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Carsharing-Studie Keine Kannibalisierung mit ÖPNV

Foto: Smart

Berlin ist die Welthauptstadt des Car-Sharing. Von den gut 7.100 europaweit im Car-Sharing genutzten Fahrzeugen rollen rund 2.000 auf dem Berliner Asphalt.

Das sind nur 500 weniger als in den gesamten USA. In einer wissenschaftlichen Untersuchung hat das Berliner Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) das Thema Autoteilen im Einwegverfahren genauer beleuchtet und dazu Befragungen durchgeführt und anonyme Datenspuren der Fahrzeuge ausgewertet.

Die Einweg-Miete ist eine neue Option, deren Kunden sich von denen unterscheiden, die auf stationsabhängige Autos zurückgreifen, sagt InnoZ-Geschäftsführer Andreas Knie. In Berlin sind die Anbieter solcher Fahrzeuge Car2Go (Smart), Multicity (Citroen) und Drive Now (BMW/Mini). 82 Prozent der Nutzer sind Männer, meist Mitte 20 bis Mitte 40, im Schnitt 37, und sie leben nicht dort, wo es keine ausreichende Infrastruktur von öffentlichen Verkehrsmitteln gibt, sondern ausgerechnet da, wo der öffentliche Nahverkehr hervorragend ist.

Mehrheit der Nutzer hat Monatsticket in der Tasche

Zwei von drei Nutzern tragen das Monatsticket der Berliner Verkehrsgesellschaft oder die Bahn-Card in der Tasche. Noch vor rund zehn Jahren habe das klassische Verständnis geheißen: Car-Sharing frisst den öffentlichen Personenverkehr auf. Das Gegenteil ist nach Aussagen von Knie der Fall. "Es ist eine wichtige Erkenntnis der Studie, dass One-Way-Car-Sharing nur dort funktioniert, wo der öffentliche Personennahverkehr gut läuft." Die Kunden suchen die Verkehrsmittel, die sie am besten zum Ziel bringen. Sie sehen das flexible Konzept der Einweg-Nutzung im Regelfall als einfach und praktisch an, und sie bewerten Elektrofahrzeuge als innovativ, nicht als Hindernis, sondern als Anreiz.

One-Way-Sharing bringt eine neue Dynamik in das Geschäft und neue Kundengruppen hinein, so die Macher der Studie. Ein wesentliches Manko wird allerdings in der mangelnden Vernetzung der Anbieter gesehen. Den Kunden sei es im Regelfall egal, in welchem Auto sie säßen. Es komme nur darauf an, die Mobilitätskette ohne großen Aufwand zu schließen. Prinzipiell sei es möglich, sich mit nur einer Karte das Angebot aller Anbieter "durchzuroamen", aber das sei mit vielen Automarken nicht zu machen. "Die Anbieter verriegeln", statt an einem Strang zu ziehen, so Knie. Das führe dazu, dass die Auslastung nur mäßig sei. Mit im Schnitt lediglich 3,5 Buchungen pro Tag und Auto ist das Geschäftsfeld noch weit entfernt von einer optimalen Auslastung – und wohl auch von seiner soliden wirtschaftlichen Tragfähigkeit.