Leichter, kleiner und dennoch geräumiger: Der Astra ist ein ganz Neuer. Die Motoren hat Opel ausgewechselt, das Cockpit komplett umgekrempelt. LED-Matrix-Scheinwerfer und einen Concierge-Service hat in dieser Klasse sonst keiner.
Gerne starten Autohersteller ihre Fahrzeugpräsentationen mit technischen Highlights, die nun im neuen Auto stecken. Nicht so beim Astra – obwohl es hier einiges zu erwähnen gibt. Opel listet uns bei der fünften Auflage seines Kompaktmodells als erstes auf, was man vom alten Modell losgeworden ist. Jede Menge Pfunde nämlich. Bis zu 200 Kilogramm ist der Astra leichter geworden. Und darauf sind die Rüsselsheimer Ingenieure besonders stolz.
Die Magerkur erstreckt sich über den ganzen Wagen. Je zehn Kilo verliert der Astra bei Motor, Getriebe, Bremsen und Elektronik. Sogar an den Sitzen speckt er insgesamt zehn Kilo ab. Vor allem aber an der Rohkarosse purzeln die Kilos nur so. Hier zwickten die Ingenieure ganze 77 Kilo ab. Zum einen, weil Opel eine ganz neue Fahrzeugarchitektur verwendet, bei der das Thema Leichtbau im Vordergrund stand. Zum anderen, weil der Astra schlichtweg kleiner geworden ist.
Fünf Zentimeter kürzer und eine Handbreit flacher
Mit 4,37 Meter Länge ist er fünf Zentimeter kürzer als sein Vorgänger und steht zudem 2,5 Zentimeter flacher da. Trotz der kompakteren Abmessungen ist der Innenraum geräumiger, deutlich zu spüren im Fond. Hier drücken die Knie selbst großer Kollegen nicht mehr in die Vordersitze. Und obwohl der Astra flacher daherkommt, bleibt trotzdem mehr Luft über den Köpfen.
Die neue Karosserie ist nicht nur leichter, sie ist zudem verwindungssteifer. Zusammen mit dem Feintuning am Fahrwerk pfeift der Astra deshalb agiler ums Eck als je zuvor. An Komfort mangelt es dennoch nicht. Der kompakte Opel federt über Bodenwellen beflissen hinweg. Nur grobe Schlaglöcher dringen zu uns durch, was wir vor allem auf der Hinterbank zu spüren bekommen. Adaptive Dämpfer gibt’s beim Astra nicht. Den Regler, mit dem wir zwischen sportlichem und komfortablem Fahrstil jonglieren könnten, vermissen wir aber auch gar nicht – das Fahrwerk ist ausgewogen und passt einfach.
Großer Touchscreen statt unzähliger Tasten
Hinter das Thema Gewichtsreduzierung können wir somit einen Haken setzen. Kommen wir zum zweiten wichtigen Punkt, von dem sich Opel beim Astra getrennt hat: das verspielte Cockpit mit seinen unzähligen Direkttasten. In der Mittelkonsole sitzt jetzt prominent ein bis zu acht Zoll großer Touchscreen, darunter nur die wichtigsten Regler und Knöpfe. Ein separates Tastenfeld gibt es lediglich zur Klimaregelung. Angenehm aufgeräumt und sachlich strukturiert wirkt damit das neue Cockpit. Und es sieht auch ansprechender aus. Bauteile, die nicht in Chrom oder schwarzem Klavierlack funkeln, bestehen weitestgehend aus weich unterschäumtem Kunststoff. Nur die Ablage zwischen Fahrer und Beifahrer ist aus hartem Plastik.
Nochmals nachgelegt hat Opel bei den ohnehin schon bequemen und langstreckentauglichen AGR-Gesundheitssitzen. Die rückenschonende Bestuhlung gibt‘s schon für 327 Euro netto und ist somit ein Muss in jedem Dienstwagen. Für 1.932 Euro sind die Sitze mit Leder überzogen und in 18 Positionen elektrisch verstellbar – darunter auch die Sitzwangen. Auf Tastendruck massiert der Astra dann sogar verspannte Außendienstler. Ein Feature, das wir sonst nur aus der Oberklasse kennen.
