Technik wie im VW Tiguan, aber schärferes Design und günstigere Preise: Der neue Seat Ateca hat das Zeug zum Hit als Firmenwagen.
VW hat zwei, Audi sogar drei, nur die Konzernschwester Seat musste bisher auf einen eigenen SUV verzichten. Und das in Zeiten, in denen die Dickschiffe boomen wie nie zuvor. Im Mai beispielsweise wurden in Deutschland 35.700 SUV verkauft, fast 40 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Jetzt aber kann auch Seat die wachsende Nachfrage bedienen. Und möglicherweise auch bisherige Fahrer eines VW Tiguan, denen der erst kürzlich aufgelegte Nachfolger zu groß geworden ist. Zwar steckt in dem standardmäßig frontgetriebenen Ateca viel Technik, die auch der Tiguan verwendet. Der 4,36 Metern lange, kompakte Seat ist aber stadttauglicher als der mittlerweile auf fast 4,50 Meter gewachsene VW.
Außerdem tritt der Ateca forscher auf, mit knackigen Kanten, scharfen Linien, kurzen Überhängen und fast rechteckigen Radkästen. Gekonnt spielen die Spanier auf der Emotions-Klaviatur. So pulsiert der Startknopf beim Einschalten der Zündung rot und beim Türentriegeln projizieren LED den Ateca-Schriftzug samt Silhouette des Autos auf den Boden. Gimmicks wie ein virtuelles Cockpit oder adaptive Dämpfer gibt es zwar nicht. Die Kunden springen trotzdem auf das Auto an: Schon über 5.000 Käufer haben den Wagen blind bestellt – das gab es noch nie in der Seat-Geschichte.
Gute Raumausnutzung
Trotz der kompakteren Formen rühmen sich die Spanier, den Innenraum besser auszunutzen als die kompakte Konkurrenz. Vorne sitzt man SUV-typisch erhöht, hinten haben selbst Großgewachsene genügend Platz für ihre Beine. Die Rückbank des Ateca ist allerdings fest verankert und lässt sich nicht verschieben. Dahinter erstreckt sich ein mit 510 Liter (Allrad: 485 Liter) üppig dimensionierter Kofferraum, der größer ist als beispielsweise im Nissan Qashqai (430-1.585 Liter) oder Kia Sportage (490-1.492 Liter). Bei Bedarf klappen die Lehnen der Rückbank vom Heck aus entriegelt um. Dann wächst das Gepäckabteil auf 1.604 Liter, allerdings mit einer störenden Stufe auf dem Ladeboden. Praktisch: Auf Wunsch öffnet und schließt die Heckklappe elektrisch angetrieben, aktiviert durch eine Kickbewegung des Fußes.
Das kennen wir aber schon von anderen Modellen des VW-Konzerns. Der technische Abstand zwischen VW, Audi, Skoda und Seat ist eben längst auf ein Minimum geschrumpft. Auch der Ateca versammelt unter seinem schicken Blechkleid all die elektronischen Helfer, die bei den anderen Marken Usus sind. Ob Stauassistent, Radartempomat oder Auffahrwarner samt Fußgängererkennung und Notbremssystem, in Sachen Assistenzsysteme ist der Ateca auf der Höhe der Zeit. Flottenchefs, die ihre Schadenkosten im Griff behalten wollen, bestellen beispielsweise das Kamerasystem Top View. Dann sieht der Fahrer das Auto auf dem acht Zoll großen Bildschirm aus der Vogelperspektive, was beim Einparken hilft. Außerdem warnen Linien, wenn die teuren Aluräder dem Bordstein zu nahe kommen und zu verkratzen drohen.
Frontantrieb ist Standard
In der Mittelkonsole kann der Fahrer sein Qi-taugliches Handy kabellos laden und über zwei USB-Anschlüsse lassen sich die Oberflächen des Smartphones auf den Bildschirm spiegeln. Seat hat gleich noch eine App entwickelt, die dem Fahrer eingehende SMS, Mails oder Facebook-Nachrichten vorliest. Auch antworten kann er gleich, indem er seine Nachrichten per Spracheingabe diktiert. Außerdem kann er beliebige Funktionen über eine kleine Fingergeste auf dem Touchscreen aktivieren.
Bei den Euro-6-Motoren bedient sich Seat ebenfalls im Konzernregal. Kilometerfresser greifen zum bewährten 2.0 TDI mit 150 PS (23.160 Euro netto). Oder zu der in Kombination mit Allrad und Automatik 190 PS starken Version des zweiliter-Diesels (29.900 Euro). Soll es weniger dynamisch vorangehen, genügt der 1.6 TDI mit 115 PS (19.487 Euro), während Wenigfahrer mit den 150 PS des ausgewogenen und laufruhigen 1.4 TSI für 20.756 Euro) hervorragend bedient werden. Ende des Jahres folgt sogar der 1.0 TSI mit drei Zylindern und 115 PS als Basis-Benziner. Preis: 16.798 Euro, wobei diese Basisversion in der Praxis keine Rolle spielen dürfte. Obwohl hier schon die wichtigsten Extras wie Klimaanlage oder eine abgespeckte Version des Multimediasystems an Bord sind.
SUV-Käufer legen in ihrem Firmenwagen Wert auf Optik und Style. Seat erwartet deshalb, dass sich 70 Prozent der Ateca-Kunden für die neue Xcellence genannte Top-Ausstattung entscheiden. Die kommt unter anderem mit Ledersitzen, 18-Zöllern, schlüssellosem Zugangssystem oder Rückfahrkamera.
Bleibt zum Schluss die Frage: "Und, wie fährt er?" Nicht so zackig, wie er aussieht. Der Ateca ist ein eher sanfter Gleiter mit gutmütigem Fahrverhalten und ausgesprochen handlich. Und die nach hinten etwas eingeschränkte Sicht machen Parkpiepser und etliche Kamerabilder wieder wett.
Der Ateca ist zwar Seats erster, aber nicht der letzte SUV. Bis Ende 2017 wollen die Spanier drei weitere Modelle auf den Markt bringen. In Sachen SUV ist also Luft nach unten und nach oben.