Fahrerassistenzsysteme Nur so gut wie die Reifen

Reifen Goodyear-Dunlop, Grip, Aquaplaning, Fahrerassistenzsysteme Foto: Goodyear-Dunlop

Wo kein Grip ist, hilft das beste Regelsystem nichts

Stress, Termindruck und häufig auch Müdigkeit sind ständige Begleiter auf Dienstfahrten. Um Verkehrsgefahren zu reduzieren, greifen immer mehr Flottenchefs zu einer Vielzahl von elektronischen Fahrsicherheitssystemen für ihre Firmenwagen. ABS, ASR (Antriebssschlupfregelung), ESP oder Notbremsassistent sollen für mehr Sicherheit sorgen, wenn es mal eng wird. Sie werden nicht müde und reagieren schnell und zuverlässig. „Die Sicherheit im Straßenverkehr hat sich mit dem Einsatz elektronischer Regelsysteme deutlich verbessert“, bestätigt Dr. Johann Gwehenberger, Leiter der Unfallforschung im  Allianz-Zentrum für Technik.

Die Hälfte aller Unfälle könnte verhindert werden

Der Experte geht davon aus, dass zum Beispiel die Fahrdynamikregelung (ESP) bis zu 25 Prozent aller Unfälle mit Verletzten verhindern könnte, Nachtsichtsysteme würden bis zu acht Prozent aller Pkw-Fußgänger-Unfälle vermeiden helfen und der Nutzen von Notbremssystemen läge im Bereich zwischen fünf und zehn Prozent. „Aber auch Spurhaltesysteme oder Kreuzungsassistenten besitzen erhebliches Potenzial“, sagt Gwehenberger. Durch einen flächendeckenden Einsatz würden rund die Hälfte der Pkw- und Lkw-Unfälle mit Personenschaden vermieden oder weniger dramatisch ausfallen. Allerdings haben die vielversprechenden Zahlen einen Haken: „Die optimale Wirkung von Fahrerassistenzsystemen setzt gute Reifen voraus“, erklärt Prof. Dr. Winner von der TU Darmstadt anlässlich eines Workshops von Goodyear-Dunlop. So setze die Qualität und Leistungsfähigkeit der Reifen immer die physikalischen Grenzen für Fahrerassistenzsysteme. Schließlich verlangen die Brems- und Regelungseingriffe der Elektronik die Übertragung der eingeleiteten Kräfte auf die Straße. Wenn der Reifen nur geringe Kräfte übertragen kann, dann ist auch die Wirkung aufwendiger Sicherheitselektronik nur begrenzt. „Gerade bei Winterglätte ist der Unterschied extrem groß. Der Verzicht auf gute Winterreifen ist auch mit modernster Regelungstechnik nicht zu kompensieren“, warnt Winner.

Bei Glätte reduziert sich die Haftung extrem

Tatsächlich kann nur ein hochwertiger Reifen – ob Sommer- oder Winterspezialist – die optimale Kraftübertragung sicherstellen. Diese Aufgabe übernimmt der Reifen schon weit vor dem Eingriff von Regelsystemen: beim Beschleunigen, Lenken und Bremsen. „Während das Grip-Niveau auf trockener Fahrbahn noch sehr hoch ist, ist der Reifen auf nasser Straße und noch stärker auf Schnee und Eis voll gefordert. So geht die natürliche Haftgrenze bei Nässe auf 70 Prozent zurück und reduziert sich bei Schnee und Eis auf gerade mal 20 Prozent im Vergleich zur trockenen Fahrbahn“, sagt Markus Happel, Reifentechniker bei Goodyear-Dunlop.

Billigreifen schmieren ab

Welche Konsequenzen dies nach sich zieht, konnten die Teilnehmer des Workshops auf einem Aquaplaning-Kurs selbst erfahren: Während der mit Dunlop-Winterreifen ausgestattete Testwagen noch bei Tempo 32 gut in der Spur lag, brach er auf chinesischen Billig-Winterreifen schon bei 21 km/h aus.