1. Etappe der FCVTour mit dem Toyota Mirai Wasserstoff ist Mangelware

FCVTour Foto: Hanno Boblenz 4 Bilder

Von Stuttgart nach Wuppertal: Auf den ersten gut 400 Kilometern lief zwar nicht alles nach Plan, doch am Ende zahlen sich gute Nerven aus.

Selten war ein Bier nötiger als heute. Dabei fing alles so gut, die FCVtour von FIRMENAUTO war rechtzeitig in trockene Tücher gepackt. Und dann kam gestern auch noch der Anruf von Hyundai, wir mögen doch auf der Route nach Oslo kurz in der Deutschland-Zentrale in Offenbach vorbeischauen und Deutschlands Wasserstoff-Tankstelle Numero 23 bewundern, die diese Woche eröffnet wird. Und natürlich können wir dort auch schon Wasserstoff einfahren.

Infrastruktur schwächelt

Prima Idee, liegt Offenbach doch auf halber Strecke zwischen Stuttgart, als Ausgangspunkt der Fahrt mit dem Toyota Mirai, und Wuppertal, der nächsten erreichbaren H2-Station auf dem Weg nach Hamburg. 

Die Ernüchterung ereilt uns 50 Kilometer vor Offenbach: Anruf von Hyundai: "Kein Wasserstoff mehr in den Tanks, Nachschub rollt erst Dienstag an". Was tun? Wuppertal ist so keineswegs zu schaffen, zumal wir dem Mirai kräftig die Sporen gegeben hatte. 150, 160 km/h, da schlürft die Brennstoffzelle den Wasserstoff in großen Schlucken.

100 Kilometer Umweg zur Tankstelle

Also gut 100 Kilometer zurück nach Karlsruhe, trotz Stau, und dort Nachschub bunkern bei der Betriebstankstelle von EnBW. Schade nur, dass die ein klein wenig schwach auf der Brust ist und nicht so dicke Backen machen kann, um den H2 mit den nötigen 700 bar in die beiden Tanks des Toyota zu pressen. Ergebnis: Tank nicht ganz voll, Reichweite laut Bordcomputer 339 km, 3 mehr als die Strecke nach Wuppertal. Mit angelegten Spiegeln, im Eco-Modus und eingeklemmt zwischen der Lasterkolonne auf der rechten Spur schleichen wir gen Norden.


Der Besuch im www.energiepark-Mainz.de, wo mit Beteiligung von Linde Wasserstoff aus regenerativ gewonnenem Strom erzeugt wird, muss aus Zeitgründen leider ausfallen.

Zwei Kunden pro Woche

Das Ende vom Lied: Nach zehn Stunden (Stau, Regen) Ankunft bei Deutschlands modernster und jüngster Wasserstofftankstelle von Shell und ein sehr freundlicher Empfang von Stationsleiterin Retzko. Kaum verwunderlich angesichts der durchschnittlich nur ein, zwei FCV, die sich pro Woche an die fast eine Million Euro teure Zapfanlage verirren. 

Und der Toyota? Macht alle Eskapaden klaglos mit, summt zufrieden vor sich hin. Fast lautlos rollt man über die Autobahn, genießt Musik ganz anders als im Lärm eines Verbrennungsmotors. Zwölf Stunden hinterm Steuer eines herkömmlichen Pkw wären mit Sicherheit nicht so stresslos gewesen wie mit dem Mirai. Und am Ende des ersten Tages bleibt schon wieder die Erkenntnis: Die Technik funktioniert, die Infrastruktur noch nicht. Nur eines versiegt in ganz Deutschland nicht: das Bier. Prost!