Den Dacia Lodgy Stepway gibt’s schon für rund 12.000 Euro – Offroad-Look, 115-PS-Turbobenziner und die nötigste Ausstattung inklusive. Kann der Van aber mehr als nur billig?
Sie suchen einen neuen Van für Ihren Fuhrpark? Sie schwanken noch zwischen VW Caddy und Citroën Berlingo? Dann bringen wir Ihre Gedankenspiele mal ein bisschen ins Wanken. Kennen Sie den Dacia Lodgy? Der hat einen gravierenden Vorteil: Er ist extrem günstig. Genauer gesagt: Er ist so günstig, dass Sie zwei Lodgy zum Preis von einem Caddy bekommen. Kein Scherz. Der Dacia Lodgy startet mit 83-PS-Benziner ab 8.394 Euro netto, ein gleich starker VW Caddy kostet mindestens 15.330 Euro.
Der 115 PS starke Turbobenziner verbraucht 5,7 Liter im Schnitt
Bei solchen Schnäppchenpreisen kann man beruhigt mit dem Konfigurator spielen. Einen Haken sollten Sie beispielsweise hinter den turboaufgeladenen Benziner TCe 115 setzen. Preislich steigt der Lodgy dann zwar auf 11.672 Euro netto. Das Upgrade lohnt sich aber. Denn mit dem TCe 115 kommt der Van nicht nur um 30 PS gestärkt daher, er ist zudem sparsamer. Das moderne Aggregat verbraucht mit 5,7 Litern (Testverbrauch: 6,4 Liter) mehr als einen Liter weniger als der saugende Einstiegsbenziner.
Und wer den stärkeren Benziner bestellt, bekommt von Dacia auch mehr Serienausstattung spendiert. Bordcomputer, elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Zentralverriegelung, asymmetrisch umklappbare Rückbank, Geschwindigkeitsregelung, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klima und Nebelscheinwerfer bringt der Lodgy dann schon mit. Selbst ein Radio ist an Bord – zu unserer Verwunderung sogar ein hochwertiges, das man bei Lieblingsliedern und guter Laune auch lauter aufdrehen kann, um mitzugrölen.
Ein gut funktionierendes Navi gibt es für 150 Euro
Was braucht ein Auto mehr? Ein Navi. Gibt’s für schlappe 150 Euro. Gut, Grafik und Touchfläche des 7-Zoll-Bildschirms sind kein Hochgenuss, dafür ist auch die Bedienung des Systems simpel. Das Smartphone ist schnell gekoppelt, die Navi führt uns anstandslos ans Ziel. Für weitere 495 Euro läuft der Lodgy sogar als Siebensitzer auf. Wobei sich die hintersten beiden Plätze nur für Kinder eignen und das Kofferräumchen dann nur noch zwei Getränkekisten aufnimmt. Die beiden hinteren Sitzreihen lassen sich mit wenigen Handgriffen ausbauen – weil sie extrem leicht sind, klappt das auch alleine. Dann wächst das Kofferraumvolumen auf 827 Liter (Fünfsitzer) oder gar 2.617 Liter.
Damit der Van nicht ganz so bieder da steht, schickt ihn Dacia gegen 500 Euro Aufpreis in der Crossover-Version Stepway mit Unterfahrschutz und Kunststoffbeplankung rundum auf die Straße. Den rustikalen Touch nimmt der Dacia dann allerdings auch im Innenraum auf. Der Van ist mit Hartplastik vollgestopft. Das kommt bei dem in der Stepway-Variante ganz in Schwarz gehaltenen Interieur noch stärker zum Ausdruck. Farblos, nüchtern und lieblos wirkt der Innenraum. Teilweise fehlt sogar die Innenverkleidung und das nackte Blech schaut durch, wie an der Innenseite der Kofferraumklappe.
Den Rotstift hat Dacia an einigen Bauteilen angesetzt. Dass sich die Hupe wie einst am Blinker befindet, ist ja noch okay. Auch, dass man zum Abnehmen des Tankdeckels den Schlüssel benötigt. Oder die Türen regelrecht zudonnern muss, damit sie endlich im Schloss bleiben. Zähneknirschend akzeptieren wir auch, dass eine Berganfahrhilfe genauso wenig zu haben ist, wie Licht- und Regensensor – Extras, die mittlerweile schon bei Minicars nicht mehr wegzudenken sind.
Mangelnder Sitzkomfort
Was allerdings richtig nervt, ist der mangelhafte Sitzkomfort. Egal wie wir mit der fummeligen Sitzverstellung herumfuhrwerken, kein Kollege aus der Redaktion fühlt sich hinterm Steuer so richtig wohl. Mal drückt die Sitzfläche in die Unterschenkel, mal ist das lediglich in der Höhe verstellbare Lenkrad zu weit weg. Eine Lendenwirbelstütze fehlt der Sitzlehne ebenso wie Seitenwangen für den Seitenhalt. Sogar auf Kurzstrecken kommt schnell Unzufriedenheit auf.
Die Armlehne für den Fahrer ist zwar ganz nett. Im Lodgy ist diese aber so weit oben positioniert, dass der Schalthebel der Fünfgang-Box nur mit verrenktem Handgelenk zu erreichen ist. Besser die Lehne gleich ganz hochstellen. Denn der 1,2-Liter-Motor muss mit häufigen Gangwechseln und hohen Drehzahlen bei Laune gehalten werden. Erst ab 2.500 Touren fühlt er sich wohl und schiebt kräftig an. Ein weiteres Manko des Lodgy: Die Lenkung ist schwammig und gibt nur wenig Rückmeldung. Unebenheiten im Asphalt werden nahezu ungefiltert an die Insassen weitergegeben. Und bei jeder Bodenwelle klappert es an irgendeiner anderen Stelle im Van. Wer Dacia fährt, sollte eben wissen: Nicht nur er hat gespart, auch Dacia.