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CO2-Reduzierung der Hersteller stockt Die dicken SUV haben Schuld

Foto: Daimler

Durstige SUV verhageln den Autoherstellern die CO2-Bilanz. Bei einzelnen Herstellern sind die Allrader so gefragt, dass der Klimagas-Ausstoß zuletzt sogar wieder gestiegen ist.

Gladbach. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei Neuwagen stockt. Im vergangenen Jahr sanken die durchschnittlichen Emissionen des Klimagases in Deutschland lediglich noch um 1,1 Prozent auf 127,4 Gramm pro Kilometer. Das ist der geringste Rückgang seit dem Abwrackprämienjahr 2009/2010, wie das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach ermittelt hat. In den fünf vorausgegangenen Jahren konnten die Emissionen jeweils um jährlich 3,2 Prozent reduziert werden.

Einer der Gründe für das verlangsamte Sinken ist der anhaltende SUV-Boom: Der Marktanteil der Trendmodelle ist seit 2007 von 7,3 Prozent auf 21,3 Prozent gestiegen. Die Geländewagen und Crossover verbrauchen deutlich mehr als vergleichbare Limousinen, entsprechend liegt ihr CO2-Ausstoß um bis zu 46 Gramm über dem eines durchschnittlichen Kompaktklasse-Modells. Als weiterer Faktor spielt die weiterhin mangelnde Akzeptanz von Elektroautos eine Rolle.

Für die Zukunft kommt erschwerend hinzu, dass der sparsame Diesel im Zuge der Abgasskandale bei VW und Co. zunehmend an Relevanz verlieren dürfte. „Für die Hersteller stellt der Rückgang des Dieselanteils ein Problem dar, da die höhere CO2-Effizienz des Antriebs zur Einhaltung der CO2-Grenzwerte 2021 fest eingeplant war“, so Studienleiter Stefan Bratzel. Die Hersteller müssen daher auf den Durchbruch des E-Autos setzen, um Strafzahlungen zu vermeiden.

Auf dem Weg zum Erreichen ihrer individuellen CO2-Ziele sind die Hersteller unterschiedlich weit gekommen. Seht gut schneiden der Studie zufolge Renault/Dacia, Toyota/Lexus und Peugeot ab, die in Deutschland Werte zwischen 115 und 106 Gramm CO2 pro Kilometer erreichten. Peugeot konnte dabei den Vorjahreswert sogar um 3,4 Prozent unterbieten und schnitt damit deutlich besser ab als die Branche insgesamt. Auch VW erreichte mit einer Reduzierung um 1,3 Prozent auf 123,6 Gramm eine überdurchschnittliche Minderung. Eine unterdurchschnittliche Bilanz zeigten hingegen Fiat, Kia, Hyundai sowie Ford und Opel. Bei Ford beispielsweise sorgte das neue Mittelklasse-SUV Edge und der Sportwagen Mustang für einen 2,8-prozentigen Anstieg der CO2-Emissionen. Ein ähnliches Problem hatte Kia mit dem Kompakt-SUV Sportage.

Bei den Premiumherstellern fällt die CO2-Bilanz für 2016 unterschiedlich aus. Audi und BMW/Mini konnten die Neuwagen-Emissionen senken, während bei Mercedes/Smart der Ausstoß des Klimagases um ein Prozent auf 132,8 Gramm zulegte. Ursache hierfür war vor allem der große Verkaufserfolg der SUV-Modelle GLC und GLE sowie das Absatzplus beim Kleinbus Vito. Die absolut niedrigsten CO2-Emissionen im Premiumbereich wies Volvo auf. Die Schweden haben ihre gesamte Flotte auf Vierzylindermotoren umgestellt und so einen Wert von 126,8 Gramm pro Kilometer erreicht.

Die CO2-Werte in Deutschland sind auch ein Gradmesser für den Erfolg der Hersteller beim Erreichen der CO2-Ziele der EU. Ab 2020 gilt für 95 Prozent der Neuwagenflotte der Union ein Grenzwert von 95 Gramm pro Kilometer, ein Jahr später werden 100 Prozent der verkauften Pkw in die Berechnung einbezogen. Für einzelne Hersteller können allerdings komplett andere Grenzwerte gelten, da die Emissionslimits individuell berechnet werden, um Hersteller größerer Fahrzeuge nicht gegenüber Kleinwagenherstellern zu benachteiligen. Außerdem gibt es CO2-Boni für Elektroautos.