Fahrrad-Leasing Chef zahlt, Mitarbeiter radelt

Foto: Christian Lampe

Seit 2012 gilt das Dienstwagenprivileg auch für das Fahrrad. Seitdem unterstützen immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter beim Fahrrad-Leasing.

Deutschland ist nicht nur ein Land der Auto-, sondern auch ein Land der Fahrradfahrer. 73 Millionen Bikes horten die Deutschen in ihren Kellern und Garagen. Aus dieser Zahl nun aber zu folgern, dass fast jeder Deutsche ein eigenes Fahrrad besitzt, wäre sicherlich falsch. Schließlich gibt es einen Trend zum Zweit- oder sogar Drittfahrrad. Das dürfte der Vielfalt im Markt geschuldet sein. Und ein Rennrad wird ja anders genutzt als ein Trekkingfahrrad.

Mittlerweile erweisen sich E-Bikes, korrekt heißen sie Pedelecs, trotz des hohen Kaufpreises als Kassenschlager. 2016 wurden bundesweit mehr als 600.000 E-Bikes verkauft. Ein Teil davon sind Speed-Pedelecs. Mit ihren bis zu 500 Watt starken Motoren sind sie 45 km/h schnell. Rechtlich gesehen sind S-Pedelecs daher keine Fahrräder, sondern Kleinkrafträder, die nur mit Versicherungskennzeichen gefahren werden dürfen. Ob motorisiert oder nicht: Immer mehr Radler fädeln sich in die morgendliche Blechlawine ein, darunter immer mehr, die mit dem Bike zur Arbeit radeln. Locker überholen sie ihre im Stau stehenden Kollegen und kommen relativ entspannt am Arbeitsplatz an.

Der Umstieg aufs Rad ist politisch gewollt

Unternehmen können ihren Mitarbeitern bei der Finanzierung eines Dienstfahrrads unter die Arme greifen. Seit 2012 gilt das Dienstwagenprivileg auch für Zweiräder. Dann wird das Fahrrad durch ein Gehaltsumwandlungsmodell finanziert. Die monatliche Leasingrate, die für E-Bikes höher ausfällt als für klassische Fahrräder, wird ganz oder zum Teil als sogenannter Sachbezug vom Gehalt abgezogen. Anders gesagt: Der Arbeitgeber behält einen Teil des monatlichen Gehalts in Höhe der Leasingrate ein.

Den geldwerten Vorteil versteuert der Arbeitnehmer jeden Monat mit einem Prozent des Bruttopreises des Fahrrads. Je nach Anschaffungspreis und Steuerklasse kann der Mitarbeiter so bis zu 40 Prozent der Anschaffungskosten gegenüber dem Direktkauf einsparen. Durch das geringere zu versteuernde Einkommen sinken in den meisten Fällen ebenso die Sozialversicherungsbeiträge und damit aber auch entsprechende Leistungen, beispielsweise die Altersrente. Vier Musterrechnungen zur Steuerersparnis finden Sie in der Tabelle.

Young man wearing business suit while riding an utility bicycle Foto: Fotolia

Der Arbeitgeber ist dabei der eigentliche Vertragspartner des Leasinggebers. Er schließt mit seinem Mitarbeiter eine Ergänzung zum bestehenden Arbeitsvertrag in Form eines Überlassungsvertrags zum gewählten Fahrrad. Analog zum Dienstwagen-Überlassungsvertrag regeln beide darin die Nutzungsbedingungen und die monatliche Gehaltsumwandlung. Am Ende des Leasingvertrags hat der Mitarbeiter in der Regel die Option, das Dienstfahrrad zu übernehmen.

Diensträder verbessern die Klimabilanz der Unternehmen

Natürlich kann der Arbeitgeber auch Zuschüsse zur Leasingrate des Arbeitnehmers zahlen, um so anderweitige Zuschüsse zur betrieblichen Mobilität auszugleichen und eine gerechte Bezuschussung aller Mitarbeiter zu gewährleisten. Möglich ist auch, einen Zuschuss an die Häufigkeit der Nutzung zu koppeln. Beispiel: Wer viel fährt, und damit viel für seine Gesundheit tut, bekommt einen höheren Zuschuss als Wenigfahrer.
Grundsätzlich hat ein Dienstrad den gleichen Effekt wie ein Dienstwagen: motivierte Mitarbeiter. Schließlich dürfen sie die Räder auch in der Freizeit nutzen, sofern das vertraglich geregelt ist. Und natürlich spart das Unternehmen viel Geld. So muss es in der Regel weniger Pkw-Stellplätze vorhalten. Denn besonders in Ballungszentren sind Parkplätze rar und teuer. Auch in der Außenwirkung zum Kunden können Diensträder etwas bewegen: Schließlich verbessern die Betriebe ihre Klimabilanz.

Foto: swt/de Maddalena
Die Mitarbeiter der Stadtwerke Tübingen freuen sich über ihre Diensträder.

Darauf setzen beispielsweise die Stadtwerke in Tübingen. Seit 2014 bieten sie ihren 430 Mitarbeitern die Option, statt eines Dienstwagens ein Dienstrad zu nutzen. "Da sich die Stadtwerke Tübingen klar für ökologisches Handeln und Nachhaltigkeit entschieden haben, sind auch die Angebote für unsere Mitarbeiter nach diesen Prinzipien ausgerichtet", sagt Abteilungsleiter Bernhard Hahn. Außerdem stellt das Dienstrad auch eine Maßnahme zur Mitarbeiterbindung dar. "Neben dem ökologisch-gesundheitlichen Mehrwert entlastet das Programm die angespannte Parkplatzsituation rund um unsere Zentrale", sagt Hahn.  ­Mittlerweile besteht der Fahrradfuhrpark aus 23 normalen Fahrräder, 40 Pedelecs und 4 S-Pedelecs. Außerdem gibt es zwei Fahrräder und zehn Pedelecs im Pool, die alle Mitarbeiter nutzen können, meist für Kundenbesuche oder Botenfahrten. "Sie werden für Dienstfahrten vornehmlich im innerstädtischen Bereich genutzt", erklärt Hahn.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter, die sich auf das Leasing von Fahrrädern spezialisiert haben.  Die bekannteste ist die Lease Rad in Freiburg mit der Marke Jobrad und einem Netz von mittlerweile 3.800 Fahrradhändlern. Bundesweit betreut das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 4.400 Arbeitgeber (Stand: Juli 2017) – vom kleinen Handwerksbetrieb über den Mittelständler bis zum Großkonzern. Auch die Stadtwerke Tübingen setzen auf das Jobrad-Angebot.

Damit es übrigens bei den Diensträdern zu keinen Mobilitätsengpässen kommt, beinhaltet die von Lease Rad zwingend vorgeschriebene Vollkaskoversicherung für die vermittelten Leasingräder auch eine Mobilitätsgarantie. Neben einem 24-Stunden-Notruf-Service gibt es bundesweit eine mobile Pannenhilfe. Und zu guter Letzt werden auch noch die anstehenden Kosten – ausgenommen sind die Ersatzteile – bis zu 150 Euro übernommen.

Download Vier Musterrechnungen: So viel Steuern sparen Sie mit einem geleasten Rad (PDF, 1,43 MByte) Kostenlos