Knapp 60.000 Euro teuer, 400 Kilometer Reichweite und über 400 PS stark: Was das neue Elektroauto von Mercedes kann
Das Feld füllt sich: Nach Tesla, Jaguar und Audi geht nun auch ein elektrischer Mercedes in der Premiumklasse an den Start. Sein 80-kWh-Akku und 400 Kilometer Reichweite nach WLTP machen ihn langstreckentauglich. Bei einem Einstiegspreis von 59.900 Euro netto können die Käufer sogar 4.000 Euch Umweltbonus abziehen.
Der 408 PS starke EQC nutzt die Plattform des GLC, der mittleren SUV-Baureihe von Mercedes. Auf den ersten Blick sieht der 4,76 Meter lange Wagen aus wie ein ganz normaler SUV. Nur der Auspuff fehlt. Normalität auch innen. Im Cockpit sitzt der mittlerweile bei Mercedes übliche Großbildschirm, auf dem das MBUX-Bediensystem läuft. Dazu die markentypischen Schalter und Tasten. Ein Startknopf, der Automatikhebel hinterm Lenkrad – der EQC präsentiert sich als ganz gewöhnliches Auto, bei dem niemand lange überlegen muss, wenn er es das erste Mal fährt.
Variable Rekuperation
Man muss sich schon in die umfangreichen Untermenüs klicken, um die Feinheiten zu entdecken. So kann der Fahrer beispielsweise aus drei Rekuperationsstufen auswählen. In der stärksten bremst der Wagen so stark, dass der Fahrer das Bremspedal fast völlig ignorieren kann. Auch Segeln ist möglich. Dann koppelt sich der Antrieb ab und die Fuhre rollt kilometerweit, was bei vorausschauender Fahrt auf der Autobahn etliche Kilometer Reichweite bringen kann.
Am einfachsten ist es jedoch, alles dem Eco Assistenten zu überlassen. Der vernetzt die Daten von Navigation, Verkehrszeichenerkennung sowie Radar und Kameras. Der Fahrer drückt einfach das Strompedal durch, bis er einen leichten Widerstand spürt. Dann beschleunigt der Wagen in der Stadt etwas langsamer, auf der Landstraße etwas flotter. Geht der Fahrer vom Gas, bremst der Wagen genauso stark ab, wie es Gefälle oder vorausfahrende Autos nötig machen. Und wenn gleich ein Tempolimit oder eine scharfe Kurve kommt, wird der Fahrer auch optisch darauf hingewiesen, den Fuß vom Pedal nehmen.
Routenplanung berücksichtigt Ladestopps
Auch für die Tourenplanung greift das System auf die vernetzten Daten zurück. Wer etwa mehrere Kunden besuchen will, gibt die Adressen am besten am PC im Büro ein und schickt die Route anschließend ins Auto. Bei jeder Tour schlägt das System passende Ladestationen und Ladedauer vor. Gibt der Fahrer beispielsweise an, dass er am Ziel nur noch eine Notreichweite braucht, wird auch dies berücksichtigt und eine kürzere Zwischenladung vorgeschlagen. Unterwegs wertet das Navi alle zwei Minuten Wetter- und Verkehrsdaten, Batteriestand sowie Fahrweise aus und korrigiert ihre Route bei Bedarf.
Damit unterwegs auch wirklich Strom fließen kann, hat der Fahrer über Mercedes Me Charge Zugang zu rund 300.000 Ladepunkten weltweit. Dass man gerade nicht die passende Lade-App parat hat, ist nun kein Thema mehr. Im Auto sind Bezahldaten von rund 300 europäischen Ladestationen-Betreiber hinterlegt. Die Stationen erkennen das Auto, jeder Betrag wird einzeln abgebucht, und am Monatsende erhält der Besitzer eine Sammelabrechnung.
Der EQC lädt mit bis zu 110 kW. Damit kann er auch die 400 vorwiegend an Autobahnen und Europarouten stehenden Schnellladestationen von Ionity nutzen. Fährt das Elektroauto mit zehn Prozent Füllstand an eine solche Gleichstrom-Power-Station heran, haben seine Akkus bereits nach einer dreiviertel Stunde wieder Energie für gut 300 Kilometer. Das Ganze kostet nur acht Euro. Zumindest solange Ionity noch für jeden Ladevorgang pauschal acht Euro verlangt.
Der EQC ist ein SUV, kein Sportwagen
Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sich das Auto rechtzeitig meldet, wenn es Saft braucht, lassen sich weite Strecken entspannt angehen. Und mit gut 400 PS sowie zwei Motoren, die Vorder- und Hinterachse antreiben, auch sehr souverän. Trotz der satten 2,5 Tonnen, die der SUV auf die Waage bringt. Bei normaler Fahrt ist davon trotzdem nichts zu spüren. Bereits nach knapp über fünf Sekunden passiert der Stromer die 100 km/h-Marke. Das Überholen langsamer Autos dauert kaum länger als einen Wimpernschlag. Nur auf kurvigen Straßen macht sich das hohe Gewicht bemerkbar: Ein 2,5-Tonner ist eben kein leichtfüßiger Sportwagen.
Man kann nicht sagen, dass die 60.000 Euro teure Basisversion mager ausgestattet ist. Neben der umfangreichen Sicherheitstechnik bringt sie eine vernünftige Komfortausstattung mit elektrisch verstellbaren Kunstledersitzen, intelligenten LED-Scheinwerfern, elektrischer Heckklappe und Navigation.
Die meisten Käufer werden sich jedoch munter durch den Konfigurator klicken. Von der Lenkradheizung übers Fahrassistenzpaket bis zum AMG-Styling samt 21-Zoll-Rädern ist wie üblich bei der Marke mit Stern alles möglich. Kostenlos gibt’s dagegen den Wartungsdienst über sechs Jahre beziehungsweise 150.000 Kilometer samt Hol- und Bringdienst. Und wer sich nicht nur auf die achtjährige Garantie auf die Batterie verlassen will, kann auch die restlichen Komponenten bis zu sechs Jahre lang absichern.