Der Mercedes GLC empfiehlt sich als Geschäftswagen und als Freizeitbegleiter gleichermaßen. Der Modellcheck zeigt, welche Version des kompakten SUV die Premiumansprüche von Dienstwagenfahrern am besten erfüllt und welche Ausstattung empfehlenswert ist.
Der alte Mercedes GLK ging weg wie das sprichwörtlich geschnittene Brot: Über 700.000 Einheiten verkauften die Schwaben von ihrem kantigen SUV seit der Markteinführung 2008. So einen erfolgreichen Bestseller neu aufzulegen ist kein leichtes Unterfangen, denn der Nachfolger muss in große Fußstapfen treten. Trotzdem hat Mercedes bei der zweiten Generation des kompakten SUV vieles anders gemacht, als es Dienstwagenfahrer vom GLK bislang noch gewohnt waren.
Das beginnt mit der geänderten Modellbezeichnung von GLK auf GLC. Nicht ohne Grund, denn das "C" in der Buchstabenkombination betont die technische Verwandtschaft zur C-Klasse. Die war zwar auch beim Vorgänger schon gegeben, doch diesmal besiegelt der Neue es amtlich im Kürzel. Die eckige Form wich zugunsten eines rundlicheren Designs, gleichzeitig legten die Abmessungen um einiges zu. So ist der GLC mit 4,66 Metern zwölf Zentimeter länger, fünf Zentimeter breiter und wiegt dennoch bis zu 80 Kilogramm weniger.
Der neue GLC kurbelt das Geschäft an
Das neue Gesamtpaket kam bei den Privat- und Firmenkunden gleichermaßen gut an und wurde honoriert. Seit seinem Erscheinen im Sommer 2015 entwickelte sich der GLC zum Erfolgstypen und gehört neben dem kleineren GLA zu den Topsellern im SUV-Programm von Mercedes. Vergleichen mit 2014 hat sich im letzten Jahr der SUV-Absatz sogar verdoppelt und pendelte sich auf den Rekordwert von insgesamt 525.866 Fahrzeugen ein. Ein positiver Trend, von dem nicht nur Mercedes, sondern die gesamte Autobranche berichtet, denn es ist mit Abstand das am schnellsten wachsende Fahrzeugsegment überhaupt. Autokäufer lieben SUVs, deshalb baut Mercedes die Modellpalette weiter aus und stellt dem GLC schon bald einen sportlichen Coupé-Ableger zur Seite.
Doch zurück zum GLC, der in diesem Jahr auch bei den Flottenmanagern besonders hoch in der Gunst steht. Eben erst fuhr er den Klassensieg als bester kompakter SUV bei "Firmenauto des Jahres" ein. Neben seinen Qualitäten kam besonders sein Interieur gut an. Der GLC empfängt seine Gäste in einem gediegenen Ambiente. Die Materialien sind von einer hohen Anfassqualität. Er ist außerdem so verarbeitet, wie man es von einem Premiumfahrzeug erwartet: hochwertig und edel.
Zentraler Dreh- und Angelpunkt im schicken Cockpit ist der Controller mit Touchpad-Funktion auf der Mittelkonsole. Er liegt griffgünstig zur Hand und über ihn werden alle wichtigen Funktionen wie Navi, Telefon oder Radio gesteuert. Die gesamte Bedienung erfolgt intuitiv und selbst erklärend, selbst die manuelle Buchstabeneingabe mittels Zeigefinger auf dem Touchpad funktioniert prima. Auch die Darstellung auf dem
21 Zentimeter großen Monitor des Comand Online (2.950 Euro) passt.
Obwohl die hohe Sitzposition einen erhabenen Blick auf das Verkehrsgeschehen gibt, sitzt der Fahrer nicht allzu hoch und fühlt sich eher wie im Pkw. Das passt. Platz gibt es ebenfalls genug, selbst hinten kommt keine Enge auf. Im Gegenteil. Die Passagiere genießen auf der Rückbank wesentlich mehr Beinfreiheit als beim alten GLK. Auch das Gepäckabteil hat minimal zugelegt und fasst 550 bis 1.600 Liter. Bei maximalem Ladebedarf legt sich die dreigeteilte Rücksitzlehne per Knopfdruck flach hin. Und ist der GLC wie bei unserem Testwagen mit der optionalen Luftfederung ausgerüstet, lässt sich die Karosserie vom Kofferraum um 40 Millimeter absenken. Das erleichtert das Beladen und die hohe Zuladung von 655 Kilo (220 d) macht den GLC zu einem idealen Lastenträger
Für den Fall der Fälle bestens gerüstet
Die Sicherheitsausstattung fällt umfangreich aus. So gibt es neben einem Knieairbag für den Fahrer oder den Seitenwind- und Lichtassistenten bereits schon ab Werk einen Kollisionswarner mit autonomer Teilbremsung. Ebenso ist ein Müdigkeitswarner serienmäßig an Bord. Ergänzt werden kann das Angebot mit der automatischen Abstandsregelung Distronic Plus (956 Euro), die den Benz beim Stop&Go-Verkehr zuverlässig abbremst und wieder beschleunigt.
