Fiat Panda Natural Power/VW Eco Up Gib Gas, Luigi! Du auch, Karl-Heinz!

Foto: Hersteller 14 Bilder

Für 3,50 Euro tanken und 100 Kilometer weit kommen: FIRMENAUTO vergleicht die beiden neuen Erdgasversionen von Fiat Panda und VW Up.
 

Es spricht sich langsam herum, nicht erst seit der letzten Spritpreisspirale: Erdgasfahrer sparen richtig Geld. Das Kilo CNG (Compressed Natural Gas = verdichtetes Erdgas) kostet brutto rund einen Euro, enthält aber 50 Prozent mehr Energie als Benzin. Oder anders gesagt: Mit Erdgas fährt man zum halben Preis. Doch so richtig viele CNG-Modelle gibt es bisher nicht. Zwei Hersteller engagieren sich allerdings mehr als alle anderen: Fiat und VW. Beide bringen jetzt neue Modelle auf den Markt.

Umbaukosten schlagen bei Fiat Panda und VW Up kräftig zu

Das Besondere daran: Fiat Panda und VW Up sind ausgesprochene Kleinwagen. Da hauen die Umbaukosten naturgemäß besonders rein. 2.100 Euro netto oder 19,4 Prozent mehr als der Basisbenziner kostet der Fiat Panda 0.9 8V Natural Power (12.932 Euro netto), knapp 2.000 Euro netto oder 21 Prozent beträgt der Aufschlag beim VW Up (11.554 Euro). Das ist heftig für eine Fahrzeugklasse, deren Käufer mehr als sonst aufs Geld schauen und in der sich deshalb auch keine Dieselmotoren durchsetzen.
 
So ähnlich die Gas-Konzepte, so unterschiedlich die Ausführung. Zuerst die Gemeinsamkeiten: Beide Modelle stehen mit voller Werksgarantie beim Händler, bei beiden Modellen sitzen die Gastanks platzsparend unter dem Fahrzeugboden (Fiat: 12 Kilo) beziehungsweise unter dem Boden und in der Reserveradmulde (VW: 11 kg). Einschränkungen im Innenraum gibt es also keine. Auch Tankuhren und Bordcomputer sind bei beiden Autos auf Erdgas eingestellt.
 
Während der Fiat beim Motorstart mit Benzin zündet, um dann automatisch auf Gas umzustellen, zündet der VW mit Gas und zapft den Benzintank beim Start erst bei Temperaturen unter minus zehn Grad an. Der Fiat behält seinen originalen 35-Liter- Tank, der VW begnügt sich mit einer eisernen Reserve von zehn Liter. Das kann man jetzt so oder so sehen: Tolle Reichweite, wenn man mal keine Gastankstelle findet, sagt Fiat. Unnötiger Ballast, denn man soll ja mit Gas fahren, sagt VW. Außerdem: Wer verreist schon mit einem rund 3,60 Meter kurzen Minicar?

Beim Fahrern sind echte Unterschiede spürbar

Wie auch immer, wir wollen ja wissen, wie die beiden Winzlinge fahren. Und da sind echte Unterschiede spürbar: Denn Fiat hat einen aufgeladenen Zweizylinder mit 875 cm3 Hubraum und ursprünglich 85 PS Leistung auf CNG umgerüstet. Im Gasbetrieb macht das Motörchen noch 80 PS locker.
 
Die Leistung des Einliter-Dreizylindermotor des VW Up schrumpft im Gasbetrieb on 75 auf 68 PS. Und da VW keinen Turbo einsetzt, geht’s entsprechend gemächlich vorwärts. Der Motor läuft zwar schön ruhig, doch beim Tritt aufs Gas passiert erst mal - nichts. Oder fast nichts. Andererseits: Niemand erwartet von einem Up, dass er Brocken aus dem Asphalt reißt.

Der Zweizylinder des Fiat Panda schiebt kräftig an

Ganz anders dagegen der Fiat. Der kernige Zweizylinder klingt wie ein gezähmter Ducati-Motor, knurrt bei normalen Drehzahlen, faucht beim Hochdrehen. Immer aber schiebt er den Panda kräftig an. Selbst im fünften Gang und bei niedrigen Touren geht noch was. 12,8 Sekunden braucht der Italiener von Null auf 100. Der Up dagegen lässt sich dafür 16,3 Sekunden Zeit.
 
Doch wo werden die Autos normalerweise eingesetzt? Im Stadtverkehr, genau. Ampelrennen sind längst out, sparen ist angesagt. Eben das tun beide. Auf unseren Testrunden zeigten die Bordcomputer Werte um 3,3 Kilo an, unwesentlich mehr als die Normangaben (Fiat: 3,1 kg, VW: 2,9 kg). 100 Kilometer kosten dann etwa brutto etwa 3,30 Euro. Wer ausschließlich mit günstigem Erdgas fährt, muss also erst nach etwa 300 Kilometern eine der knapp 1.000 Erdgastankstellen ansteuern. Sprit zapfen ist bei beiden problemlos: Den Gashahn andocken, Knopf an der Zapfsäule drücken, fertig.

Aufpreis für Erdgas lohnt sich

Lohnt sich also der Aufpreis fürs Erdgas? Eindeutig ja. Denn im Alltagsbetrieb im Stadtverkehr verbrauchen die vergleichbaren Benziner wesentlich mehr. Der Fiat Panda Twin Air 0.9 8V rund 7,0, der VW Up 1.0 etwa 6,5 Liter. Macht Spritkosten in Höhe von etwa elf Euro auf 100 Kilometer. Wenn der örtliche Erdgasversorger nicht noch etwas beisteuert, fahren die teureren Erdgas-Versionen also nach etwa 35.000 Kilometern ins Plus. Zumindest, was die Kosten angeht. 

Im Sinne der Umwelt 

Ökologisch gesehen lohnt sich ein CNG-Auto allerdings schon ab dem ersten Kilometer. Zumindest, wenn man Biogas tankt. Das hat bereits einen Anteil von 13 Prozent am heutigen CNG. Schon mit dieser Mischung, so rechnet VW vor, stößt der Eco Up 24 Prozent weniger CO2 aus als ein konventioneller Benziner. Bei 20 Prozent Bio-Methan-Beimischung steigt der Wert auf 39 Prozent. Wer reines Bio-Methan tankt, was derzeit bundesweit an 100 Zapfstellen möglich ist, liegt in Sachen CO2-Ausstoß sogar um 80 Prozent unter dem eines Benziners.

*) Bei 20.000/40.000 km pro Jahr, 60/36 Monate Laufzeit.
Quelle Betriebskosten: Dekra, Stand: Dezember 2012