Subaru Levorg Nichts für die breite Masse

Der Subaru Levorg als Firmenwagen fällt sofort auf. Doch seine wahren Qualitäten erschließen sich erst auf den zweiten Blick.

Auf nichts ist mehr Verlass, schon gar nicht auf die Markentreue von Autofahrern. Diese schmerzhafte Erkenntnis gewann die japanische Nischenmarke Subaru bei ihrem Mittelklasse-Kombi Legacy. Die bis 2009 gebaute dritte Generation kam noch gut an, dem Nachfolger liefen die Kunden in Scharen davon. Da habe wohl ein wenig die DNA der Marke gefehlt, heißt es leicht zerknirscht aus der Konzernzentrale von Subaru.

Die besteht vorwiegend aus Allradantrieb und Boxermotor. An beidem halten die Japaner fest wie der Papst am Weihwasser, und sind damit vor allem in Asien und den USA erfolgreich. Damit das auch mit Legacy Nummer Fünf wieder richtig klappt, mussten die Designer das Design der dritten Generation hervorkramen und die neue Auflage eng daran orientieren.

Die sportliche Front stammt vom WRX STi

Nebenbei sollte der Wagen noch ein bisschen variabler, geräumiger und sportlicher werden. Heraus kam der 4,69 Meter lange Levorg, dessen Kunstname sich aus LEgancy, reVOlution und touRinG zusammensetzt. Eigentlich hätte man das Auto auch einfach Legacy Sports Tourer nennen können, denn die Ingenieure haben den Vorderbau des Mittelklasse-Sportlers WRX STi mit einem vernünftigen Kombi-Heck verbunden.

Die langen Blicke der Passanten bei unserer ersten Ausfahrt zeigen, dass die Kombination passt. Mächtige Lufthutze auf der Motorhaube, auffällige Scheinwerfer, großer Kühlergrill und weit heruntergezogener Frontspoiler machen etwas her. Selbst von hinten, wo der Japaner mit zwei dicken verchromten Endrohren einen auf dicken Max macht. Fährt der Levorg mit Body Styling Kit vor, mit schwarz lackierten 18-Zöllern und einer nur wenige Zentimeter über der Fahrbahn schwebenden Frontlippe, bleibt mancher Mund sogar noch etwas länger offen.

Für einen Geschäftswagen reicht die scharfe Optik alleine natürlich nicht, und deshalb schauen wir ins Heck. Dabei stoßen wir gleich den Kopf an die Heckklappe, die nicht weit genug aufschwingt. Darunter aber passt alles: Der glattflächige Kofferraum ist sauber mit Teppich ausgekleidet und bietet mit 482 Litern Volumen genügend Platz fürs große Gepäck. In einem weiteren, 40 Liter großen Fach im Boden lässt sich Kleinkram verstauen. Auf Knopfdruck schnalzen die Rückenlehnen nach vorne und geben einen komplett ebenen Laderaum frei.

Schnickschnack? Von wegen, die Bedienung ist selbsterklärend

Überhaupt hat man im gesamten Auto genügend Luft, vorne wie hinten. Im ordentlich verarbeiteten Innenraum finden sich große Staufächer samt Flaschenhalter ebenso wie USB-Anschlüsse. Auf Spielereien wie virtuelles Cockpit oder versenkbaren Bildschirm verzichtet Subaru, setzt auf eindeutig bezeichnete Tasten statt auf eine durchgängige Bedienung per Touchscreen Menü. Das mag im Vergleich zu den neuen Hightech-Innenräumen der Konkurrenz ein wenig old school aussehen. Dafür muss hier keiner die Bedienungsanleitung lesen. Vieles funktioniert ein wenig besser, manches wie das etwas umständliche Infotainment-System ein wenig schlechter.

Der Verbrauch ist jenseits von Gut und Böse

Trotzdem orientiert sich auch Subaru am Geschehen des Marktes, und der verlangt nach kleineren, sparsameren Motoren. Selbst wenn die mächtige Hutze auf der Motorhaube nach viel mehr aussieht: Darunter sitzt nur ein 1,6 Liter großer starker Benziner. Aber eben ein Boxer, der seine 170 PS und seine 250 Nm Drehmoment sehr souverän an alle vier Räder schickt. Daran hat auch die CVT-Automatik ihren Anteil. Die arbeitet nicht komplett stufenlos, sondern mit sechs Gängen, so dass es der berüchtigte Gummizugeffekt fehlt. Deshalb geht’s flott voran, ohne dass der Motor dauernd am Drehzahlbegrenzer orgelt. Allerdings lässt sich der Motor mit kaum weniger als neun Litern auf 100 Kilometer bewegen. Bei etwas strammerer Fahrt über kurvige Landstraßen schnalzt das Display des Bordcomputers auf zwölf und mehr Liter, was nicht nur angesichts des Normverbrauchs von 6,9 Liter (159 g CO2) eindeutig zu viel ist. Schade, zumal ein sparsamer Diesel als Alternative nicht geplant ist.

Aber man sollte es sowieso nicht allzu wild angehen, trotz der optischen Anleihen an den WRX STi. Mit diesem Auto fährt man eher im Komfortmodus, was durchaus angenehm ist. Seine sanfte Abstimmung passt zum Sitzkomfort, und wer es etwas härter mag, wählt die Version Sport (ab  29.327 Euro netto) mit straffen, enger konturierten Sitzen.

Fahrwerksregelsysteme fehlen, dafür haben die Japaner bei den Assistenzsystemen aufgerüstet und schließen mit Totwinkelwarner, Spurhaltehelfer, Verkehrszeichen-erkennung oder Querverkehrswarner fürs Ausparken zur Konkurrenz auf. Allradantrieb, Automatik, viel Platz und eine praxistaugliche Ausstattung für 24.285 Euro netto bietet sonst keiner in dieser Klasse – auch hier besetzt Subaru eine Nische. Dazu gibt es fünf Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie sowie die Gewissheit, zwar in einem exotischen, aber durchaus alltagstauglichen Firmenwagen unterwegs zu sein.