Oder man investiert gleich 2.100 Euro in das Fahrerassistenz-Paket. Im Preis sind dann neben Distronic Plus, weitere elektronische Fahrhilfen enthalten. Dazu zählen der Lenk-Assistent, eine Fußgängererkennung, der Kreuzungs-Assistent sowie ein aktiver Spurhalter und ein Totwinkel-Warner. Pre-Safe Plus erkennt darüber hinaus eine drohende Heckkollision, verriegelt beim stehenden GLC automatisch die Bremsen, um die Insassenbelastung zu minimieren, und warnt den nachfolgenden Verkehr mittels schnell pulsierendem Warnblinker.
Ein weiterer Leckerbissen aus dem Sicherheitsprogramm sind die LED-Scheinwerfer mit adaptiver Lichtverteilung sowie Kurven und Abbiegelicht (LED Intelligent Light System). Sie beginnen bei 865 Euro, in der besten Ausführung sind sie für 1.450 Euro zu haben. Die Investition in die teurere Variante ist lohnenswerter, da die Scheinwerfer die Fahrbahn nicht starr, sondern variabel und dadurch sehr gut die Fahrbahn ausleuchten, ohne den Gegenverkehr zu blenden. Zudem ist das LED-Licht angenehmer für das menschliche Auge und weniger ermüdend als die grelleren Xenon-Scheinwerfer.
Reifenpanne? Lieber vorsorgen, sonst muss der Abschleppwagen kommen
Es hagelt aber auch Kritik. Dass der GLC ohne Ersatzrad ausgeliefert wird, lässt sich ja noch einigermaßen verschmerzen. Aber was ist, wenn ein Reifenschaden den Firmenwagen lahmlegt? So eine Panne ist zwar relativ selten, kann aber vorkommen. Deshalb ist es schon frech, für selbstverständliche Dinge wie Tirefit (50 Euro) überhaupt einen Aufpreis zu verlangen. Reifen mit Notlaufeigenschaften kosten sogar mindestens 280 Euro extra. Vor allem wenn man bedenkt, dass der günstigste GLC bei hohen 37.700 Euro beginnt. Gleiches gilt für den größeren 66-Liter-Tank, den sich die Schwaben (außer GLC 250 und AMG 43) mit 50 Euro bezahlen lassen. Serienmäßig ist nur ein mickriger Tank mit 50 Liter Fassungsvermögen. Der Anschaffungspreis sowie die Aufpreisgestaltung aller gängigen Extras sind beim GLC ohnehin schon viel teurer als bei seiner Konkurrenz.
Dafür bietet der Mercedes mit dem Offroad-Technikpaket ein Alleinstellungsmerkmal im Segment rund um Audi Q5 oder BMW X3. Dieses umfasst neben einem Unterfahrschutz, einer Bergabfahrhilfe sowie einer um zwei Zentimeter erhöhten Karosserie über diverse Gelände-Fahrprogramme. Ist eines der elektronisch geregelten Programme aktiviert, wühlt sich der Schwabe, ohne zu murren durch schlammiges Terrain oder über Buckelpisten hinweg. Sperrdifferenziale sucht man im GLC vergebens, trotzdem erledigt er leichte bis mittelschwere Aufgaben souverän. Darüber hinaus fällt der Paketzuschlag mit 590 Euro recht moderat aus
Plug-in Hybrid mit strammen 320 PS
Mercedes hat für den GLC fünf Motorisierungen im Programm, vom 367 PS starken Sportmodell AMG GLC 43 bis zum 350 e. Bei diesem Plug-in Hybriden bringt es der Zweiliter-Benziner auf 211 PS, der E-Motor boostet mit 116 PS. Zusammen ergibt das eine Systemleistung von 320 PS. Laut Norm schafft es der 350 e, mit vollen Akkus 34 Kilometer rein elektrisch zu fahren, und er soll im Schnitt 2,5 Liter Super schlucken. Der Steckdosen-Schwabe ist ein ernstzunehmendes Angebot, auch wenn er erst ab 44.300 Euro zu haben ist.
