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E-Flotte leicht gemacht Fraunhofer unterstützt Unternehmen

Foto: Fraunhofer IAO

Das Fraunhofer IAO unterstützt Firmen bei der Einführung von E-Autos. Die Experten analysieren die Flotte, spielen verschiedene Szenarien durch und verleihen testweise ihre eigene E-Flotte.

Politik und Wirtschaft sind sich ­einig: Firmenflotten sind die perfekte Plattform, um Elektroautos einzubinden. Sie polieren das Firmenimage auf und im Fahrzeugpool kommen sie auch ausreichend zum Einsatz. So sehen viele den Flottenmanager in der Pflicht, beim Thema Elektromobilität voranzugehen. Was Außenstehende oft nicht bedenken: Auch Unternehmen müssen auf ihre Kosten achten. Steigen diese unverhältnismäßig an, bekommt eben der Flottenmanager eine aufs Dach – Image hin oder her.

Dass sich E-Autos aber nicht zwingend negativ auf das Budget auswirken, zeigen die Erfahrungen des Fraunhofer IAO. Seit 2011 hat das Institut im Rahmen des Projekts elektromobilisiert.de mehrere Unternehmen und Kommunen an den Einsatz von Elektromobilität herangeführt. Wenn überhaupt, waren es bei optimaler Auslastung der Fahrzeuge meist nur ein paar Euro, die der Flottenmanager für ein E-Auto statt eines herkömmlich betriebenen Fahrzeugs drauflegen musste.

Genaue Auswertung der Dienstfahrten

Damit das auch der Fall ist, nehmen die Experten den jeweiligen Fuhrpark genau unter die Lupe. Die Schlüsselfrage lautet: Wann und zu welchen Zeiten fahren die Autos wohin? Dafür klappern die Experten alle Standorte ab und spicken in die Fahrtenbücher der Dienstwagen. Wenn möglich, rüsten Thomas Ernst und seine Kollegen die Fahrzeuge eine Zeit lang mit GPS-Trackern aus. Dann sind die Fahrten gleich digitalisiert und die Fahrtenpro­file lassen sich leichter erstellen.

Häufig decken die Ermittler dabei schon Defizite im konventionellen Fuhrpark auf. »Wir stellen oft fest, dass nicht alle Fahrzeuge ausgelastet sind. Die ­eigens entwickelte Software sortiert die Fahrten dann so um, dass hier alleine schon Autos wegfallen«, so Ernst.

Im nächsten Schritt prüfen die Fraunhofer-Forscher, welche Fahrten mit E-Autos überhaupt möglich sind. Die Stadt Ludwigsburg war eine der ersten Kommunen, deren Flotte das Fraunhofer IAO optimierte. »Bei der Analyse kam heraus, dass über 95 Prozent der Dienstfahrten unserer Stadtverwaltung elektrisch zurückgelegt werden könnten«, sagt Olaf Dienelt, Projektleiter Elektromobilität bei der Stadt Ludwigsburg.

Optimal ausgelastete E-Autos verursachen keine Mehrkosten

In unterschiedlichen Szenarien am Ludwigsburger Fuhrpark zeigte sich, dass die E-Autos optimal ausgelastet sind, wenn sie zehn Prozent der gesamten Flotte ausmachen. "Die Gesamt-Flottenemission konnten wir dadurch deutlich reduzieren. Inwieweit auch unsere Fuhrparkkosten sinken, untersuchen wir im nächsten Schritt", sagt Dienelt. "Schlussendlich muss der Flottenmanager abwägen, wie wichtig ihm die ökonomischen und ökologischen Aspekte sind: Will er vorrangig seine CO2-Bilanz verbessern oder möglichst Kosten einsparen?", erklärt Ernst.

Was auf dem Bildschirm flüssig läuft, kann in der Praxis aus den unterschiedlichsten Gründen scheitern. Die Flottenmanager dürfen sich deshalb am Testwagen-Fuhrpark des Fraunhofer IAO bedienen und die E-Autos eine Zeit lang bei sich in den Pool einbinden. "Das Ganze unter realen Bedingungen durchzuführen, gibt den Fuhrparkleitern die Sicherheit, dass es auch in der eigenen Flotte funktioniert", so Ernst.

18 E-Autos stehen in der Garage des Instituts, die gemeinsam mit dem kooperierenden Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart angeschafft wurden. Vom Spaßmobil Renault Twizy über den BMW i3 bis hin zum elektrifizierten Transporter. Das Fraunhofer IAO weiß also schon aus eigener Erfahrung, wie eine große E-Flotte zu managen ist.

Welche Fahrzeuge passen zur Flotte?

Die Profis geben Hilfestellung, welche Fahrzeuge in Bezug auf Größe, Reich­weite und Ladedauer für die Firmen in Frage kommen. An den jeweiligen Unternehmensstandorten werden für die Testphase mobile Ladesäulen aufgestellt. Damit die E-Autos optimal ausgelastet sind, hat das Fraunhofer IAO eine Flottenmanagement-Software entwickelt. Mit ihr erkennt der Fuhrparkleiter in Echtzeit, wo sich die E-Autos befinden, wie lange sie noch unterwegs und wann sie für den nächsten Einsatz wieder startklar sind.

Um die Akzeptanz der Mitarbeiter für Elektromobilität zu steigern und eventuelle Hürden zu beseitigen, bereitet sie Ernst in Schulungen auf das E-Projekt vor. "Die Mitarbeiter haben viele Fragen. Beispielsweise wie die Fahrzeuge bedient und geladen werden. Und wir können die Ängste ausräumen, mit leeren Akkus liegen zu bleiben." Entscheidet sich das Unternehmen letztendlich E-Autos in den Fuhrpark zu integrieren, steht Fraunhofer IAO weiterhin beratend zur Seite.

In fünf Schritten zur E-Flotte

  • Analyse des Fuhrparks hinsichtlich Funktion, Nutzung und Auslastung
  • Szenarien anhand der Analyse unter ökonomischer und ökologischer Gewichtung
  • Praxistest mit E-Autos von Fraunhofer IAO und Uni Stuttgart plus Aufbau einer Ladesäulen-Infrastruktur
  • Betreuung während des Feldversuchs inklusive Mitarbeiterschulung
  • Beratung bei Beschaffung von E-Autos und ­Unterstützung bei Installation von Ladesäulen