Feinschliff im Detail statt großes Facelift: Fahrer des Mazda 6 sollen ihrem Dienstwagen nach langen Strecken künftig noch gelassener entsteigen.
Es geht nicht ums Spritsparen. Auch nicht um mehr Leistung. Oder gar um Optik. Nein, am Ende dreht sich alles um Dynamik. Dass der Firmenwagen noch schneller ums Eck rennt. G-Vectoring Control, kurz GVC, heißt das Fahrwerksystem, das Mazda in den Mittelpunkt der nunmehr zweiten Überarbeitung des Mittelklassemodells 6 stellt. GVC soll dazu beitragen, dass speziell der 6er Kombi weiter so erfolgreich in seiner Klasse unterwegs ist, sich besser verkauft als andere Importmodelle wie Toyota Avensis, Hyundai i30 oder Renault Talisman.
Sobald der Fahrer zu forsch in die Kurve geht, reduziert GVC für einen kurzen Sekundenbruchteil das Drehmoment des Motors. Das Auto bremst leicht ab, wodurch die Vorderachse stärker belastet wird. Mehr Gewicht bringt mehr Traktion und eine bessere Seitenführung, der Wagen fährt schneller, harmonischer und sicherer ums Eck. Erst beim Beschleunigen am Kurvenende erhöht GVC das Drehmoment, wodurch sich die Last wieder auf die Hinterräder verlagert.
Passagiere sollen in der Kurve körperlich entlastet werden
Allerdings geht es den Japanern nicht nur um die Kurvengeschwindigkeit. Vielmehr sollen Fahrer und Mitfahrer körperlich entlastet werden. Denn in der Kurve spannen die Passagiere unbewusst ihre Muskeln an, um gerade sitzen zu bleiben. Jedes noch so kleine Zucken am Lenkrad lässt die Muskulatur arbeiten. GVC dagegen hilft, ruhiger zu fahren und mit weniger Lenkkorrekturen auszukommen.
In der Mazda-Philosophie soll das Auto zu einer Art Wellnessoase werden, die sich völlig den Passagieren anpasst. Die Ingenieure wollen langen Fahrten den Stress nehmen. Obs nun am GVC oder am gesamten Auto liegt: Der Mazda 6 zählt auch gut drei Jahre nach Produktionsstart zu den fahrdynamischen, leichtfüßigen und ausgewogenen Kombis, in denen Außendienstler sehr bequem unterwegs sind.
Diesel noch leiser und harmonischer
Und künftig sogar noch leiser. Der kräftige und vibrationsarme Diesel mit 150 beziehungsweise 175 PS gefiel uns schon immer gut. Mit einem technischen Kniff haben sich die Ingenieure jetzt der Akustik des 2,2-Liter-Motors angenommen. Kleine und flexible Metallröhrchen in den Kolben sollen Vibrationen absorbieren. Außerdem erzeugen sie genau in dem für die Insassen nervigen Frequenzbereich einen Gegenschall, der diese Druckwellen absorbiert. Ob’s wirklich funktioniert? Schwer zu sagen. Geschadet hat’s jedenfalls nicht: Dieser Diesel zählt zu den feinsten Aggregaten auf dem Markt, speziell in Kombination mit der gut abgestimmten Sechsgang-Automatik.
Dazu gibt’s noch ein paar kleinere Änderungen, die im 2017er-Modell den Wohlfühlfaktor weiter steigern. So kann man künftig ein beheizbares Lenkrad oder eine Sitzheizung für die Rückbank bestellen. Die höher auflösenden Instrumente lassen sich besser ablesen und das Head-up-Display zeigt jetzt Verkehrszeichen sowie alle wichtigen Fahrinfos farbig an. Der Rest ist schnell abgehakt: Das schlankere Lenkrad etwa, das ein wenig wie von VW abgekupfert aussieht, oder die größeren LED-Blinker in den Spiegeln. Nachteil wie immer bei Mazda: Die Nettigkeiten gibt's nicht einzeln, sondern nur entweder als Bestandteil der teuren Sports-Line-Ausstattung oder im Paket.
Sicherheitsseitig hält Mazda den 6er mit einem erweiterten Notbremsassistenten up to date. Statt des bisherigen Nah-Infrarotlasers scannt nun eine Kamera die Straße vor dem Auto. Sie schaut weiter voraus und erkennt querende Fußgänger. Statt nur bei Stadttempo leitet das 2017er-System im Notfall bis 80 km/h eine Vollbremsung ein. Und sollte der Fahrer beim Einparken trotz Rückfahrkamera einen Pfosten oder ein anderes Hindernis ignorieren, geht der 6er auch dann automatisch in die Eisen.
Keine tiefgehenden Neuerungen also beim Mazda 6. Wozu auch? Schließlich hatte sich der Kombi erst im Frühjahr 2016 als bestes Importmodell in der Mittelklasse den Titel Firmenauto des Jahres erarbeitet. Zurecht. Nur ein paar Wünsche bleiben fürs nächste Facelift. Der nach einer Smartphone-Integration per Apple Car Play und Android etwa. Oder nach einer Heckklappe, die auf Kickbewegungen reagiert und elektrisch öffnet.