Hyundai spendiert dem i20 im "Active" eine Geländewagenoptik. Wir sagen, wie sich der Kleinwagen mit dem neuen Dreizylinder-Benziner 1.0 T-GDi fährt.
Es läuft bei Hyundai, will man meinen. Der Hersteller hat 2015 in Deutschland mit fast 110.000 Neuzulassungen sein bestes Ergebnis bislang eingefahren. Zudem entpuppt sich der Kleinwagen i20 mit einem Anteil an weiblichen Nutzern von mehr als 50 Prozent als echter Frauenheld. Der neue i20 Active will jetzt ein bisschen wilder sein als der normale i20.
Ein echter Geländewagen ist der Fronttriebler deshalb nicht, nur die Bodenfreiheit liegt um knapp 20 Millimeter höher. Der Frontgrill verjüngt sich anders als beim normalen i20 nicht nach unten, sondern nach oben. Ein angedeuteter Unterfahrschutz bringt zudem ein wenig Dschungelatmosphäre in die City. Mit schwarz abgesetzten Radläufen, Seitenschwellern in Alu-Optik oder der silberfarbenen Dachreling folgt Hyundai einem Trend, den andere Anbieter schon vorgegeben haben - die "SUVisierung" von Kleinwagen: Dacia beispielsweise mit dem Sandero Stepway, Opel mit dem Adam Rocks oder Fiat mit dem 500L Trekking.
Neuer Benziner mit drei Zylindern
In Sachen Motoren aber tritt Hyundai selbst als Taktgeber an. Im i20 Active gibt es ab sofort auch einen auf drei Zylinder verkleinerten Einliter-Benziner mit der etwas verwirrenden Bezeichnung T-GDi (die ebenfalls verfügbaren Diesel tragen bei Hyundai den Namen CRDi). Wir konnten die leistungsstärkste Variante des kleinen Benziners mit 120 PS fahren und haben akustisch zwei Welten erlebt. Die Drehung im Zündschloss entfacht zunächst mal das für Dreizylinder so typische Röhren. Allerdings endet der akustische Fingerzeig aufs Downsizing unter der Haube schon kurz nach dem Anfahren. Im Fahrbetrieb nämlich erweist sich der Einliter als ruhiger, wenn auch nicht vibrationsfreier Geselle. Nur die serienmäßige Start-Stop-Automatik ruft gelegentlich den Dreizylinder in Erinnerung. Er springt nicht nur wahrnehmbarer als ein Vierzylinder an, und schaltet auch spürbarer ab. Ein Komfortmerkmal ist eine Start-Stop-Automatik bei Dreizylindern daher nicht. Sie ist wohl eher dem Ansporn geschuldet, unter die 120 Gramm-Marke beim CO2-Ausstoß zu kommen. Das ist Hyundai gelungen.
Wie auch ein echter Spagat bei der Leistungsabstimmung. Die Verlaufskurve des maximalen Drehmoments zeigt eine große Spanne auf: Die Spitze von 172 Nm (statt 134 Nm wie beim vierzylindrigen Vorgängermotor) liegt zwischen 1.500 und 4.500 Umdrehungen an. Der Leistungszenit von 120 PS dagegen wird erst bei einer Drehzahl von 6.000 Umdrehungen erreicht. Da man einen Kleinwagen aber nicht dauerhaft auf der Autobahn auf 180 Sachen prügelt, ist man mit den Verhältnissen zwischen Drehmoment und Leistungsentwicklung prima unterwegs. Im Stadt- oder Überlandverkehr, aber auch bei zügiger, nicht rasender Fahrt auf der Autobahn zeigen sich Motor und Sechsganggetriebe allen Anforderungen gewachsen.
Fahrwerksseitig gibt es nichts auszusetzen. Einzelradaufhängung an MacPherson-Federbeinen vorne und an einer Doppellenkerachse hinten sind bewährte Technik. Die elektrisch unterstütze Lenkung mit optionaler Lenkradheizung arbeitet schön direkt. Die Bedienung im Cockpit ist einfach. Knöpfe und Schalter liegen da, wo sie hingehören und der Schaltstock des Sechsganggetriebes ist sauber geführt, die Box selbst gut abgestimmt. Zu bemängeln ist die eingeschränkte Sicht nach hinten. Das liegt zum einen an der aus Gründen der Überschlagsicherheit üppig ausgefallenen C-Säule. Zum anderen auch an der nach hinten stark ansteigenden Linie der unteren Fensterkanten. Ratsam wäre zudem eine nicht ganz so starke Tönung der hinteren Seitenscheiben. Die sieht zwar chic aus, führt aber bei Sonneneinstrahlung zu einem starken Kontrast zwischen vorne und hinten beim Schulterblick. Von hell nach dunkel, das weiß jeder Optiker, überfordert die Augen. Der Blick geht ins Schwarze.
Alles andere als Schwarz sehen müssen Käufer in Sachen Extras. Die 120 PS-Version gibt es zwar erst ab der Ausstattungslinie Trend für 16.218 Euro (alle Preise netto). Darin enthalten sind aber Bonbons wie LED-Tagfahrlicht, Abbiegelicht, Nebelscheinwerfer, Einparkhilfe, Spurhaltesystem, Klimaanlage oder eine durchaus nicht klassenübliche Berganfahrhilfe. Die Ausstattungsliste sowie sein zeitgemäß kleiner Motor, machen den i20 Active somit im B-Segment, wo er gegen Polo und Co antritt, zur echten Alternative. Zumal eine fünf Jahre dauernde Neuwagengarantie ohne Aufpreis vor bösen Überraschungen schützt. Und wer’s billiger will, wählt die Version mit nur 100 PS. Kostenpunkt: 14.202 Euro für verschmerzbar weniger Leistung und etwas weniger Ausstattung.