Firmenwagen-Klassiker Seat Ibiza (ab 1986) Der Spanier mit dem Porsche-Motor

Seat Ibiza Foto: Seat 3 Bilder

1986 legte der Einstieg von VW den Grundstein fürs Flottengeschäft von Seat. Mit dem Ibiza mobilisierten die Spanier etliche Fahrzeugpools.

Was haben Shakira, Katy Perry und ein Porschemotor gemeinsam? Männer stehen auf alle drei. Lassen wir diesen Chauvi-Flachsinn und widmen uns den Fakten: Alle drei Genannten saßen in einem Seat Ibiza, Auflösung später. Im Oktober 1984 jedenfalls kam der Ibiza und vor allem ein Bauteil wurde auf dem Pariser Salon einer gnadenlosen Qualitätskontrolle unterzogen: das Haubenscharnier. Alle wollten das Extraschmankerl in einem durchweg guten Auto sehen. Auf dem Zylinderkopfdeckel prangte die Aufschrift »System Porsche«. Der schwäbische Sportwagenbauer zeichnete für die Entwicklung der Benzinmotoren verantwortlich, deren Grundbauformen aus dem VW-Regal stammten. 60 bis 90 PS aus 1,2 oder 1,5 Litern lautete das Angebot, zugegriffen haben alleine bei der ersten Generation des Ibiza mehr als eine Millionen Käufer. Der Fairness halber: Auch dank eines formidablen 1,7 Liter Dieselmotors, den Fiat ab 1986 beisteuerte. Nicht nur Porsche und Fiat, auch die übrigen Partner zählten zur Hautevolee der Autobranche. Das Design etwa entstammte den Reisbrettern der italienischen Edelzeichenstube von Giugiaro. Oder die Karosserietechnik - sie basierte auf Expertisen von Karmann in Osnabrück

Wolfsburg und Ibiza -  das passte

Wer jetzt boshaft fragt, ob Seat auch selbst was zum Ibiza beigetragen hat, dem sei versichert: Ja, die »Sociedad Española de Automóviles de Turismo« konnte beim spanischen Staat einen 150-Millionen-Dollar-Kredit für das Ibizaprojekt locker machen. Ohne diese Überzeugungsarbeit wäre der spätere Welterfolg nicht möglich gewesen. Seat war Anfang der 80er Jahre nach dem Rückzug des ehemaligen Lizenzgebers Fiat zu einem staatlichen Unternehmen geworden. Durch den Motorendeal mit Porsche ließen sich zudem Bande zum VW-Konzern knüpfen. In Wolfsburg sah man frühzeitig das Potential einer Marke mit südeuropäischen Wurzeln. VW Chef Hahn rang der damaligen Regierung die Zusage ab, dass Seat privatisiert werde. Im Gegenzug konnte Spanien sicher sein, seine Penunzen wiederzusehen. Ein gutes Auto und ein potenter Partner – so was geht meistens gut. 1983 startete Seat zunächst über eine Importgesellschaft in Deutschland, rechtzeitig zur Markteinführung des Ibiza. Der erwies sich schnell schon als so erfolgreich, dass VW 1986 entschied, Seat mit 51 Prozent Anteil zu übernehmen. Aus der Importgesellschaft wurde ein Tochterunternehmen von VW. Shakira war damals übrigens neun, Katy Perry zwei Jahre alt. Jahrzehnte später erst räkelten sich beide hinterm Steuer eines Ibiza und lieferten Songs für Werbespots. Pop statt Porsche sozusagen - den schicken Schriftzug überm Zylinderkopf hatte es nur bis zum Modellwechsel 1993 gegeben