Verband Deutsches Reisemanagement Der Mitarbeiter steht im Mittelpunkt"

Foto: Bernd Euring

Interview: Dirk Gerdom, Chef des Verbands Deutsches Reisemanagement, über Herausforderungen und neue Konzepte bei Geschäftsreisen.

Herr Gerdom, worauf legen Sie bei Ihren persönlichen Dienstreisen besonderen Wert?

Auf Dienstreisen lege ich Wert darauf, produktiv sein zu können sowie auf ein Mindestmaß an Komfort. Jeder Verkehrsträger besitzt Vor- und Nachteile. Da spielt es keine Rolle, ob Auto, Bahn oder Flugzeug. Je nachdem, wie und wo die Termine liegen, ist es notwendig zu fliegen. Allerdings kann man dann kaum arbeiten, außerdem braucht es Pufferzeiten. Im Auto kann man zwar ungestört geschäftliche Telefonate erledigen, muss aber mit Stau rechnen. Die Bahn bietet in der Regel gute Möglichkeiten zu arbeiten, dennoch weiß man nie, wer zuhört, und muss mit Verspätungen rechnen.

Demnach gibt es das optimale Verkehrsmittel nicht. Wie könnte man dann den besten Kompromiss finden?

Dafür gibt es mittlerweile verschiedene Tools, die das berechnen. Sie berücksichtigen die drei wichtigsten Aspekte wie Kosten, Nachhaltigkeit und Zeit. Der Reisende gibt Start- und Zielort ein, das System unterteilt die Gesamtstrecke in Teilabschnitte, etwa vom Arbeitsplatz zum Flughafen oder vom Zielflughafen zum Hotel. Das Ergebnis zeigt im Rahmen ­eines Rankings auch die Gewichtung der drei Faktoren. Das ist sehr objektiv.

Das klingt sehr effizient. Ändern sich Dienstreisen künftig?

Wir beobachten bereits seit einigen Jahren, dass die Effizienz bei der Planung von Dienstreisen zunimmt. Das ist allerdings abhängig von Größe und Branche der Firmen. Natürlich ist es so, dass Einsparungen nicht vernachlässigt werden dürfen. Trotzdem sollten Firmen nicht vergessen, den Reisenden als internen Kunden im Fokus zu behalten. Die Dienstreise muss so bequem und flexibel wie möglich gestaltet werden. Darüber hinaus besitzen Unternehmen eine Fürsorgepflicht. Hier beobachten wir einen Rückgang der Flugkontin­gente zugunsten von Bahnreisen.

Ist das eher dem Budget, der Produktivität oder dem Klima geschuldet?

Wir können Entwicklungen und Fakten nur deuten. Nachhaltigkeit und Umwelt sind sicher Gründe für die Zunahme von Bahnreisen. Es spielt aber auch eine Rolle, dass man etwa auf innerdeutschen Strecken die Reisezeit in der Bahn besser zum Arbeiten nutzen kann als im Flieger.

Welche Rolle nimmt der klassische Fuhrpark im Mobilitätsmix künftig ein?

Die Nutzung von Dienstwagen bleibt aus unserer Sicht mindestens stabil oder nimmt sogar leicht zu. Schließlich gilt das Auto als Statussymbol und dient als Incentive, um Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen. Dennoch beobachten wir einen Trend zur ganzheitlichen Mobilität. Das bedeutet auch, dass sich die Aufgaben des Fuhrparkmanagers künftig verändern. Es wird darum gehen, die Mitarbeiter effektiv mobil zu halten. Dazu gehören neben Bahn, Flug, Dienstwagen auch Carsharing und das Fahrrad

Verschmelzen die Bereiche Fuhrpark und Dienstreise zunehmend?

Geschäftliche Mobilität erfordert professionelles Management. So entwickeln sich die beiden Bereiche mehr und mehr zu Mobilitätsschnittstellen: Ein Dienstwagenfahrer kann ein Reisender sein, ein Reisender kann ein Dienstwagenfahrer sein. Das zeigt, wie wichtig es künftig sein wird, dass Fuhrpark- und Travelmanagement zusammenarbeiten. Mit dem Ziel, gemeinsame Strategien, innovative Mobilitätskonzepte und bedarfsgerechte Lösungen zu entwickeln. Aus meiner Sicht sollte man die beiden Bereiche nicht mehr getrennt betrachten.

Ergeben sich aus der Share Economy neue Chancen für Unternehmen?

Ja, dieser Bereich wird künftig sicher eine größere Rolle spielen. Das hat auch viel mit Einstellung der Mitarbeiter zu tun. Generell bestehen kaum noch Ressentiments, vor allem die jüngeren Mitarbeiter zeigen sich aufgeschlossen. Allerdings muss teilweise erst noch ins Bewusstsein rücken, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen und welche Synergien gewonnen werden können. Insgesamt wird das Thema Mobilitätsbudget künftig sehr viel stärker in den Fokus rücken.