Fiat Panda Eine wirklich tolle Kiste

Fiat Panda Foto: Presse 2 Bilder

Die Abwrackprämie hat den Ur-Panda fast ausgerottet. Schade, denn der kleine Fiat war ein echtes Multitalent, auch als Firmenwagen.

Pragmatisch denkende Menschen mit konsumkritischer Haltung, das war mal das soziologische Profil einer Zielgruppe für ganz spezielle Autos. Der Renault 4 zählte dazu, die Ente natürlich und ab 1980 der Fiat Panda. Vielleicht ging es auch einfach nur um Leute, die gerade nicht flüssig waren, egal ob privat oder gewerblich. Ein Fiat Panda jedenfalls kostete zum Start als Einstiegsmodell mit 34 PS weniger als 9.000 DM. Toll.

Der Panda war aber auch sonst eine tolle Kiste. Nicht nur, weil es die Werbung so erfand. Der Schöpfer seiner Außenhülle, Giorgetto Giugiaro, soll ihn mal als Haushaltsgerät auf Rädern bezeichnet haben. Kunden der ersten Serie sahen sich angesichts eines als Sitz angepriesenen, nur von Stoffmatten umspannten Rohrgestells, wohl eher an den Campingurlaub erinnert. Übrigens auch zwischenmenschlich. Rückbank und Beifahrergestühl waren umlegbar, sodass sich eine kuschelige Liegefläche ergab, die jeden Innenzentimeter des nur 3,41 Meter langen Autos nutzte. Eine echte Beziehungskiste.

Auch wenn nach sechs Jahren Bauzeit die besseren Fire-Motoren mit bis zu
55 PS Einzug hielten, die Hinterachse Schrauben- statt Blattfedern erhielt oder der Innenraum einen Hauch mehr Komfort bot: Bei der Würdigung eines Fiat Panda darf man sich nicht mit schnöder Technik aufhalten.

Ein Panda ist kaum kaputt zu bekommen

Die galt ohnehin als unkaputtbar. Zumindest, bis der Rostfraß begann, also kurz nach dem Einfahren. Nein, einen Panda ehrt man durch den Verweis auf seine Artenvielfalt. 1983 schon überraschte Fiat durch eine Version mit zuschaltbarem Allradantrieb von Steyr Puch, die eine beachtliche Gewerbekarriere hinlegte: im Rettungsmobil bei der Bergwacht oder im »Jagdauto des Jahres«. Damit nicht genug: 1986 kam ein 1,3-Liter-Diesel mit 39 PS und 1990 stellten die Italiener mit dem Elettra einen Elektro-Panda vor, dessen Batterien aber fast so viel wogen wie das ganze Auto drumherum. Egal, Hauptsache man macht es, schien die Devise in Turin zu lauten. So kam ein Jahr später sogar ein Panda mit stufenlosem Automatikgetriebe. Letzteres basierte auf dem Funktionsprinzip der guten alten DAF Variomatic.

Ein echtes Weltauto war er. In mehr als 30 Ländern hat Fiat den Panda angeboten, mindestens 60 verschiedene Ausstattungsversionen gab es. Die Pandahüter aus der Marketingabteilung erwiesen sich als überaus kreativ: Dance, Pop, Cosi, Eleganza oder Bluebay, manche Varianten zeigten sich ähnlich schrill wie Frotteestirnbänder oder gelbe Pullunder. So viel Zeitgeist reichte aus, um die ­erste Baureihe locker über die Jahre zu bringen. Erst 2003, nach mehr als vier Millionen verkauften Autos, fiel die letzte der tollen Kisten vom Band.