Wer meint, ein SUV als Cabrio sei verrückt, den belehrt Land Rover eines Besseren. Der offene Evoque kann mehr als nur Spaß machen.
Wie abgedreht ist das denn? Ein SUV zum Cabrio umzubauen, das können sich wohl nur Briten einfallen lassen. Aber wer wie Land Rover ein SUV-Coupé auf die Räder stellt, dem ist ja alles zuzutrauen. Seit Juni also gibt es den erfolgreichen Range Rover Evoque mit Stoffmütze. Der offene Evoque soll die Verkaufszahlen der Baureihe um 20 Prozent nach oben treiben. Obwohl der Open-Air-Spaß nicht ganz billig ist: Los geht’s bei etwas über 43.000 Euro netto, doch in der Praxis dürfte der durchschnittliche Kaufpreis eher um 60.000 Euro netto liegen. Zielgruppe: Cabriofahrer anderer Marken, aber auch Flottenbetreiber, deren User-Chooser einen Firmenwagen der anderen Art suchen.
Man darf nicht schüchtern sein, wenn man im offenen Evoque über Kö oder Kudamm flaniert. Denn dieser Range zieht alle Blicke auf sich. Er wirkt solide wie eine Trutzburg, trotzdem elegant, da weder Überrollbügel noch allzu hohe Kopfstützen die Silhouette stören. Erst bei einem drohenden Überschlag fahren zwei im Heck verborgene Aluminiumstreben aus und schützen die Insassen. Außerdem legt sich das schwarze Dach – andere Farben gibt es nicht – ganz flach aufs Heck.
Dach auf in 18 und zu in 21 Sekunden
Zieht der Himmel zu, spannen vier Elektromotoren das Stoffdach akkurat über die Sitze. Das Ganze dauert nur 21 Sekunden und funktioniert sogar während der Fahrt bis 48 km/h. Auf ihr von Webasto entwickeltes fünflagiges Dach sind die Briten richtig stolz. Weil es das derzeit längste und breiteste eines Serien-Cabrios ist und weil es sich Platz sparend ins Heck faltet, sodass es den mit 251 Litern passabel dimensionierten Kofferraum nicht beeinträchtigt. Das Raumangebot innen deckt sich mit dem des Coupés: vorne luftig, hinten ok. Lange mag sowieso niemand auf der Rückbank sitzen, dazu ist es wie in jedem Cabrio einfach zu gruftig.
Die Sonnenplätze sind eindeutig vorne, und der Fahrer kann die Frischluftzufuhr mit Hilfe von Windschott und Fensteröffnung beliebig steuern. Ein Lob an die Aerodynamiker: Selbst wenn der Wind bei Tempo 130 um die Windschutzscheibe tobt, bleibt es erstaunlich leise im wohl temperierten Innenraum.
Zwei Tonnen schwer und steif wie ein Panzer
Fast zwei Tonnen bringt dieser Evoque auf die Waage. Etliches davon geht aufs Konto der umfangreichen Serienausstattung, samt Ledersitzen, 18-Zoll-Rädern, während die zusätzlichen Versteifungen der Karosserie 200 Kilo wiegen. Zu spüren ist davon wenig: 180 Diesel-PS schieben unseren Testwagen souverän an, die Federung spricht feinfühlig an. Lässig und wie auf Schienen cruisen wir von Kurve zu Kurve, während sich das Automatikgetriebe unmerklich durch die neun Gänge arbeitet. Zum Spritsparen koppelt der Allrad die hinteren Räder ab, sodass der TD4 bei normaler Fahrweise mit rund acht Litern auskommen dürfte (Normverbrauch: 5,7 Liter, 149 g CO2).
Jetzt könnten wir einfach rechts ins Gelände abbiegen. Schließlich soll auch der offene Land Rover fahren wie ein echter Offroader. Wenn’s sein muss, passt das Terrain-Response-System auf Knopfdruck Federung, Allradantrieb und Motorsteuerung an jedes Gelände an, lässt den Wagen elektronisch gebremst steilste Hänge hinab kriechen oder bis zu 50 cm tiefe Bäche durchschwimmen.
Wir bleiben aber lieber auf dem Asphalt, erkunden nebenbei das neue Infotainmentsystem In Control Touch Pro samt 10,2-Zoll-Touchscreen und Smartphone-Integration (2.142 Euro netto). Es ermöglicht beispielsweise, Touren per App zu planen und blitzschnell ins Auto zu übertragen. Die Navi merkt sich häufig benutzte Strecken und liefert bei Stau schon Alternativvorschläge, bevor der Fahrer das Ziel eingibt. Und sollte er sich bei einem Termin verspäten, wird der Geschäftspartner automatisch informiert. Das wiederum ist ziemlich bodenständig und adelt auch diesen Evoque endgültig zum Geschäftswagen.