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E-Autos in Mehrfamilienhäusern EnBW testet Stromnetz

EnBW übergabe E-Autos Tamm Foto: EnBW

Wie viele Elektroautos verträgt eine Wohnanlage? Ein einjähriger Test der EnBW mit 45 Haushalten soll diese Frage klären.

Es würden sicher mehr Menschen auf einen elektrischen Firmenwagen umsteigen, könnten sie die zu Hause laden. Als Mieter oder Wohnungseigen­tümer in Mehrfamilienhäusern eine oder gar mehrere Wallboxen zu installieren, scheiterte jedoch häufig an den Miteigentümern, die ihr Veto einlegten. Das hat sich nun mit der jüngsten Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes erledigt: Vermieter oder Eigentümergesellschaft dürfen den Einbau eines Ladepunkts nicht mehr verweigern.

Was aber passiert mit dem Stromnetz, wenn überall Anschlüsse für E-Autos gelegt werden? Und werden die Fahrzeuge überhaupt immer gleichzeitig ge­laden? Für die Stromanbieter ist dieses Wissen elementar, um die Auslastung des Netzes zu steuern. Zwar muss in Deutschland jede Wallbox gemeldet, ab 11 kW Ladeleistung sogar genehmigt werden. Theo­retisch wissen die Netzbetreiber also, wo Autos laden. Sie könnten also bei Bedarf dort die Stromzufuhr drosseln, wenn die Energie woanders dringend benötigt wird.

Doch ist das überhaupt nötig? Dazu untersuchte Netze BW ein Jahr lang das Ladeverhalten in einer Wohnanlage in Tamm. 45 Haushalte bekamen einen BMW i3 oder einen VW e-Golf gestellt: Familien, Rentner, die ihr Auto nur zum Einkaufen benutzen, aber auch Vielfahrer, die täglich 150 Kilometer zurücklegen.

Außerdem installierte der Netzbetreiber 58 Ladeplätze in der Tiefgarage. Um die Belastung des Netzes zu begrenzen, werden sie über ein Lastmanagement gesteuert. Ziehen zu viele Fahrzeuge gleichzeitig Strom, reduziert die Technik automatisch die Stromstärke oder lädt die Autos nacheinander. Im Notfall dämpft ein 38 kWh großer Batteriespeicher Belastungsspitzen.

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Laut Projektleiter Ralph Holder bestand aber zu keiner Zeit die Gefahr, die auf 124 Kilowatt ausgelegte Stromversorgung der Wohnanlage zu über­lasten. "Mehr als 13 Autos haben nie gleichzeitig geladen. 98 Kilowatt war das Maximum, das wir gemessen haben." Und wenn die Technik mal doch die Stromstärke drosselte, merkten die Bewohner nichts davon. "Ob das Auto statt um 22 Uhr erst eine oder zwei Stunden später voll ist, macht für die Bewohner keinen Unterschied. Die Autos stehen in der Regel die ganze Nacht in der Tiefgarage", sagt Holder.

Außerdem habe sich das Fahr- und Ladeverhalten der Bewohner im Laufe der Zeit spürbar geändert. "Die Leute sind mutiger geworden", sagt Holder. Am Anfang hätten sie praktisch täglich, aber immer nur ein paar Kilowattstunden geladen. Jetzt nutzen sie die Reichweite der Autos besser aus, laden häufiger unterwegs. Dafür schließen sie ihre Wagen seltener in der Tiefgarage an, laden dann aber mehr Strom.

Das deckt sich mit den Erfahrungen, die fast alle Fahrer von Elektroautos machen. Die Angst, liegen zu bleiben, schwindet mit der Zeit. Das E-Auto wird ein Teil ihres Alltags, um den man sich wenig Gedanken machen muss. Viele Bewohner könnten sich sogar vorstellen, nach Abschluss des Tests auf ein eigenes E-Auto umzusteigen. Marc Stephan Krützfeld etwa empfindet es als sehr viel angenehmer, Strom zu Hause zu laden, als mit einem Benziner oder Diesel extra eine Tankstelle ansteuern zu müssen. Den nötigen Anschluss in seiner Tiefgarage hat er ja nun bereits.