Der Peugeot 308 gilt als vernünftige Alternative in der Kompaktklasse. Ab März 2015 steht mit dem GT auch ein ziemlich wilder Vertreter beim Händler.
GT – das stand mal für Grand Tourisme oder Grand Tour. Meist also für sportliche Autos, die einen gewissen Anspruch an Komfort erfüllten. Auch Peugeot steht in dieser GT-Tradition. 205 GT und 309 GT hießen einst Erfolgsmodelle, die eine Klientel ansprachen, die einen vernünftigen Kompakten als Firmenwagen wollte. Aber eben einen, der sportlicher war, als der Standard seiner Klasse. Jetzt heißt es auf ein Neues: Peugeot schickt ab dem 5. März 2015 den 308 auch als GT ins Rennen.
Understatement statt Krawall
Die Außendarstellung dieses Vorhabens fällt dankenswerterweise dezent aus. Understatement statt Krawall - die Karosserie des GT liegt vorne nur sieben, hinten zehn Millimeter tiefer. Ein mattschwarzer Diffuser und zwei Auspuffendrohre fallen ins Auge. Zudem sind vorne die Nebelscheinwerfer zwei zusätzlichen Lufteinlässen gewichen. Auch der innere Auftritt geht als zurückhaltend sportlich durch. Ein paar rote Ziernähte an prominenten Stellen, hier und da einige Aluminiumapplikationen. Die gesamte Pedalerie etwa besteht aus diesem Leichtmetall. Alles andere bleibt wie gehabt. Kleines Lenkrad, höher gelegte Kombiinstrumente, erstaunlich knöpfchenarme Mittelkonsole, die sich leicht zum Fahrer neigt. Das überzeugte schon im Standard-308.
Diesel mit 180 PS – da geht was
Vor allem der Kombi 308 GT Blue HDi 180 SW ist eine echte Ansage. Leistungen von 133 kW (180 PS) sind in der kompakten Kombiklasse eine Rarität. In Zusammenarbeit mit dem neuen EAT6 Automatikgetriebe sorgen sie für kernige Fahrleistungen. So beträgt die Zwischenspurtdauer von 80 auf 120 km/h im vorletzten Gang noch nicht mal sechs Sekunden. 400 Nm erreichen die vom Sechsgangautomaten freigegebenen Kräfte in ihrem Maximum. Wem die sauber schaltende Automatik nicht sportlich genug erscheint, bekommt dank der Quickshift-Technologie über Schaltpaddels am Lenkrad die Möglichkeit zu schnelleren Schaltvorgängen, als die Automatik sie vorsieht. Auch lassen sich einzelne Gänge gänzlich überspringen.
Fahrwerk? Man muss hart im Nehmen sein
Zum Fahrwerk: Die Franzosen haben es im GT noch einen Tick sportlicher, um nicht zu sagen härter, getrimmt. Nach mancher Bodenwelle allerdings drängt sich der Eindruck auf, dass sie es damit übertrieben haben. Vorne arbeitet eine MacPherson-Achse, hinten führen elastisch verformbare Querträger die Räder. Die Stoßdämpfer aber passen sich in Sekundenbruchteilen an den aktuellen Fahrstil an. Die Härte variiert dadurch um bis 20 Prozent. Anders ausgedrückt: Wer wild fährt, wird auch wilder gedämpft. Der 308 GT ist definitiv nichts für komfortverwöhnte Schaukelliebhaber. Die Bretthart-Fraktion dagegen wird ihren Gefallen an diesem Dämpfverhalten finden.
Gedämpft wird deren Sportbegeisterung allenfalls durch die aufgerufenen Preise. Der 308 GT Blue HDi 180 als Kombi kostet 27.857 Euro netto. Im Preis inbegriffen sind dafür neben einer exzellent arbeitenden Bosch-Bremsanlage und einer sehr guten Ausstattung alle wichtigen Assistenzsysteme: Tempobegrenzer und –regler, Kollisionswarner mit Notbremsfunktion und Totwinkelwarner.
Euro 6 ist Pflicht
Der HDi ist Euro 6-konform, auf dem Papier steht ein Normverbrauch von 4,0 Litern. Vermutlich wird kein Fahrer am Steuer eines 308 GT im Alltag diesen NEFZ-Wert erreichen. Bemerkenswert ist dennoch der dadurch hochzurechnende Schadstoffwert von nur 103 g CO2 auf 100 km (Kombi: 4,2 l/111 g CO2). Die Werte kommen zustande dank kluger Kniffe. Das Common-Rail-Einspritzsystem arbeitet hier mit einem Druck von bis 2.000 bar höchsteffizient und das Verdichtungsverhältnis wurde zugunsten des Gesamtwirkungsgrades auf 16,7:1 erhöht. Insofern wird der Wilde aus Sochaux vielleicht doch ein Kandidat fürs Dienstwagengeschäft.
Auf Knopfdruck sieht der GT Rot
Ein Schmankerl zum Schluss: Auf Knopfdruck („Sport“) werden die Armaturenzahlen rot eingefärbt, im Zentraldisplay erscheinen Balkendiagramme zur aktuellen Leistungsentwicklung sowie zum Drehmoment- und Ladedruck. Zudem kreiert ein Soundgenerator ein dumpferes Motorengebrüll als in der Normaleinstellung. Leichte Eingriffe erfolgen auch in der Kennlinie des Gaspedals – es spricht etwas schneller an – und die Servolenkung. Sie verändert sachte ihre Charakteristik, wirkt straffer. Zu großer Sport? Auf Knopfdruck geht es wieder zurück in den sogenannten Komfortmodus. Unterm Strich also ein Spaßmacherauto, dank üppigem Kofferraumvolumen und moderatem Verbrauch ein nicht mal unvernünftiges. Ein sportlicher Tourer eben, ein Grand Tourer. Eigentlich schien die Zeit für so was ja vorbei. Zum Glück nur eigentlich