Fahrzeugsicherheit Dekra testet Fahrhilfen

City-Notbremse Fußgängerschutz Dekra Tast Klettwitz Foto: Karl-Heinz Augustin 3 Bilder

Auf eigenen Teststrecken hilft Dekra der Autoindustrie, Assistenzsysteme zu entwickeln. Dabei liegt das Augenmerk auf Kollisionswarnern und Notbremssystemen

Assistenzsysteme sind im Firmenwagen längst Alltag. Radartempomat, City-Notbremssystem, Totwinkelwarner, sie alle unterstützen den Fahrer und greifen im Notfall helfend ein. Verschiedenste Untersuchungen und Studien zeigen, dass sich annähernd jeder zweite Unfall vermeiden oder in seiner Schwere reduzieren ließe, wenn neue elektronische Fahrerassistenzsysteme konsequent weiterentwickelt und schnell Serienstandard würden.

„Im Hinblick auf das Fernziel der ‚Vision Zero‘, also null Verkehrstote, sind solche Systeme als Elemente der aktiven Sicherheit unverzichtbar und sollten noch eine deutlich höhere Marktdurchdringung erreichen“, sagt Clemens Klinke, Leiter von Dekra Automotive.

Mittlerweile funktionieren die meisten Systeme, haben ihre Kinderkrankheiten abgelegt. Kollisionswarmer schlagen nur noch selten falsch Alarm, Abstandstempomaten reagieren flexibler auf den Verkehr und Spurhalteassistenten erkennen auch gelbe Linien.

Prüfstand für Fußgängerunfälle

Daran ist auch Dekra maßgeblich beteiligt. Das Unternehmen betreibt eigene Prüfstände, testet auf eigenen Strecken. Für aktive Systeme zum Fußgängerschutz beispielsweise steht im Dekra Automobil Test Center in Klettwitz ein spezieller Prüfstand zur Verfügung. Die im Juli 2013 eröffnete Anlage hat die Form einer Brücke, an der sich unterschiedliche Dummys befestigen lassen, um sich bewegende Fußgänger zu simulieren. Mit dem um 170 Grad drehbaren Brückenarm lassen sich die unterschiedlichsten Szenarien abbilden. So lässt sich beispielsweise simulieren, dass ein Fußgänger eine Kreuzung diagonal quert oder am Fahrbahnrand entlanggeht. Damit die getesteten Fahrzeuge unbeschädigt bleiben, wird der Dummy Sekundenbruchteile vor einer möglichen Kollision aus der Gefahrenzone katapultiert.

Mit der Anlage lassen sich Fußgängerschutzsysteme auch entwicklungsbegleitend testen. Der Prüfstand wurde so konzipiert, dass er exakt auf die vom Arbeitskreis „vFSS – vorausschauende Frontschutzsysteme“ aufgestellten Anforderungen für Tests im Hinblick auf Fahrzeugzulassung, Verbraucherschutz oder Versicherungseinstufung zugeschnitten ist. Unter dem Vorsitz von Dekra haben sich in diesem Arbeitskreis alle deutschen und einige ausländische Autohersteller sowie die Versicherungswirtschaft zusammengefunden. Erklärtes Ziel ist es, die Markteinführung unfallvermeidender Technik voranzubringen und so die Straßenverkehrssicherheit zu erhöhen.

Systeme müssen ein Autoleben lang funktionieren

Die per Kamera, Infrarottechnik oder per Radar nach vorne schauenden Systeme helfen auch auf der Autobahn, Unfälle zu vermeiden oder zumindest die Folgen zu mindern. Das Auto erkennen einen Stau, warnt den Fahrer und geht im Notfall automatisch auf die Bremse.

„Wenn im Auto Systeme der aktiven Sicherheit verbaut sind, muss gewährleistet sein, dass sie ebenso wie die mechanischen Systeme über das ganze Fahrzeugleben hinweg zuverlässig funktionieren“, sagt Dr. Gerd Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dekra Automobil. Geprüft wird das im Rahmen der regelmäßigen Hauptuntersuchung. Eine zentrale Rolle übernimmt dabei der zum 1. Juli 2015 eingeführte HU-Adapter. Mit diesem Tool können die Sachverständigen die Ausführung der verbauten Sicherheitssysteme abfragen, aktuelle Sensordaten überwachen und die Funktion, die Wirkung sowie den Zustand der sicherheitsrelevanten Fahrzeugsysteme überprüfen.