Im Volvo XC90 schlagen zwei Herzen: ein Vierzylinder-Benziner und ein E-Motor mit zusammen 407 PS. Wie gut kommt der Zwei-Tonnen-Koloss damit voran?
Zurückblickend wissen wir nicht, was entspannter war: daheim auf der Couch sitzen und ein Buch lesen oder mit dem Volvo XC90 T8 bei klassischer Musik durch die Gegend brausen. Denn im Grunde ist es auf den gesteppten Ledersitzen des luftgefederten Flaggschiffs bequemer als auf so manchem Sofa.
Und der Volvo fährt fast schon wie von selbst. Einparkautomatik und vor allem der Stauassistent, der den SUV im Stadtgetümmel bis Tempo 50 komplett alleine steuert und treu dem Vordermann folgt, lassen uns relaxt von A nach B kommen. Die dicke Karosse hält zudem jeglichen Lärm vom noblen Interieur fern. Und dann ist da ja noch der Plug-in-Hybridstrang, der im E-Betrieb keinen Mucks von sich gibt. Stattdessen dem Soundsystem von Bowers & Wilkins die Bühne überlässt und uns gefühlt in einen Konzertsaal versetzt.
43 Kilometer rein elektrische Reichweite
43 Kilometer weit soll die 9,2 kWh starke Batterie den mehr als zwei Tonnen schweren XC90 rein elektrisch bringen. Ganz so weit kamen wir in der Praxis zwar nicht, die zwölf Kilometer zur Arbeit und das gleiche Stück wieder nach Hause legte er aber nahezu komplett mit dem 65 kW starken Elektromotor an der Hinterachse zurück. Selbst auf dem kurzen Autobahnstück schaltet der Benziner nicht hinzu. Dafür dürfen wir allerdings nicht schneller als 125 km/h fahren.
Ab wann genau der 320-PS-Vierzylinder zündet und die Vorderräder antreibt, erkennt der Fahrer am Powermeter, der den klassischen Drehzahlmesser ersetzt. Mit etwas Gefühl im Fuß bleibt der Benzin-Tank unangetastet. Vorausgesetzt natürlich, die Batterie wird täglich geladen, was in unserem Alltag allerdings nicht immer machbar war. Wir hatten nur einen Schukostecker an Bord, mit dem die Ladedauer sechs Stunden betrug. Die optionale Schnellladefunktion versorgt die Akkus in 2,5 Stunden (16 Ampere) mit genügend Strom. Weniger als sechs Liter Durchschnittsverbrauch im Stadtverkehr sind daher beachtlich, aber dennoch meilenweit entfernt vom Fabelwert des Herstellers (kombiniert: 2,1 Liter). Immerhin, bei flotter Autobahnfahrt gönnte sich der XC90 auch nur rund zehn Liter
Fünf verschiedene Fahrmodi
Über den Fahrdynamik-Regler in der Mittelkonsole können wir zwischen fünf Fahrmodi wählen. Der normale Fahrbetrieb mit Verbrenner und E-Unterstützung ist der Hybrid- Modus für den Alltags-Einsatz. Je nach Gaspedalstellung und Ladezustand der Batterie wechselt der Volvo zwischen den Antriebsmöglichkeiten laufend hin und her. Wollen wir das elektrische Fahren erzwingen, switchen wir in den Pure-Modus. Damit die Batterie möglichst lange reicht, rückt der XC90 einen Zentimeter näher an den Asphalt – was die Aerodynamik verbessert – und drosselt die Klimaanlage. Auf unsere Gasbefehle reagiert er ebenfalls träger.
Das Gegenteil bewirkt das Fahrprogramm Save. Hier wird der E-Motor komplett aus dem Antriebsstrang abgekoppelt, die Batterie geschont. So kann der Fahrer die elektrische Reichweite für die Zielregion aufsparen, falls dort beispielsweise nur Elektroautos erlaubt sind. Auf rutschigem Terrain hilft der AWD-Modus den XC90 in der Spur zu halten. Im Normalbertrieb arbeitet auch hier lediglich der Zweiliter-Benziner über die Vorderachse. Sollten die Vorderräder allerdings nicht ausreichend Traktion haben, schaltet sich der Elektromotor blitzschnell hinzu und treibt den SUV im Allradbetrieb zusätzlich über die Hinterräder mit an.
Und dann gibt es noch den Power-Modus, in dem der Schweden-Hammer all seine Kräfte bündelt und die Achtgang-Automatik die Getriebeabstufung schärft. Der per Kompressor und Abgasturbolader doppelt aufgeladene Vierzylinder bringt es gemeinsam mit der E-Maschine auf 407 PS. Power genug, damit das über zwei Tonnen schwere Dickschiff in 5,6 Sekunden auf Tempo 100 spurtet. Kleiner Wermutstropfen: Trotz künstlich erzeugtem Motorsound klingt er eben immer noch nach Vierzylinder, also etwas schwachbrüstig. Und ohne richtigen Sound ist Action auch im rollenden Wohnzimmer nur halb so gut