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Erdgas Mehr Tankstellen, mehr Modelle

Foto: Thomas Küppers

Erdgas-Fahrzeuge haben sich bisher bei Flottenbetreibern nur selten durchgesetzt. Das will der Industriekreis CNG-Mobility ändern. VW geht als Konzern mit voran.

Drohende Fahrverbote für ­Dieselfahrzeuge zum einen, mangelnde Reichweite bei Elektrofahr­zeugen zum anderen – Flottenmanager suchen noch immer nach dem Königsweg in Sachen nachhaltiger Mobilität. Da kommt der "Runde Tisch Erdgas­mobilität" des Bundeswirtschaftsministeriums vielleicht gerade recht. Erst Ende vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung beschlossen, die Steuervergünstigung für CNG (Compressed Natural Gas), das meistens Erdgas ist, bis zum Jahr 2026 zu verlängern. Damit haben Fuhrparkbetreiber auch bei Gasfahrzeugen neue Planungssicherheit bekommen. Zudem haben sich Akteure vorgenommen, den Marktanteil der Gasfahrzeuge von momentan 0,3 Prozent auf vier Prozent im Jahr 2022 zu er­höhen.

Gleichzeitig formierten sich Teilnehmer des runden Tisches zum "Industriekreis CNG-Mobility". Zu den Mitgliedern gehören bisher der Autohersteller VW, die Gasproduzenten Gazprom und Total, Gas-Tankstellenbetreiber wie Eon, Gazu und Pit Point, Gasnetzbetreiber Ontrans und Open Grid Europe, Erdgasver­sorger Win Gas und der Verein Zukunft Erdgas. Der Kreis hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2025 sollen auf Deutschlands Straßen eine Million Erdgas-Fahrzeuge unterwegs sein. Damit diese überall tanken können, soll das Netz von etwas mehr als 900 Gas-Tankstellen auf 2.000 Stationen vergrößert werden.

Parallel dazu hat sich Volkswagen entschlossen, Gasfahrzeuge aktiv am Markt anzubieten. "Wir haben ein klares Statement unseres Vorstandsmitglieds ­Matthias Müller zu CNG-Fahrzeugen erhalten. Das wollen wir jetzt umsetzen", sagte Dr. Jens Andersen, Konzern­beauf­trag­ter Erdgasmobilität, auf dem ersten CNG-Mobility-Tag in Hamburg. Er meinte, dass sich besonders Flotten­kunden für diese Form des alternativen Antriebes interessieren werden, denn die Gesamtkosten über die komplette Lebensdauer (TCO) seien geringer als bei einem Dieselfahrzeug. Zudem sei bereits der Anschaffungspreis mit dem eines Dieselfahrzeugs vergleichbar. ­Darüber hinaus sei Volkswagen Finance dabei, entsprechende Finanzierungs­pakete zu schnüren

Foto: VWN
VW Caddy Ecofuel

VW, Fiat, Opel, es gibt genügend  flottentaugliche Modelle am Markt

Wer sich als Flottenmanager am Markt umschaut, wird feststellen, dass Fiat viele Gas-Modelle anbietet. Auch Opel ist dabei, seine Produktpalette mit Gasfahrzeugen auszubauen. Beim nächsten Fahrzeugwechsel wäre ein Umstieg auf Gas für viele Flottenbetreiber daher durchaus im Rahmen des Möglichen.
Ein Hemmnis für viele Fuhrparkmanager war bisher oft die Zahl der Gas-Tankstellen. Für diese Problematik hat Peter Meyer, Leiter Außenbeziehungen des Vereins Zukunft Erdgas, einen Vorschlag: »Große Flottenbetreiber mit über 200 Firmenautos können eine eigene Gas-Tankstelle im Betrieb aufbauen. Ab dieser Größenordnung übernehmen das die Netzbetreiber.« Zudem will der Industriekreis sein Versprechen ein­lösen und das Tankstellennetz massiv ausbauen. "Wir wollen im nächsten Schritt die vorhandenen Tankstellen möglichst modernisieren und besser aktivieren", sagt Ralf Borschinsky, Sprecher des Gasnetzbetreibers Ontrans. Darüber hinaus plant das Unternehmen, ­selber Tankstellen zu bauen.

Noch wird CNG hauptsächlich in Form von Erdgas geliefert. Doch der Anteil an Biogas steigt weiter. Das macht diese Form des Treibstoffes so zukunftsfähig. Je höher der Biogas-Anteil am CNG ist, um so weniger Kohlendioxid stoßen die Fahrzeuge aus. Besteht der Kraftstoff aus reinem Biogas in Form von Methan, entsteht nur so viel ­Kohlendioxid, wie beim Wachstum der Pflanze gebunden wurde. Werden Abfälle bei der Biogas-Produktion genutzt, lässt sich der CO2-Austausch gen null steuern.

Eine weitere Form der Gas-Gewinnung sind sogenannte Power-to-Gas-Anlagen. Sie wandeln Strom aus regenerativen Energiequellen in Wasserstoff um. ­Mittels Elektrolyse erzeugen die Anlagen Wasserstoff, der in einer ­zweiten Phase methanisiert wird. Aus ­Wasserstoff und Kohlendioxid entsteht so synthetisches Erdgas, das unbegrenzt ins Erdgasnetz eingespeist werden kann. Audi betreibt eine solche Anlage seit 2013 in Werlte. Der Automobilhersteller produziert in Deutschland im Jahr rund 1.000 Tonnen synthetisches Erdgas. Das reicht nach eigenen Angaben, um 1.500 CNG-­Fahrzeuge jeweils 15.000 ­Kilometer weit fahren zu lassen.

Audi A4 Avant G-tron MJ 2017 Foto: Audi
Audi A4 Avant G-tron

Zu wenig Reichweite, zu wenige Tankstellen, zu wenige flottentaugliche Modelle: Gebetsmühlenartig wiederholen die Gegner von CNG-Autos ihre Argumente. Dabei wächst das Angebot kontinuierlich. Ganz neu: der Audi A4 Avant mit 500 km Gasreichweite. Oder der brandneue Skoda Octavia Combi (beide Vorstellungen auf Seite 52). Auch der neue Touran ist wieder mit CNG-Antrieb erhältlich. Unter www.firmenautode/aa gelangen Sie zu unserer Themenseite Alternative Antriebe, auf der Sie eine Übersicht aller in Deutschland erhältlichen Erdgasautos finden.

Eine Übersicht aller aktuellen Erdgasfahrzeuge sowie auch aller anderen Modelle mit alternativen Antrieben (Elektroautos, Plug-in Hybride, Hybride und Autogasfahrzeuge) haben wir auf eine Themenseite zusammengefasst.

Foto: Skoda
Skoda Octavia Combi G-Tec