Dauertest Renault Zoe Elektrisch durch Stuttgart

Renault Zoe Foto: Stephan Klonk 7 Bilder

Teuer können viele. Der elektrische Renault Zoe dagegen ist bezahlbar, praktisch – aber auch gut? Wir haben ihn zwei Monate im Alltag getestet

Welch bescheuerte Idee, mit einem Elektroauto 400 Kilometer weit zu fahren. Doch wir wollten es einfach mal wissen und holen unseren Testwagen selbst bei Renault in Brühl bei Köln ab, um ihn nach Stuttgart zu überführen. Einsteigen, Startknopf drücken, Automatik auf D und los geht’s. Der Bordcomputer meldet optimistische 180 Kilometer Reichweite. Vorsichtshalber drücken wir aber doch die Eco-Taste. Sie reduziert die Leistung des 88 PS starken E-Motors kräftig und schaltet die Klimaanlage auf Sparstufe. Man weiß ja nie.

Auch im Eco-Modus geht’s fix voran. Genauso fix sinkt jedoch die Reichweite. Also lassen wir‘s ruhiger angehen. Tempo 80 schont Akku und Nerven und gibt Gelegenheit, sich mit dem Auto vertraut zu machen. Der Viersitzer erklärt sich von selbst, sieht aus wie jeder andere Kleinwagen. Viel Platz, wenige Knöpfe, ein gut ablesbares TFT-Display, das den Füllstand der 22 kWh großen Batterie, Reichweite und Geschwindigkeit anzeigt.
Beste Voraussetzungen also, um es länger an Bord auszuhalten. Ja, wir wissen: E-Autos sind nicht für die Langstrecke gemacht, sondern für urbane Ballungsgebiete, für Pendler, die immer wieder die gleiche Strecke fahren. Wer will schon alle 120 Kilometer eine Ladesäule suchen? Zumal es bundesweit nur rund 2.500 Stück gibt. Meistens dort, wo man sie am ehesten braucht: in großen Städten

Laden außerhalb der Stadt? Mit der richtigen App kein Problem

Aber wir sind optimistisch: Die übersichtliche App von Plugsurfing hilft bei der Suche und sicherheitshalber haben wir vorher schon am PC die Route gescannt. Bonn, Koblenz, Boppard, viele Zapfmöglichkeiten gibt es nicht entlang der B9 rheinaufwärts.

Jetzt haben wir es tatsächlich 145 Kilometer weit bis nach Bingen geschafft, und nun kübelt es wie aus Eimern. Natürlich ist die Ladestation nicht überdacht, natürlich liegt das Ladekabel im Kofferraum. Wenigstens ist das Auto ruckzuck verkabelt. Wir nutzen die App von Plugsurfing. Dazu muss man nur über den integrierten Scanner den QR-Code der Station einlesen, schon kommt "Laden geht ok".

Der Rest ist schnell erzählt: Mit 100 bis 120 km/h schwimmt der Zoe im dichten Verkehr Richtung Pfalz. Schnell ausscheren und einen Lkw überholen? Kein Problem. Nur die Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h verkneifen wir uns, um die 192 Zellen des Lithium-Ionen-Akkus nicht zu schnell leer zu saugen. Nach zwei weiteren Zwischenstopps in Neustadt und Karlsruhe ist Stuttgart erreicht. Reine Fahrtzeit: 4 Stunden und 14 Minuten für 370 Kilometer, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 65 km/h. Ohne Ladepausen. Insgesamt waren wir fast acht Stunden unterwegs, haben für knapp 20 Euro Strom verbraucht und die Erkenntnis gewonnen: Mit einem E-Auto ist vieles möglich, aber nicht alles sinnvoll.

Die Zeit danach im Redaktionsalltag war so unspektakulär wie der gesamte Umgang mit dem Auto. Einsteigen, losfahren, ab und zu aufladen, anstöpseln, abstöpseln. Wer ein Handy aufladen kann, schafft es auch, einen Zoe an die Steckdose zu bringen. Das Schöne dabei: Elektroauto zu fahren ist eine saubere Sache. Kein Ölgestank und kein herabtropfendes Benzin beim Tanken. Und man hat immer das Gefühl, irgendwie etwas für die Umwelt zu tun. Was natürlich Quatsch ist: In Stuttgart kommt ebenso Atomstrom aus der Dose wie überall in Deutschland.

Wenigstens beruhigt der Zoe das Öko-Gewissen, ohne dass man Abstriche machen muss. Für knapp unter 20.000 Euro bringt er alles mit, was man für den sorgenfreien Alltag im Stadtverkehr braucht: vernünftige Sicherheitsausstattung, Automatikgetriebe, schlüsselloses Zugangssystem, elektrische Fensterheber, Rückfahrkamera, Bluetooth, Radio, Tempomat – was will man mehr? Nur die Batteriemiete kostet je nach Fahrleistung monatlich zwischen 41 Euro (5.000 Kilometer/Jahr; vier Jahre Nutzung) und 136 Euro (30.000 Kilometer/Jahr; ein Jahr Nutzung) extra.

An der Ampel lässt man alle stehen

Eine gehörige Portion Spaß liefert er auch gleich noch: An der Ampel lässt man alle stehen. Bis die anderen die Kupplung treten, ist der Zoe auf und davon. Und er schiebt auch weit über 50 km/h hinaus kräftig an, flitzt wie ein Wiesel ums Eck.

Und wie weit kommt man? Kommt drauf an. Wie immer hat der Fahrer das im "Gasfuß". Da der Zoe beim Ausrollen sehr stark rekuperiert und gleichzeitig kräftig abbremst, kann man die Reichweite durch aktives Eingreifen noch etwas erhöhen. Einfach beim Ausrollen den Leerlauf einlegen, und schon rollt der Zoe wie befreit weiter. So kann mit ihn mit 13 kWh, aber auch mit 18 kWh fahren.

Inzwischen hat Renault nachgelegt, einen sparsameren Motor eingebaut und die Ladezeit verkürzt. 140 Kilometer dürften also beim neuen Modell die Regel sein. Wobei man sich auf die Anzeige des Bordcomputers verlassen kann. Er gibt die Restreichweite kilometergenau an und springt auch nicht wie bei den meisten Benzinern oder  Dieseln unvermittelt von 30 auf Null Kilometer.

Unser Fazit lautet deshalb auch bei diesem E-Auto: Ja, die problemlose Elektromobilität ist heute schon möglich. Und, liebe Leute, macht Euch weniger Gedanken um die angeblich zu geringe Reichweite. Wir sind jedenfalls nie liegen geblieben