Opel Tigra Spaß muss sein

Opel Tigra A Foto: Opel 6 Bilder

Der Opel Tigra A war ein Vertreter der unbeschwerten Neunziger. Hauptsache Spaß, hieß die Devise der User-Chooser – unterstützt durch Prominenz aus dem Wasser.

Von Steffi Graf bis Jürgen Klopp: Wenn es um Werbung geht, lässt Opel nichts anbrennen. Am Steuer sitzt meistens einer der angesagtesten Sportstars seiner Zeit. Das war beim Opel Tigra nicht anders. Pilotiert hat ihn für einen Werbespot die Schwimmweltmeisterin Franziska van Almsick. Noch ohne Führerschein, dafür gleich mitten in New York. Das ist in etwa so, als wechselte man vom Babyplanschen direkt zum Wildwassertauchen. Sehr gewagt. Wie auch das Auto. Immerhin eine viertel Million Käufer fand der Tigra A, der 1993 noch als Concept Car in Frankfurt stand, doch schon ein Jahr später in Saragossa vom Band lief. Es waren die Rundungen, die ankamen. Die des Autos, nicht die von Franzi natürlich. Der Designer Hideo Kodama hatte den Tigra ohne Ecken gezeichnet. Auf Chromschmuck verzichtete er gänzlich. Stattdessen verpasste er dem Auto eine B-Säule, die an Originalität bis heute ihresgleichen sucht.

Technisch basierte der Tigra auf dem Corsa und erhielt auch dessen 1,4 Liter kleinen 16V-Benziner mit 90 PS. Zwischenzeitlich gab es noch einen 16 PS stärkeren 1,6-Liter. Beide Antriebe passten wunderbar zum Auto und in die herrlich unvernünftige Gattung der Spaß­mobile. Genau das war der Tigra: Ein Freudenspender ohne nennenswerten Nutzwert und damit ein Konkurrent zum Nissan NX100 oder zum Mazda MX3.

Moderater Verbrauch und zwei Airbags

Offiziell als 2+2 Coupé verkauft, war er ein Zweisitzer mit Platz auf der Heckbank für eine Schwimmtasche. Der Radstand von 2,43 Metern sowie extrem kurze Überhänge vorne und hinten machten aus dem Tigra einen wendigen Stadtflitzer für Menschen mit Fingern aus Gummi. Solche brauchte man zur Wartung, etwa um ein schnödes Abblendbirnchen zu wechseln. Bei Opel in der Werkstatt wurde dazu gleich der ganze Stoßfänger abmontiert. Do-it-yourself-Kunden versuchten sich stattdessen in extremen Fingerübungen, während die Halsschlagader auf die Dicke eines Fahrradschlauchs anschwoll. Ebenso gewagt wie die Scheinwerferkonstruktion war die Idee von Opel, auf Ablagen in den Türen gleich ganz zu verzichten. Auch das immerhin vorhandene Handschuhfach wurde seinem Namen voll gerecht. Aber: Wer den Tigra durch die City hetzte, konnte auf gleich zwei Airbags vertrauen. Damals noch kein Standard in Kleinwagen. Auch der Normverbrauch von 6,4 Litern schoss keinesfalls ins Uferlose. Um im Bild zu bleiben: Franzi van Almsick fuhr mit dem Auto werbewirksam mitten durch ein Wasserloch, um einen Stau zu umfahren. Die Botschaft des Tigra kam an: Alles außer trocken. Sehr schade daher, dass Opel dem Tigra schon nach sieben Jahren den Hahn zudrehte. Nicht mal ein Facelift hatte man dem kleinen Sportler gegönnt.