Firmenwagen-Klassiker VW Taro Japaner aus Hannover

VW Taro Foto: VW 7 Bilder

VWs erster Pick-up basierte auf einem Toyota Hilux. 1989 sollte der VW Taro Handwerker und Bauunternehmen mobil machen.

Machen wir uns nichts vor, die 80er waren schlimm. Jeans in der Form einer Möhre. Dazu grob karierte, rot-schwarze Holzfällerhemden und Frisuren, die nur mit Wohlwollen als solche zu bezeichnen waren. Was damals hierzulande fehlte, war das dazu passende Auto. Die Amis hatten so was und nannten es Pick-up oder Truck. In nahezu jedem amerikanischen Kinofilm fuhren diese Blubberpritschen cool durch die Gegend. Police Academy, Klapperschlange oder Dirty Dancing – zählen Sie die darin vorkommenden Pick-ups und karierten Hemden bitte selbst.

Die Japaner hatten plötzlich auch so etwas und nannten es Toyota Hilux. Volkswagen hatte so etwas nicht und nannte es Krise. Zum Ende jenes geschmacksbefreiten Jahrzehnts waren im Transporterwerk Hannover Kapazitäten frei, die Stammmitarbeiter unausgelastet. Sie ahnen sicher, was kam: Ab 1989 baute VW in Hannover zur Krisenbewältigung einen Pick-up. Und zwar jenen Toyota, der als Hilux in Deutschland zwar günstiger war, als VW Taro aber erfolgreicher.

Konstruktion und Konzeption stammten von Toyota. VW übernahm die Montage. Rustikal und traditionell – diese Begriffswahl eignet sich zur Umschreibung der Technik wohl am ehesten. Leiterrahmen, Chassis, Längsmotor und Heckantrieb – so was kannte man schon zu Zeiten, als Brauereien ihre Pferdefuhrwerke gerade gegen Lastwagen eintauschten.

Strammes Fahrwerk - gute Motoren

Das Cockpit bot zwar das Ambiente eines Pkw. Aber: Unbeladen polterte der mit straff gebundenen Blattfedern an der hinteren Starrachse ausgestattete Taro derart unkomfortabel über die Straße, dass zeitgenössische Tester stets eine volle Auslastung der Ladefläche empfahlen. Beladen besser als leer – diese Empfehlung für ein sichereres Fahrverhalten darf durchaus als Alleinstellungsmerkmal dieses Autos betrachtet werden.

Der Taro hatte aber auch gute Seiten. Die Motoren überzeugten, allen voran der 2,4 Liter Diesel mit 83 PS. Plötzlich entdeckten Landschaftsbauer, Straßenmeistereien und städtische Reinigungsdienste den Taro für sich. Nicht mal zehn Liter verbrauchte der Selbstzünder, das unterschied ihn angenehm von den amerikanischen Vorbildern. Ebenfalls ein Vorteil gegenüber den Ami-Trucks: Der Taro rollte auf handelsüblicher 185er Bereifung mit 14er Felgen. An amerikanischen Pick-ups glichen die Reifen meist einer Hüpfburg – auch preislich.

Das Gesamtgewicht blieb trotz einer Tonne Nutzlast unter 2,5 Tonnen. Der Taro passte in jede Tiefgarage und wo es trotzdem eng wurde, half eine gute – wenn auch aufpreispflichtige – Servolenkung. Später schob VW noch eine Allradvariante nach, bei der allerdings die Freilaufnarben an den Vorderrädern nur von Hand zu verriegeln waren. Doch für genau solche Männerarbeiten hatte man damals ja das passende Hemd im Schrank.