Ford rüstet seine Nutzfahrzeuge Transit und Transit Custom mit einem neuen Zweiliter-Dieselmotor aus. Der heißt Ecoblue, hält Euro 6 ein und soll trotz gesteigerter Leistung sparsamer sein.
Normalerweise läuft es ja andersrum: Die Hersteller packen ihre Pkw mit tollen Komfort- und Technikfeatures voll, um die Extras dann allenfalls in kleiner Dosis an die Nutzfahrzeuge weiterzugeben. Bei Ford sind jetzt die Nutzfahrzeuge Vorreiter. Noch vor den Pkw bekommen sie die neue Dieselmotoren-Generation Ecoblue eingebaut. Der Grund: Spätestens ab September müssen auch die Transporter die Euro-6-Norm einhalten.
Drei Leistungsstufen mit 105, 130 und 170 PS
Der 2.0 TDCi mit vier Zylindern ersetzt das 2,2-Liter-Aggregat. Die Leistungsstufen liegen bei 105, 130 und 170 PS. Das sind bis zu 15 PS mehr als beim Vorgänger-Aggregat. In den Pkw soll der Turbodiesel gar bis zu 240 PS leisten. Noch größer ist der Sprung beim maximalen Drehmoment, das die Ford-Ingenieure um bis zu 50 Nm auf nun beachtliche 360, 385 und 405 Nm steigerten.
Auf unserer Testfahrt überzeugt der neue Zweiliter-Diesel. Er ist antrittsstark und kraftvoll beim Herausbeschleunigen aus dem Drehzahlkeller. Das Turbinenrad des neuen Turboladers ist mit einer hitzebeständigen Legierung auf Nickel-Basis beschichtet, die auch in Formel 1-Rennfahrzeugen eingesetzt wird. So konnten die Ford-Ingenieure den Durchmesser des Turbinenrads um zehn Prozent verringern. Was zur Folge hat, dass der Turbo höhere Drehzahlen erreicht, weniger Reibung hat und in Summe schneller anspricht.
360 Nm Drehmoment ab 1.500 Touren
Das maximale Drehmoment von 360 Nm der Einstiegsmotorisierung steht somit bei 1.500 Touren bereit. Wobei der 105 PS starke Motor schon ab 1.250 Umdrehungen 20 Prozent mehr Drehmoment bereit hält als das Vorgänger-Aggregat. Genügend Ladedruck also, dass uns der Transit Custom selbst mit rund 500 Kilo im Heck mühelos aus dem Drehzahlkeller heraus beschleunigt. Dem größeren Transit reicht die 130-PS-Version völlig aus. Auch deren 385 Nm Drehmoment steht ab 1.500 Touren bereit. Der stärkere 170-PS-Motor bringt es zwar auf maximal 405 Nm, ruft diese aber erst ab 2.000 Umdrehungen ab. Ein Leistungsunterschied ist auf der Straße kaum auszumachen.
Die Sechsgang Schaltung gefällt ebenfalls. Die Gänge flutschen sauber durch die kurzen Gassen. Und die Spreizung ist optimal auf den drehmomentstarken Motor ausgelegt. Schalten müssen wir nur selten, surfen stattdessen in den alltäglichen Fahrsituationen mit Geschwindigkeiten um 50, 80 und 100 km/h auf einer Drehzahlwelle von 1.300 bis 1.800 Touren druckvoll und sparsam zugleich. Im Laufe des Jahres bietet Ford für die beiden stärkeren Leistungsstufen mit Frontantrieb eine Sechsgang-Automatik zum Aufpreis von 1.700 Euro netto an. Die 130-PS-Version ist zudem mit Allradantrieb zu haben.
6,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer
Beim neuen TDCi-Motor versetzte Ford die Kurbelwelle um zehn Millimeter, was die Kolbenlast minimiert und wie das neue, einteilige Nockenwellenmodul die Reibung reduziert. Optimierte Lufteinlasskanäle und Kolbentaschen erhöhen die maximale Energieausbeute des Diesels bei der Verbrennung. Der neue Dieselmotor verfügt über ein Common-Rail-Einspritzsystem mit Piezo-Injektoren und 2.000 bar Systemdruck. Durch die verbesserte Kraftstoffeinspritzung und die effizientere Verbrennung senkt Ford Verbrauch und CO2-Ausstoß beim neuen Dieselmotor um 13 Prozent gegenüber dem Vorgänger-Aggregat. Der Ford Transit 2.0 TDCi Ecoblue mit 105 PS kommt auf einen Normverbrauch von 6,7 Liter (174 g CO2/km).
Ein SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung senkt den Stickoxid-Ausstoß. Der 21 Liter fassende Adblue-Tank befindet sich an der B-Säule, der zugehörige Einfüllstützen liegt direkt unterhalb dem des Diesel-Kraftstoffs. Alle 10.000 Kilometer muss die Harnstofflösung nachgefüllt werden. Die Serviceintervalle hat Ford von 50.000 auf 60.000 Kilometer und 24 Monate erweitert.
Serienmäßiger Seitenwindassistent
Ford feilte auch am Geräuschpegel des Motors. Der Zweiliter-Diesel ist im Leerlauf vier Dezibel leiser als der vorherige 2,2-Liter-Vierzylinder. Störendes Nageln haben die Ingenieure dem Diesel abgewöhnt. Die Stille in der Fahrerkabine ist für einen Transporter ziemlich beeindruckend. Außerdem wurde die Lenkung feinjustiert. Bei hoher Geschwindigkeit arbeitet sie nun schwergängiger und vermittelt dadurch mehr Rückmeldung. Neue Dämpfer an der Hinterachse gleichen Wipp- und Wankbewegungen besser aus.
Ein Seitenwindassistent, der über ESP-Sensoren mit gezielten Bremseingriffen den Transporter in der Spur hält, ist jetzt serienmäßig an Bord. Ein Sicherheitsgewinn, gerade wenn der Kastenwagen an Lkw auf der Autobahn vorbeizieht. Und endlich sind die Transporter auch mit einer Verkehrsschilderkennung sowie einem Kollisionswarner ausgestattet. Letzterer erkennt sogar Fußgänger. Dreimal dürfen Sie raten, woher die Nutzfahrzeuge die neuen Assistenzsysteme wohl haben. Klar, von den Pkw.