Der 3er BMW ist das meistverkaufte Premiummodell in der Mittelklasse. Ein Test des 320d Touring zeigt Stärken und Schwächen der Baureihe und nennt alle Preise und Kosten.
Der 3er BMW ist das jüngste Modell in der fürs Firmenwagengeschäft so wichtigen Mittelklasse. Die Limousine kam im Februar 2012 auf den Markt, den Kombi schob BMW ein halbes Jahr später nach. Die direkten Konkurrenten im sogenannten Premiumsegment haben alle einige Jahre mehr auf dem Buckel: Der Audi A4 ist bereits sechs Jahre alt, mit einer Modellpflege Anfang 2012, der Volvo V60 kam Ende 2010. Die Mercedes C-Klasse sieht ihrem Modellwechsel im nächsten Jahr entgegen. Entsprechend gut steht der 3er in Sachen Wertverlust da. Schwacke berechnet für den 320d Touring die höchsten Restwerte im direkten Vergleich mit den drei Konkurrenzmodellen (Ausgabe 4/2013, Seite 73). Das dürfte auch ein Grund für die vergleichsweise günstigen Leasingraten des 3er sein, die den Verkauf antreiben. Jedenfalls hat BMW von dem Mittelklasse-Modell in den ersten beiden Monaten 2013 in Deutschland fast 9.500 Stück verkauft, knapp ein Viertel mehr als Audi vom A4. Die C-Klasse kam nur auf 6.600 Zulassungen.
Zwölf Motoren von 116 bis 340 PS
Dabei bilden Limousine und Touring nur die solide Basis der Modellpalette. Coupé und Cabrio basieren noch auf dem Vorgänger-Modell und werden 2014 von einer 4er-Baureihe abgelöst. Bereits im Frühjahr 2013 aber startet ein weiteres Derivat des 3er: Der nochmals sportlichere Gran Turismo, ein viertüriges Coupé mit großer Heckklappe mit elf Zentimeter längerem Radstand und entsprechend mehr Beinfreiheit im Fond (Vorstellung in Ausgabe 5/2013). Bei den Firmenkunden aber bleibt der Kombi mit Abstand der beliebteste 3er. Den bietet BMW bis auf zwei Motoren, den 320i Efficient Dynamics Edition sowie den Active Hybrid 3, mit den gleichen Antrieben an wie die Limousine. Dabei reicht das Leistungsspektrum des Touring von den 136 PS des 316i bis zum 335i, der seine 306 PS auf Wunsch auch per Allrad auf die Straße bringt. Den 320d hat BMW genau in der Leistungsklasse positioniert, die Langstreckenfahrer im Geschäftswagen besonders schätzen. Der 184 PS starke und kernige Vierzylinder-Diesel kommt standardmäßig mit Sechsgang-Handschaltung. Doch erst die Kombination mit der ZF-Automatik (1.806 Euro, Standard bei den Sechszylinder-Dieseln) sorgt für die perfekte Symbiose aus Sportlichkeit und Fahrkomfort. Der Schaltautomat arbeitet sich blitzschnell und unaufgeregt durch seine acht Gänge und dürfte die -beste Automatik auf dem Markt sein. Überhaupt lässt sich der 3er mit dem Adjektiv fahrdynamisch am besten charakterisieren. Der Wagen saugt Kurven förmlich auf und macht dank der überaus präzisen Lenkung die Landstraße zur bevorzugten Spielwiese jedes 3er-Piloten. Dabei darf der Fahrerlebnisschalter gerne in Normalstellung bleiben. Auch so spricht die Federung feinfühlig an und liefert einen gelungenen Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit. Die 924 Euro fürs adaptive Fahrwerk mit Sportmodus und verschärfter Gasannahme kann man sich sparen. Denn auch in der Standardauslegung macht der Motor in jedem Drehzahlbereich genügend Druck.
