Dienstwagen der Politiker Zu viele Spritschlucker

Mercedes-Maybach Pullman Foto: Daimler

Umfrage der Deutschen Umwelthilfe: Nur jede fünfte Spitzenpolitiker ist mit einem umweltverträglichen Dienstwagen unterwegs.

Spitzenpolitiker können einen kompakten VW Jetta oder eine S-Klasse fahren. Zwei völlig unterschiedliche Autos, was Komfort, Ausstattung und Leistung angeht. In dem einen ist Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer dienstlich unterwegs, im anderen Baden-Württembergs Landeschef Winfried Kretschmann. Der eine bekommt dafür von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ein dickes Lob, der andere eine gelbe Karte gezeigt.

229 Spitzenpolitiker befragte die Auskunft über CO2-Ausstoß, Spritverbrauch und Motorleistung ihrer Dienstwagen. Aber nur 42 Spitzenpolitiker erhielten eine „Grüne Karte“, weil sie den seit 2012 in der EU geltenden CO2-Grenzwert von 130 Gramm pro Kilometer einhalten. 14 „Rote Karten“ verteilte die DUH für dessen Überschreitung um mehr als 35 Prozent.

Bundesminister: Wieviel Luxus darf sein?

Der Ministerfuhrpark weist keine extremen Spritschlucker mehr auf, aber auch keine wirklichen Spritsparer, wie die DUH kritisiert. Für alle Fahrzeuge verteilt die DUH gelbe Karten. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Entwicklungsminister Gerd Müller fahren mit einem Ausstoß von 155 g CO2/km noch die sparsamsten Fahrzeuge. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt bildet mit 169 g das Schlusslicht im Kabinett. Stellt sich die Frage: Wie groß darf denn ein Ministerauto sein - und wieviel Leistung gesteht die DUH den Ministern zu?

Deutlich milder fällt das Urteil der DUH aus, wenn man die Fuhrparks der Minister zusammen mit denen der Staatssekretäre betrachtet. Positiver Spitzenreiter ist das Bundesumweltministerium, das mit einem durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 131 g nur knapp den EU-Grenzwert und damit die „Grüne Karte“ verfehlt. 

Am CO2-sparsamsten fahren die Staatssekretäre Gunther Adler (BMUB), Elke Ferner (BMFSFJ) und ein Staatssekretär im Finanzministerium mit jeweils 109 g.

Landeschefs: Kein Lob für einen Plug-in Hybriden

Das Ranking der Landesregierungschefs führt Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen an. Als einziger erhält er in diesem Jahr die „Grüne Karte“ für seinen Mercedes Benz E 250 Bluetec mit einem CO2-Ausstoß von 118 g. Für fast doppelt so viele CO2-Emissionen verantwortlich sind dagegen Volker Bouffier, Stanislaw Tillich, Hannelore Kraft, Stephan Weil und Horst Seehofer. Auch Berlins neuer Regierender Bürgermeister Michael Müller erhält die „Rote Karte“ für die von seinem Vorgänger übernommene und sehr spritdurstige Limousine.

Unverständlich ist aber, warum die DUH Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann eine gelbe Karte zeigt. Kretschmann wurde noch im letzten Jahr für seinen Dienstwagen gelobt. Nun fährt er einen Mercedes S 500 Plug-In Hybrid, ein Auto, das bis zu 30 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Für die vielen Strecken im Stadtgebiet Stuttgart zumindest reicht die elektrische Reichweite. Kretschmann belegt aber damit immer aber noch Platz zwei im CO2-Ranking der Landeschefs.

Dass es bereits heute möglich ist, als Spitzenpolitiker die CO2-Zielwerte der EU einzuhalten, zeigt ein Blick auf die Dienstwagen der Landesumweltminister. 2015 erhalten acht Umweltminister und Senatoren eine „Grüne Karte“ – das sind zwei mehr als im letzten Jahr. Spitzenreiter ist Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel mit einem Audi A3 (102 g). Bei acht weiteren Umweltministern gibt es bei der Wahl des Dienstwagens noch Raum für Verbesserungen. Darunter auch die grünen Minister Robert Habeck aus Schleswig-Holstein (133 g), Franz Untersteller aus Baden-Württemberg (149 g) sowie Priska Hinz aus Hessen (140 g CO2/km), die wie Winfried Kretschmann einen Mercedes S 500 Plug-In Hybrid fährt. Schlusslicht ist die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (158 g.

Der Spitzenpolitiker mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß ist Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer mit seinem VW Jetta Hybrid 1.4 TSI (95 g), dicht gefolgt von Eveline Lemke, Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz und ihrer Kollegin aus dem Familienministerium Irene Alt sowie Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (alle 99 g).