Zu teuer? Dann dürfte der Favorit im Fuhrpark aller Flottenfahrer wohl weiterhin 220 d heißen. Der klassische Einstiegsdiesel ist 6.600 Euro günstiger, entfaltet 170 PS sowie 400 Nm Drehmoment und passt bereits gut zum Charakter des handlichen GLC. Der Vierzylinder hat gleichmäßig Kraft und liefert ordentliche Fahrleistungen. Beim Kaltstart ist der 220 d zwar als Selbstzünder auszumachen, insgesamt überzeugt er aber mit einer sehr guten Geräuschdämmung. Wie alle GLC kommt auch der 220 d mit variablem Allradantrieb und wie alle kommt er mit Automatik. Bei den beiden Dieselmotoren hat sie neun Stufen und schaltet fast unmerklich. Unser Testverbrauch von 8,4 Litern ist, gemessen an der hohen Stirnfläche und 1,8 Tonnen Gewicht, noch angemessen. Wobei es durchaus auch sparsamer geht: Auf unserer defensiv gefahrene Verbrauchsrunde kam der Diesel mit 6,7 Litern aus. Der geringe Wertverlust bei dreijähriger Nutzung schont das Firmenbudget und auch die Gesamtkosten gehen in Ordnung.
Luftfederung auf Oberklasse-Niveau
Ein ganz besonderer Tipp an alle Langstreckenfahrer zum Schluss: Die sollten bei ihrer Bestellung die Luftfederung mit adaptiven Dämpfern ankreuzen, denn die ist ein Hochgenuss. Gegen Zuzahlung von 1.900 Euro schwebt der GLC förmlich über alle erdenklichen Nachlässigkeiten des Straßenbaus und spricht sensibel auf Unebenheiten an. Der hohe Federungs- und leise Abrollkomfort liegt auf Oberklasse-Niveau. Für Außendienstler, die mehr auf die harte Tour stehen, gibt’s selbstverständlich ein agiles Sportprogramm. Oder besser gesagt gleich zwei. Denn wo Sport oder Sport + draufsteht, hält der Name was er verspricht. Dazu genügt nur ein kurzer Tastendruck genügt und Fahrwerk, Motor sowie Getriebe sind scharf gestellt. Somit wird die Luftfederung allen Ansprüchen bestens gerecht.
Die Varianten des Mercedes GLC
Alle GLC sind mit variablem Allradantrieb sowie Neun-stufen-Automatik ausgestattet, abgesehen vom Plug-in Hybriden, der mit sieben Gangstufen auskommt. Trotzdem ist der 350 e ganz besonders aufs Sparen ausgelegt, fährt er doch kurze Strecken rein elektrisch. Wie viel der Plug-in Hybrid letztendlich verbraucht, hängt aber immer vom Fahrprofil des Nutzers ab. Wer häufig kurze Strecken fährt und das Auto regelmäßig lädt, spart Sprit. Für die lange Strecke taugt ein Plug-in Hybride weniger.
Im September 2016 startet mit dem GLC Coupé ein sportlicher Ableger des Kompakt- SUV. Die Windschutzscheibe neigt sich beim Coupé stärker als beim herkömmlichen GLC und die Dachlinie fällt steiler nach hinten ab. Weitere Unterschiede sind die schmal geformten Rückleuchten am rundlichen Heck, die Stil-Elemente vom S-Klasse Coupé aufnehmen. Vorne trägt das GLC Coupé den Mercedes-typischen Diamantgrill.
Neben einem dynamischen Außendesign gehören ein Sportfahrwerk und eine direkte Lenkung zur Grundausstattung. Gegen Aufpreis gibt es unter anderem ein Motorsound-Paket, mit dem das viertürige GLC Coupé seinen sportlichen Anspruch auch akustisch nach außen trägt.
Obwohl das Coupé mit 4,73 Metern um gut acht Zentimeter länger ist als der reguläre GLC, gibt es im Innern weniger Platz, da durch das nach hinten abfallende Dach die Fondpassagiere eine geringere Kopffreiheit haben. Auch der Kofferraum ist mit 491 bis 1.205 Litern kleiner und die Ladekante fällt höher aus. Nach der Markteinführung im September erhält das Coupé zwei neue Motoren. Der V6-Turbodiesel 350 d stammt aus der E-Klasse und hat 258 PS. Ein weiterer neuer Antrieb ist der 245 PS starke Benziner im GLC 300.