24-Stunden-Concierge-Service
Gleiches gilt für Opels 24-Stunden-Service „Onstar“. Sie sind in einer fremden Stadt und suchen ein gutes Restaurant oder wollen sich einfach nur das Eintippen des Naviziels ersparen? Dann genügt ein Tastendruck und der Astra verbindet Sie mit einer Telefonzentrale. Die Person auf der anderen Seite der Leitung schickt Ihnen das gewünschte Ziel startklar direkt auf den Bildschirm. Ein großes Plus im stressigen Außendienst.
Onstar ist gleichzeitig auch automatischer Notrufservice und Pannenhilfe. Für den Flottenmanager relevant: Onstar kann per Ferndiagnose die Fahrzeugdaten übermitteln und im Falle eines Dienstahls die Zündung blockieren. Außerdem dient der Astra als Wifi-Hotspot mit LTE-Datengeschwindigkeit und spiegelt Apps vom Smartphone via Apple Car Play und Google Android Auto auf den Fahrzeug-Bildschirm. Über eine App kann der Fahrer auch fernab des Fahrzeugs die wichtigsten Daten abrufen oder einfach nur sein geparktes Auto leichter wiederfinden.
LED-Matrix-Scheinwerfer mit automatischem Fernlicht
Konnektivität wird zwar immer wichtiger, unser Highlight im neuen Astra ist aber das LED-Matrix-Licht. Außerhalb von Ortschaften schaltet der Opel automatisch das Fernlicht ein. Alle Autos, die vor uns fahren oder entgegenkommen, spart er fein säuberlich aus, den Rest der Straße sowie den Bereich links und rechts daneben leuchtet er mit seinen bläulich strahlenden Scheinwerfern hell aus. Das System arbeitet mit der weiterentwickelten Frontkamera an der Windschutzscheibe, mit der der Astra auch Verkehrsschilder erkennt sowie aktiv die Spur und den gewünschten Abstand zum Vordermann hält.
Komplett neu ist die Motorenpalette. Der Astra ist das erste Modell, das ausschließlich mit Aggregaten der neuen Motorengeneration vorfährt. Bei den Benzinern reicht das Angebot von 100 bis 200 PS. Eine gute Performance lieferte der aus Adam und Corsa bekannte und 105 PS starke Dreizylinder-Turbobenziner ab. Der kleine Einliter-Motor kommt erstaunlich gut zurecht mit dem Kompakten. Im Stadtverkehr ist er quirlig unterwegs, klingt beim Anfahren und unter Volllast kernig.
1,6-Liter-Diesel mit 3,4 Liter Normverbrauch
Dieselseitig können Flottenmanager den Vierzylinder mit 1,6 Liter Hubraum in den drei Leistungsstufen 95, 110 und 136 PS ordern. Mit seinen 320 Nm Drehmoment hat der stärkste Selbstzünder leichtes Spiel. Er beschleunigt kräftig aus dem Drehzahlkeller heraus, in langsamen Passagen braucht man nicht extra herunterzuschalten. Wobei auch der Griff zur Sechsgang-Box ein Vergnügen ist. Weich und zielgenau flutscht der Hebel durch die Gassen. Den größten Zuspruch bei Fuhrparkleitern dürfte die 110-PS-Version bekommen. Mit seinem Normverbrauch von 3,4 Litern (90 g CO2) ist er gerade für Firmen attraktiv.
Obwohl Opel beim Astra scheinbar nichts unberührt ließ, haben wir nach langem Suchen doch noch etwas gefunden, was vom Vorgänger übernommen wurde – der Preis. Weiterhin geht’s ab 14.504 Euro netto los.