Fiats neuer Scudo heißt Talento. Er basiert nun auf dem Renault Trafic, kommt in vier Motorisierungen sowie als Transporter, Kombi, Doppelkabine und Fahrgestell. Erste Probefahrt.
Ein Name, der flüssig von den Lippen geht und positiv klingt, ist immer verkaufsförderlich. "Talentooooo". Alleine dem Namen nach muss der Scudo-Nachfolger schon einiges auf dem Kasten haben. Complimento an Fiats Marketing. Moment. Talento? Da war doch schon mal was? Anfang der 90er Jahre gab es vom Ducato eine Kurzversion, die Fiat Talento nannte. Und diese wurde dann 1996 vom Scudo abgelöst.
Bis zu 8,6 Kubikmeter Ladevolumen
Nun macht Fiat nicht nur beim Namen eine Rolle rückwärts, der neue 2,8-Tonner schließt auch bei den Abmessungen wieder näher zum größeren Ducato auf. Denn mit großem Radstand (3,50 Meter) und einer Gesamtlänge von 5,40 Meter überragt er den Scudo um bis zu 36 Zentimeter, den kürzesten Ducato sogar um 40 Zentimeter. Oder in Ladevolumen ausgedrückt: Mit 8,6 Kubikmetern ragt der Talento (langer Radstand und Hochdach) an die Abmessungen des Ducato heran, der in der magersten Version 8,0 Kubikmeter bereit stellt.
Vielleicht war auch das mit ein Grund, warum Fiat die Kooperation mit PSA aufhob. Denn von den neu aufgelegten Jumpy und Expert, auf dem der Scudo noch aufbaute, gibt es keine Hochdachvarianten. Und somit auch keine großvolumigen Modelle wie die vom Renault Trafic, auf dem der Talento nun basiert. Wie sich Talento und Trafic unterscheiden? Fiat spannt seinem Transporter eine Blechstrebe über den Kühler. Auf dem auch das Fiat-Logo klebt. Ansonsten sind Trafic und Talento identisch. Mit Opel Vivaro und ab Ende des Jahres Nissan NV300 bauen vier Transporter auf der Trafic-Plattform auf.
Durchlade-Klappe in der Trennwand
Das bedeutet auch, dass es den Talento eine Nummer kürzer gibt, die genau fünf Meter misst. Das Ladevolumen liegt dann bei 5,2 Kubikmeter, mit Hochdach sind es 7,2 Kubikmeter. Knapp 2,54 Meter ist der Laderaum lang (langer Radstand 2,94 Meter) und zwischen den Radkästen 1,26 Meter breit. So nimmt der kurze Talento gerade noch drei Europaletten auf. Mit einem Handgriff verschafft sich der Transporteur eine 51 x 22 Zentimeter große Durchlade in der Trennwand. So rutschen bis zu 3,75 Meter lange Leisten (4,15 Meter bei der Langversion) bis unter den Beifahrerdoppelsitz durch. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 2.800 und 3.060 Kilogramm erlaubt der Talento eine maximale Nutzlast von 1.249 Kilogramm.
Vier Motorisierungen stehen zur Wahl. Ab 23.430 Euro startet der Turbodiesel 1.6 Multijet mit 70 kW (95 PS), den es zudem mit 88 kW (120 PS) gibt. Eine zweite Variante des Vierzylinders wird von einer zweistufigen Turboaufladung auf 92 kW (125 PS) beziehungsweise 107 kW (145 PS) gesteigert. Dem 1.6 Ecojet Twinturbo hilft serienmäßig eine Start-Stopp-Automatik beim Spritsparen. So soll die 92-kW-Variante im Schnitt 5,6 Liter auf 100 Kilometer (145 g CO2/km) verbrauchen. Ein 20 Liter fassender Adblue-Tank sorgt für eine saubere Abgaseinhaltung nach Euro-6-Norm.
Antrittsstarke, leise Motoren
Wer viel Stauplatz braucht, aber mit wenig Gewicht hantiert, dem reicht die 95-PS-Variante aus. Bei frühen 1.500 Touren stemmt der Talento sein maximales Drehmoment von 260 Nm auf die Vorderräder, dreht willig hoch und bleibt dabei angenehm leise. Fürs Hotelgewerbe und Shuttle-Flotten sind die beiden Twinturbo-Motoren mit 125 und 145 PS bestimmt. Sie reihen sich auf der linken Autobahnspur problemlos unter Vertreter-Kombis ein und ziehen auch voll besetzt beim Ampelstart mit. Alle Motoren bekommen eine Sechsgang-Schaltung. Eine Automatik ist nicht erhältlich.
Dafür gibt es den Talento in drei Innenraumausstattungen. Das modern designte Armaturenbrett wird in der Basisversion in schlichtem schwarzen Hartplastik gehalten. Ideal für Handwerker, die den Talento für rauere Einsätze vorsehen. Zumal der Transporter mit zwei Handschuhfächern, großen Seitentaschen, einer üppigen Ablage auf dem Armaturenträger sowie einem riesigen Staufach unter der Doppelsitzbank genügend Stauraum für Arbeitsmaterial bietet. Was fehlt, ist lediglich ein Steckplatz für den Renault-typischen Fahrzeugschlüssel im Scheckkartenformat. In den höheren Linien putzt sich der Transporter mit einem zweifarbigen Cockpit, Chromringen und dezenten schwarzen Klavierlack-Oberflächen heraus.
Gute Sitzposition und Rundumsicht
Wirklich top ist die Sitzposition. Das in Höhe und Tiefe verstellbare Lenkrad sowie der umfangreich verstellbare Sitz samt Lordosenstütze drücken das Kreuz in eine gesunde rückenschonende Körperhaltung. Enttäuschend ist nur die Armlehne. Sie lässt sich nicht justieren und hängt schlaff herunter. Auf Wunsch lässt sich die großzügig dimensionierte Fahrerkabine in ein mobiles Büro mit Ablagefläche für Laptop und Klemmbrett umwandeln.
Raffiniert ist zudem der in der rechten Sonnenblende integrierte Spiegel. Er verbessert die Sicht zur Seite und verkleinert den toten Winkel. Zusammen mit den Weitwinkel-Außenspiegeln behält der Fahrer so einen guten Überblick. Serienmäßige Sicherheitsfeatures sind unter anderem ein Notbremsassistent und ein Traktionsassistent, der den Transporter auf rutschigen Straßen sicher in Bewegung bringt. Aufpreispflichtig ist der sieben Zoll große Touchscreen für Navi, Musik und Telefon. Das Navi gefällt mit klaren Ansagen und guter Darstellung. Simpel aufgebaut und leicht verständlich ist das ganze Infotainmentsystem.