Fahrtraining Es geht ohne Stress

Foto: Karl-Heinz Augustin

Kraftstoff sparen, Stress abbauen und trotzdem zügig ankommen? Wie das geht, zeigen Fleetacademy und Save4drive im Rahmen ihres Eco-Stressless-Trainings.

Zugegeben, ich bin eine etwas ungeduldige Fahrerin und häufig drängt die Zeit. Wie auch auf der Fahrt zum Eco-Stressless-Fahrtraining in Steißlingen am Bodensee. Dort sollen Fuhrparkleiter lernen, stressfrei, sparsam und dennoch zügig ans Ziel zu kommen. Initiiert wird das Kompakttraining von Fleetacademy und Save4drive.

Der Trainingstag startet mit einem Theo­rieteil speziell für Fuhrparkverantwortliche. Themen sind unter anderem die jährliche Fahrsicherheitsunterweisung, Vermarktungs-strategien von Dienstwagen sowie rechtliche Informationen zum Reifendruckluftsystem (RDKS). Noch keine Spur davon, wie man möglichst spritsparend ans Ziel kommt.
Das könnte auch daran liegen, dass sich die Trainer ein unvoreingenommenes Bild vom Fahrstil der Teilnehmer machen möchten. "Bei der ersten Fahrt geht es darum, herauszufinden, wie sich die Fahrer normalerweise verhalten", erklärt Fahrtrainer Hans-Joachim Chwatinski. Nach einer kurzen Einweisung in den Mercedes GLE geht’s los. Die Runde umfasst rund 20 Kilometer durch Dörfer, auf der Landstraße und der Autobahn. Das Ergebnis: 9,2 Liter auf 100 Kilometer. "Kein schlechter Wert für den GLE", meint Chwatinski. "Aber da geht noch was." Das gilt auch für die sieben weiteren Teilnehmer. Die ersten Spritverbräuche gestatten einen tiefen Blick in das Fahrverhalten der Fuhrparkleiter. Bis zu vier Liter betragen die Unterschiede auf der kurzen Strecke.

Stress beginnt im Kopf

Dann startet Bernd Hänel, Cheftrainer und Inhaber von Save4drive. "Der Stress fängt im Kopf an und geht runter in den Fuß", erklärt er. "Daran müssen wir arbeiten." Schließlich sollen die Dienstwagenfahrer sicher und entspannt ans Ziel kommen. Außerdem sparen sich die Unternehmen eine Menge Kosten. Im Schnitt seien bis zu 20 Prozent allein beim Kraftstoff drin. Aber auch Reifenverschleiß, Lackschäden und die Versicherungsprämien reduzieren sich laut Hänel.

Doch um das Ziel zu erreichen, müssen Dienstwagenfahrer einiges beachten. Dass unnötiger Ballast den Spritverbrauch erhöht, ist allgemein bekannt. Nicht aber, dass die neue Motorengeneration eine andere Fahrweise ermöglicht, als früher gelernt wurde. "Moderne Motoren haben ihr maximales Drehmoment bei relativ niedrigen Drehzahlen. Hier entwickelt der Motor seine größte Kraft und lässt sich optimal nutzen", sagt Hänel. "Dreht der Fahrer den Motor höher, sinkt die Kraftübertragung." So sei der fünfte oder sechste Gang auch im Stadtverkehr eine vernünftige Wahl. Da schlägt ihm die Skepsis einiger Teilnehmer entgegen. »Das ruckelt doch, da kann man doch nicht überholen oder schnell mal Gas geben«, lauten die gängigsten Argumente.

Hänel kontert: "Wohin wollen Sie denn mal schnell? Bis zur nächsten roten Ampel? Das bringt im Endeffekt nichts. Man hat nur das Gefühl, schneller voranzukommen. Häufiges Bremsen, Schalten, Anfahren kostet nur Nerven, Zeit und Sprit." Außerdem spricht laut Hänel der Drehmomentverlauf moderner Motoren dagegen. Das heißt, wenn sich der Motor zwischen 2.000 und 2.500 Umdrehungen bewegt, entfaltet er seine Power am besten. "Nur, wir fühlen es nicht, wir spüren es nicht.

Alte Gewohnheiten vergessen

Hier beginnt das Umdenken beim Fahrer. Beim Stress im Straßenverkehr geht es meist nur um das subjektive Empfinden. Warum also brauchen wir das Gefühl, hochtourig zu fahren? "Weil wir das gewohnt sind, weil wir das so gelernt haben", sagt Hänel. Das gilt auch für den Sicherheitsabstand auf der Autobahn. Wer diesen nicht einhält, ist sehr angespannt unterwegs. "Fakt ist, dass wir den Stress, den wir auf der Straße haben, uns selbst machen", sagt Hänel. Sein Vorschlag: Sicherheitsabstand plus Reserveabstand.
Den Einwand, dass dann auf der Autobahn viele Fahrzeuge vor dem eigenen Auto »reinziehen«, entkräftet der Cheftrainer. Im Schnitt beträgt der Abstand zum Vordermann laut Hänel etwa 68 Meter. Das macht bei fünf Fahrzeugen, die sich vor einen setzen, nicht mal 400 Meter. "Lohnt es sich dafür, den ganzen Tag im Stress unterwegs zu sein? Man setzt sich selbst dermaßen unter Druck, nur weil man das Gefühl hat, schneller voranzukommen." Dabei ist erwiesen, dass am Ende des Tages, wenn überhaupt, nur ein paar Minuten gewonnen sind.

Nach dem eindringlichen Vortrag von Hänel geht es an die Umsetzung. Alle Teilnehmer fahren die Strecke vom Vormittag ein zweites Mal. Das Ganze fühlt sich ein bisschen wie Fahrschule an. Chwatinski und Hänel achten mit Argusaugen auf den Fahrstil. Doch am Ende zeigt sich an den Verbräuchen, dass alle Teilnehmer die Tipps gut umgesetzt haben. Im Schnitt sank der Verbrauch um 18 Prozent im Vergleich zur ersten Runde. Nun gilt es, das Gelernte an die Dienstwagenfahrer weiterzugeben. Ich war auf der Heimfahrt vom Bodensee nach Stuttgart auf jeden Fall deutlich entspannter unterwegs.