauend einschalten und der Lichtkegel auch störend reflektierende Verkehrsschilder
ausspart.

Porsche geht sogar noch einen Schritt weiter und steuert künftig auch die Einstellung der Scheinwerfer per Software. Dafür ist bis jetzt noch ein Besuch in der Werkstatt samt aufwendiger Prozedur mit speziellen Messgeräten nötig. Das neue System erkennt dann mittels einer Kamera, die oftmals bereits im Fahrzeug eingebaut ist, den charakteristischen Knick der Hell-Dunkel-Grenze und berechnet aus mehreren Messwerten mögliche Fehlstellungen der Scheinwerfer. Ab 2017 soll das System in Serie gehen. Da es auch während der Fahrt die Einstellungen der Scheinwerfer automatisch überprüft, können andere Verkehrsteilnehmer im Fernlichtmodus noch präziser ausge­blendet werden.
Parallel steigen die Möglichkeiten, den Scheinwerfern zusätzliche Funktionen beizubringen. Bereits 2016 bringen Mercedes und Porsche ein Matrix-Licht mit 84 einzeln ansteuerbaren LED auf den Markt. Damit lässt sich das Licht erstmals nicht nur in mehreren Spalten, sondern auch in drei Zeilen steuern.

Variables Laserlicht in Planung

Langfristig sollen die Scheinwerfer mit hochauflösenden Matrix-Systemen mehr als 3000 Pixel erreichen. Auch das Laserlicht soll in Zukunft dank eines schnell beweglichen Mikrospiegels variabel verteilt werden können.

Ebenfalls neu ist die OLED-Technologie, bei der eine organische Fläche als Ganzes leuchtet. Während BMW 2016 eine Variante mit geraden Flächen auf den Markt bringt, sollen später auch gebogene OLED möglich sein. Allerdings beschränkt sich der Einsatz der hitzeempfindlichen Leuchten vorerst auf das Heck und bringt nur in puncto Design Vorteile.

Seat Leon

Die Halogenscheinwerfer überraschen. Dank optimaler Einstellung leuchten sie breiter und gleichmäßiger als das LED-Licht und sind damit klar besser.

  1. LED
    Insgesamt wirkt das LED-Licht zu schwach. Mit einem hellen Kegel vor dem Fahrzeug, aber schwacher Ausleuchtung in der Breite ist die Lichtverteilung etwas ungleichmäßig. Die ausgeprägte Hell-dunkel-Linie im Abblendlicht lässt die Reichweite sehr kurz erscheinen. Beim Fernlicht schwenkt das ganze Modul nach oben, wodurch zwar Höhe, Breite und Reichweite steigen, das Licht aber noch schwächer wirkt.
    Ausleuchtung o, Helligkeit o, Fahreindruck o
  2. Halogen
    Die kräftigen Halogenstrahler leuchten die Fläche vor dem Fahrzeug sehr homogen aus und erzeugen sowohl in der Breite als auch nach vorn eine angenehme Lichtverteilung. Besser schneidet auch das Fernlicht ab, bei dem der Bereich vor dem Fahrzeug gleichmäßig hell erleuchtet bleibt. Außerdem gibt es ein hilfreiches Abbiegelicht.
    Ausleuchtung +, Helligkeit +, Fahreindruck +

Opel Astra

Erstmals gibt es Matrix-LED-Licht bereits in der Kompaktklasse. Hier fällt die Wahl leicht: Selbst im Stand ohne Matrix-Funktionen ist das Halogenlicht keine Alternative.

  1. Matrix-LED
    Zwar sind während der Fahrt die Säulen der Matrix-
    Elemente deutlich erkennbar, stören aber kaum. Der Vorteil, die Fahrbahn immer optimal mit Licht zu versorgen, ohne andere zu blenden, überwiegt. Auch das Abblendlicht ist stark, leuchtet die Fläche hell und breit aus und zeigt viele Details Entgegenkommender. Das Fernlicht strahlt weit, hoch und gleichmäßig in die Ferne und vermittelt damit ein sicheres Fahrgefühl.
    Ausleuchtung ++, Helligkeit +, Fahreindruck ++
  2. Halogen
    Hier sind die Unterschiede so deutlich, dass die Halogenleuchten selbst im Fernlichtmodus nur knapp mit der Qualität des LED-Abblendlichts mithalten können. Reichweite und Lichtverteilung haben sichtbare Defizite, so gibt es nur vor dem Fahrer einen schmalen, hellen Licht­kanal, seitlich und in der Ferne lässt die Leuchtstärke rasch nach.
    Ausleuchtung -

VW Polo

Je nach Modell gibt es Xenon- oder LED-Licht optional, eine eindeutige Empfehlung ist aber schwer. Ohne Adaptivfunktionen überzeugt das LED-Licht nicht restlos.

  1. Absolut top ist das Fernlicht: So weit, hell und gleichmäßig strahlt in diesem Vergleich kein anderes. Allerdings hält das Abblendlicht bei dieser Performance nicht mit, die magere Ausleuchtung in der Breite und die scharfe Hell-Dunkel-Linie fallen negativ auf. Außerdem fehlen, mit Ausnahme des Abbiegelichts, dynamische Funktionen, vor allem bei flotten Kurvenfahrten wünscht man sich eine bessere Ausleuchtung.
    Ausleuchtung +, Helligkeit ++, Fahreindruck +
  2. Halogen
    Diese Halogenscheinwerfer machen keine groben Fehler. Reichweite und Güte der Ausleuchtung können aber nicht mit den aufpreispflichtigen Systemen mithalten. Auch die fleckige, etwas ungleichmäßige Lichtverteilung kann stören. Wer jedoch nur in Ausnahmefällen im Dunkeln außerhalb der Stadt fährt, kann damit auskommen.
    Ausleuchtung +, Helligkeit o, Fahreindruck +
  3. Xenon
    Leider haben nur die Modelle Cross Polo und Blue GT das Xenon-Licht im Angebot. Dabei ist der Alltagsnutzen gegenüber den LED-Scheinwerfern höher, weil die Fläche vor dem Fahrzeug homogener und breiter ausgeleuchtet wird. Lediglich die Lichtverteilung ist mit einem hellen Spot vor dem Fahrer anfangs gewöhnungs-bedürftig.
    Ausleuchtung +, Helligkeit +, Fahreindruck ++

Obwohl unsere Stichprobe kein eindeutiges Ergebnis bringt, ist das schwache LED-Licht des Seat Leon als Ausnahme anzusehen. Denn in den meisten Fällen verbessern Xenon- und LED-Leuchten die Sicht im Dunkeln deutlich. Das große Plus an Sicherheit ist seinen Aufpreis (rund 850 Euro) wert, zumal das Optionslicht auch den Wiederverkaufswert steigert. Spätes­tens wenn dynamische Adaptivfunktionen im Angebot sind, sollte die Entscheidung leichtfallen. Da aber weder Beschreibungen noch technische Werte die individuelle Wahrnehmung ersetzen können, sollten Sie und Ihre Fahrer Probefahrten und andere Gelegenheiten nutzen, um die Lichtsysteme selbst kennenzulernen und sich von deren Fähigkeiten ein Bild zu machen.

Download Marktübersicht: Welcher Hersteller bietet welches Licht? (PDF, 1,43 MByte) Kostenlos