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Elektromobilität So will Tesla das Model S vermarkten

Foto: Tesla

Tesla will sein Model S unters Volk bringen. Mithilfe von Sixt, Gratisstrom und ganz legalen Steuertricks. So soll das 400 PS starke E-Auto im Leasing nur 460 Euro pro Monat kosten.

 Ob Jeans oder Turnschuhe – Trendsetter waren die Amis schon immer. Möglicherweise wird ihnen das auch beim Thema Elektromobilität gelingen. Nicht, weil ihre Produkte besser sind. Sondern, weil die Strategie, sie zu vermarkten, eine andere ist. Tesla (Hauptsitz Silicon Valley, USA) will Elektro­autos bei uns auf breiterer Ebene anbieten, als dies bisher gelang.

eshalb kooperieren die Amerikaner künftig mit dem Leasing- und Vermietriesen Sixt. Die Münchner Leasinggesellschaft gilt selbst als äußerst kreativ in Sachen Vertrieb. Als der Hauptzweck einer Autovermietung noch das "Unfallersatzwagengeschäft" war, brachte der Autovermieter Sixt schon die ersten Freizeitcabrios unters Volk. Das Unternehmen überraschte mit pfiffiger Werbung ("Mehr Sitze als die FDP") und widmete sich schon früh Freiberuflern und kleineren Flotten.

Im Fokus der Kooperation mit Tesla steht nun das Modell S – ein bis zu 210 km/h schnelles Elektroauto mit über 400  PS und versprochenen 500 Kilometer Reichweite. Gut 60.000 Euro netto Listenpreis sind für den Edelstromer aufgerufen, doch nun überrascht Tesla mit der Meldung, dieses Auto gebe es für 460 Euro netto im Monat.

Steuerersparnis für E-Autos in Rate eingerechnet

Die 460 Euro sind jedoch keine wirkliche Rate, sondern ein theoretischer Wert. Partner Sixt offeriert bei einer Anzahlung von zehn Prozent und einer Laufzeit von 36 Monaten eine Leasingrate, die je nach Kilometernutzung irgendwo zwischen 620 und 720 Euro liegt. Tesla subventioniert dieses Angebot. So erhält jeder Sixt-Kunde, der sich für ein Model S entscheidet, eine Prämie von bis zu 210 Euro pro Jahr für die Länge der Leasingdauer. "Diese Prämie wird dann gewährt, wenn sowohl Haus als auch Auto des Kunden mit Ökostrom versorgt werden", erläutert Tesla-Sprecherin Kathrin Schira: "Der Tesla-Kunde legt dazu seine Stromrechnung vor, um zu zeigen, dass er zu Hause Ökostrom bezieht."

Hinzu kommen Einsparungen durch die Kfz-Steuerbefreiung sowie durch einen Vorteil bei der Anwendung der Ein-Prozent-Regel. Nutzer von elektrischen Fahrzeugen dürfen den als Besteuerungsgrundlage dienenden Listenpreis niedriger ansetzen, so die derzeit gültige Gesetzgebung. Bis Ende 2014 darf dieser Bruttolistenpreis um 450 Euro pro Kilowattstunde der Batteriekapazität vermindert werden, maximal um 9.500 Euro. Doch Achtung: Diese Pauschalen werden bis 2023 jährlich um 50 Euro gekürzt. So sind es 2015 nur noch 400 Euro pro kWh oder maximal 9.000 Euro.

Laden zum Nulltarif

Hauptbrocken der Tesla-Rechnung ist die Benzinkostenersparnis. Denn die Nutzer des Leasingangebotes dürfen mit dem Model S kostenlos an allen Tesla-Schnellladestationen tanken. Diese nennen sich Supercharger, liefern bis zu 135 Kilowatt und füllen die Energiereserve eines Autos innerhalb von 20 Minuten zur Hälfte auf. Alles zusammen (Prämie, Steuererleichterung, Energiekostenersparnis) summiert sich auf monatlich gut 250 Euro. Zieht man den Betrag von der regulären Sixt-Rate ab, bleiben etwa jene 460 Euro, die Tesla als monatlichen Aufwand propagiert.

Zurzeit ist das für die Kunden interessant, deren Fahrten vorbei an Wilnsdorf (A 45), Bad Rappenau (A 6), Aichstetten (A 96) und Jettingen-Scheppach (A 8) führen. Dort sind die ersten Supercharger in Betrieb und verbinden das Viereck Köln, Frankfurt, Stuttgart, München. "Wie viele Ladestationen es bis Ende des Jahres genau sein werden, können wir noch nicht sagen", so Schira: "Wir arbeiten daran, die wichtigsten Routen zu erschließen."
Auf der vergangenen IAA hatte Tesla- Chef Elon Musk 40 bis 50 solcher Supercharger für Deutschland angekündigt.

Klar ist aber schon jetzt: Tesla strickt sich sein Ladenetz selbst, ohne darauf zu warten, dass die öffentliche Hand zu Potte kommt. Ganz außen vor bleibt der Staat dennoch nicht: Mit dem Bau der Ladestationen beauftragt haben die Amerikaner die Bahn-Tochter DB Energie. Unterm Strich bleibt so die Erkenntnis, dass jetzt ausgerechnet jener Elektroautohersteller Nägel mit Köpfen macht, dem viele aufgrund seiner teuren Produkte ein frühes Aus prophezeit hatten. Kein Autobauer ist bislang das Thema Marktdurchdringung auf diesem Wege angegangen. Leasing und Fahrstrom als Gesamtpaket – das ist bequem und für gewisse Zielgruppen attraktiv. Im Grunde so wie Jeans und Turnschuhe.