BMW 5er Facelift (2020) im Fahrbericht Zwischen Sechszylinder und Kabel

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Als Dienstwagen im mittleren Management ist der BMW 5er äußerst beliebt. Eine feine Modellpflege soll das weiterhin sicherstellen – unter der Haube warten neue Hybridantriebe.

So eine große Limousine wie der 5er BMW fiel früher im Straßenbild auf. Heute ist der nominell kleinere X3 breiter und höher, die obere Mittelklasse muss sich also nach mehr Aufmerksamkeit strecken. Das versucht auch der überarbeitete große BMW: Neue Schürzen vorn und hinten verlängern die Karosserie um knapp drei Zentimeter auf 4,97 Meter. Das fällt mit bloßem Auge kaum auf, weswegen die Designer noch etwas nachhalfen. Kantigere Scheinwerfer mit neuem Tagfahrlicht, schärfer geformte Rückleuchten und vor allem ein um 20 Prozent gewachsener Kühlergrill weisen das neueste Facelift aus.

Dabei sind die optischen Änderungen bei weitem nicht die spannendsten. Die Ingenieure haben unter dem Blechkleid fleißig gearbeitet. So gibt es nun eine neue Kunstlederpolsterung, die den Körper besser kühlen soll als das weiterhin erhältliche echte Leder. Es schmückt außerdem auf Wunsch die Armaturentafel. Auf ihr thront ein Touchscreen – er wuchs analog zum Kühlergrill um ebenfalls 20 Prozent. Drin stecken vor allem neue Karten. BMW will nicht mehr, dass die Kunden immer mit Google Maps navigieren, und nennt seinen Kartendienst nur konsequent jetzt BMW Maps. Die Routenberechnung erfolgt online und damit schneller sowie unter Berücksichtigung der Verkehrssituation. Drei Jahre funktioniert der Online-Service einfach so, danach werden noch nicht bezifferte Gebühren fällig.

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Die Assistenzsysteme funktionieren hoffentlich länger gebührenfrei, immerhin sorgen sie für mehr Sicherheit. Der 5er hilft im Stau jetzt autonom eine Rettungsgasse zu bilden, außerdem kann er bei aktiver Zielführung selbst rechtzeitig die Spuren in Richtung Ausfahrt wechseln. Wer das alles nicht braucht, kann jetzt sein Smartphone endlich auch über Android Auto verbinden und mit Google Maps navigieren, bisher war nur Apple Car Play installiert. Und die Assistenz-Kameras lassen sich von Überwachungs-Fans auf Wunsch als Dashcam missbrauchen. Die Scheinwerfer leuchten immer mit LEDs, neu sind optionale Matrix-Scheinwerfer. Sie strahlen wann immer es geht mit Fernlicht zielgenau um andere Verkehrsteilnehmer herum, ist die Straße mal frei kommt auf Wunsch das noch hellere Laserlicht dazu. Es kann erstmals auch in Kurven schwenken.

48-Volt-System für alle, doppelte Turbos für Diesel

Aber kommen wir zur namensgebenden Kernkompetenz der Bayern: den Motoren. Die Benziner spritzen jetzt mit mehr Druck ein und alle Diesel bekommen zwei unterschiedlich große Turbolader. Einen für schnelles Ansprechen bei niedrigen Drehzahlen und einen großen für mehr Kraft. Beim sechszylindrigen 530d kommen so 21 PS mehr zusammen, 286 sind es in Summe. Damit das mit dem Ansprechen aufs Gaspedal noch besser klappt, gibt’s außerdem E-Motoren für alle. Ein kleiner Lithium-Ionen-Akku im Motorraum samt 48-Volt-Startergenerator machen es möglich. Er unterstützt mit bis zu 11 PS, und kann ebenso stark rekuperieren. Im Zusammenspiel mit der serienmäßigen Achtstufen-Automatik rollt der 5er künftig also bis Tempo 160 öfter mal ganz ohne Verbrennungsmotor dahin und spart so Sprit.

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Fahrer vom 530e kennen das schon länger. Der Plug-in Hybride ist dank Steuergeschenk gerade als Dienstwagen sehr beliebt, allerdings stand einem durchschlagenden Erfolg bisher seine ausschließlich stufenheckformige Karosserie im Weg. Jetzt gibt es ihn endlich auch als Kombi. Gut so, denn da stört der Akku unterm Ladeboden weniger, auch wenn er hier 130 Liter Raum für Gepäck stiehlt. Dafür befeuert er den 109 PS starken E-Motor für etwa 50 Kilometer, dann muss der Benziner helfen. Und weil der mit 184 PS manch einem zu schwach auf der Brust war, schaute man sich im Baukasten um und fand: einen Sechszylinder mit 286 PS.

545e mit Sechszylinder und 45-Kilometer-Akku

Im neuen 545e kommt die aus 7er und X5 bekannte Kombination zum Zug, leider nur in der Limousine. Arbeiten beide Motoren zusammen, geht es sehr flott voran. Allerdings verlangt der dicke Benziner dann auch nach einem Express-Zuschlag. Im empfehlenswerteren E-Betrieb wiederum gibt es keinen Unterschied zum vierzylindrigen 530e. Beiden gemeinsam ist das nahtlose Zusammenspiel beider Motoren, das im Sechszylinder noch unhörbarer funktioniert. Außerdem schalten sie an Stadtgrenzen automatisch in den E-Modus und beziehen auch sonst die Navigation in die Wahl des Betriebsmodus ein.

Und wenn dann beide Motoren gemeinsam ziehen, geht der ab November lieferbare Sechszylinder unaufhaltsam vorwärts, begleitet vom typischen hellen Klang. Das bereitet zugegebenermaßen Freude. Ebenso wie die nach wie vor direkt agierende Lenkung und das überzeugend abgestimmte Fahrwerk, das zwischen Komfort und Kurvenverhalten scheinbar keinen Kompromiss suchen muss: Es kann beides. In Zusammenspiel mit der gelungenen Geräuschdämmung ergibt sich nach wie vor eines der besten Autos für lange Strecken. Und weil nach so viel Lob am Ende doch nicht alles gut ist kommt hier noch eine traurige Nachricht für Dienstwagen-Nutzer mit großem Budget schwerem Autobahn-Gasfuß: Der 4-Turbo-400-PS-Diesel aus dem M550d verschwindet sang- und klanglos ohne Nachfolger aus dem Programm.

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