Eco-Fahrmodus bremst Klimaanlage
Selbst im leistungsreduzierten Eco-Modus, der zusätzlich die Klimaanlage zurückregelt, lässt es sich prima reisen. Egal wie, dank Start-Stopp und ausgefeilter Spritspartechnik hält sich der Kombi an der Tankstelle zurück. Knapp 7,0 Liter im Test auf Winterreifen sind ein guter Wert, zumal wir einen Teil der Strecke voll -beladen und mit großer Dachbox zurückgelegt hatten. Dem normalen Fahreralltag näher kommt unsere genormte FIRMENAUTO-Verbrauchsrunde, die der 320d mit 6,1 Liter/100 Kilometer absolviert. Überhaupt kommt dem Thema Reisen in diesem Kombi ein höherer Stellenwert zu als noch im Vorgänger. 495 Liter Kofferraumvolumen sind jetzt mehr als bei der Konkurrenz und für den normalen Einsatz im Außendienst völlig ausreichend. Außerdem lässt sich praktischerweise nicht nur die gesamte Heckklappe elektrisch öffnen, sondern auch nur das Heckfenster.
Sitzkomfort vorn und hinten
Auf der großzügig geschnittenen und gut geformten Rückbank ist das Raumangebot ebenfalls besser als im Vorgänger, was entspanntes Reisen zu viert erlaubt. Für vorne sollten Vielfahrer mit empfindlichem Rücken die Sportsitze mit ausziehbarere Oberschenkelauflage und elektrisch anpassbaren Seitenwangen bestellen. Die 462 Euro sind gut angelegt, denn die Sitze bieten mehr Seitenhalt und passen sich dem Körper sehr gut an. Bestellt man den die Sport-Line-Ausstattung, bekommt man die Sitze mitgeliefert. Denn auch das ist neu: Wie schon beim 1er hat BMW unterschiedliche Linien aufgelegt. Sport, Luxury oder Modern Line kosten je 1.596 Euro und setzen vor allem optische Akzente. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der BMW zwar angemessen, aber nicht gerade umfangreich ausstaffiert vom Band läuft. Anders gesagt: Man könnte gut mit einem nackten 3er leben, doch die vielen Extras wecken Begehrlichkeiten.
Jede Menge Extras erhältlich
Wer einmal mit Head-up-Display gefahren ist, will es nicht mehr missen. Denn auch bei BMW haben sich Komfort und Sicherheitssysteme von den größeren Modellen in die Mittelklasse verbreitet. Das umfangreiche Angebot der fehlenswerten Ausstattungen beginnt bei A wie Automatik oder adaptives Kurvenlicht, reicht über das jetzt noch klarer ablesbare Head-up-Display und endet bei X wie Xenonlicht, auf das man schon wegen des Wiederverkaufs in dieser Klasse nicht verzichten sollte. Ob man sich dagegen für Connected Drive entscheidet, dürfte eine Frage des Budgets sein. Jedenfalls bekommt man für stolze 2.605 Euro ein Rundum-Sorglos-Paket in Sachen Navigation und Telematik, das sich über den zentralen Dreh-Drückschalter des iDrive spielerisch bedienen lässt.
Nur wenige Kritikpunkte
Das eigene Smartphone wird samt Telefonbuch mit wenigen Klicks ins System integriert und die Online-Funktion bringt Apps ins Auto. Sollte der Fahrer vergessen haben, wo er geparkt hat, so kann er den Wagen über die BMW-App orten. Und schon mal die Standheizung einschalten. Auch die Zieleingabe über Google-Earth-Suche funktioniert hervorragend. Einziger Kritikpunkt: Handy und Freisprecheinrichtung kommunizieren ausschließlich per Bluetooth, eine Kabelverbindung und besseren Empfang über die Autoantenne gibt es nicht. Das, sowie die teilweise happigen Preise der Sonderausstattungen sind dann aber auch die einzigen Kritikpunkte an diesem Kombi. Verarbeitung, Materialanmutung und Bedienung liegen auf dem klassenüblich hohen Niveau. Schlechte Autos gibt es im Premiumsegment längst nicht mehr. Den Ausschlag gibt letztendlich der persönliche Geschmack oder der Preis. Und da gilt nach wie vor: Qualität muss man teuer bezahlen.
Positiv
- Gute Fahrleistungen
- sparsamer Motor
- agiles Handling
- präzise Lenkung
- gutes Raumangebot
- großer Kofferraum
- hoher Fahrkomfort
- einfache Bedienung
- elektrische Heckklappe serienmäßig
- bequeme Sitze
- gute Sicherheitsausstattung
- viele Assistenzsysteme erhältlich
- geringer Wertverlust
- relativ günstige Wartungs- und Reparaturkosten
Negativ
- Hoher Preis
- nur zwei Jahre Garantie
- kerniger Motorenklang im Kaltlauf
- geringe Zuladung