Firmenauto Assistenz fürs Volk – Fahrbericht VW Passat

Kaum wiederzuerkennen. Das neue Modell wirft die Designsprache des Vorgängers komplett über den Haufen. Eine Sensation – die nie stattgefunden hat. Denn Volkswagen bleibt sich auch bei der Neuauflage des Passat seiner Strategie treu: Evolution statt Revolution. Und so ist der Neue ganz der Alte, die Basis bleibt gleich. Statt zum Großeinkauf in die Modeboutique durfte Generation B7 sich nur an den Kleiderschränken der Schwestermodelle bedienen. Herauskommt der mittlerweile fast alle Baureihen zierende Markenauftritt. Dass der Passat dabei mit Attributen des Phaeton kokettiert, ist gewollt. Die breiter wirkende Front soll laut Chefdesigner Klaus Bischoff mehr Potenz ausstrahlen, mehr nach Oberklasse wirken. Passend dazu gibt sich der Innenraum gediegener, wobei sich auch hier nicht viel ändert. Feinere Materialien hier, neue Sitzbezüge da. Am ehesten fällt die neue analoge Uhr ins Auge, die nun – wie könnte es anders sein, beim großen Bruder abgekuckt –  auf dem Armaturenbrett thront. Um den optisch derart verwöhnten Fahrer nicht über Gebühr akustisch zu belästigen, zieht eine speziell gedämmte Frontscheibe (176 Euro) ein. Für weitere 239 Euro lassen sich mit der sogenannten Akustikfolie auch bei den Seitenscheiben unerwünschte Geräusche aussperren. Auf die leise TourDamit ausgestattet gerät die Dienstfahrt im neuen Passat zur Wellnesstour. Verkehrslärm scheint meilenweit entfernt und selbst der von uns getestete Variant mit Zweiliter-Diesel mit 170 PS schnurrt auch bei schnellerem Tempo zurückhaltend – das Lauteste sind die Abrollgeräusche der Reifen. Der potente Selbstzünder schultert das nahezu unveränderte Gewicht des Kombis von knapp 1.600 Kilo unbeeindruckt und setzt seine 350 Nm Drehmoment, die zwischen 1.750 und 2.500 Umdrehungen anliegen, gekonnt in Szene. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe arbeitet gewohnt komfortabel, gönnt sich lediglich beim spontanen Tritt aufs Gas eine klitzekleine Auszeit. Den Griff zur optionalen DCC-Taste (adaptive Fahrwerksregelung, 899 Euro) kann sich der Fahrer getrost sparen. Auf Normal-Stellung arbeitet die Federung so souverän, bügelt Bodenwellen aus oder meistert forschere Kurven, dass weder „Sport“ noch „Comfort“ nennenswerte Verbesserung in der einen oder anderen Richtung brächten. Niedrigerer VerbrauchDer Verbrauch des Common-Rail-Aggregats soll dank Bremsenergierückgewinnung, rollwiderstandsarmen Reifen und Start-Stopp bei fuhrparkfreundlichen 5,3 Liter (139 Gramm CO2) liegen. Die Motorabschalt-Funktion gehört bei allen Dieseln zur Serie, kann bei den Benzinern bis auf den 1,4-Liter-Einstiegsmotor dazu bestellt werden. Über alle Motorisierungen hinweg will VW den Spritverbrauch um 18 Prozent gesenkt haben. Drei Diesel und vier BenzinerAm Angebot ändert sich, abgesehen von den Kraftstoff sparenden Maßnahmen, nichts. Es umfasst drei Selbstzünder: 1.6 TDI (105 PS), 2.0 TDI (140 PS), 2.0 TDI (170 PS) sowie vier Benziner: 1.4 TSI (122 PS), 1.8 TSI (160 PS), 2.0 TSI (210 PS) und den 3.6 V6 mit 300 PS. Darüber hinaus wird es auch wieder eine Erdgasvariante mit 150 PS geben. Die Blue-Motion-Variante ist noch nicht zum Marktstart Mitte November zu haben, kommt voraussichtlich Anfang 2011. 19 Assistenzsysteme zu habenHauptargument des Herstellers, warum es sich bei der nunmehr siebten Auflage nicht um ein Facelift, sondern um ein neues Auto handelt, ist die Armada an Assistenzsystemen, die – gegen Aufpreis, versteht sich – Einzug hält. Von den 19 Systemen, die bislang in dieser Klasse weitgehend ihres Gleichen suchen, seien nur die wichtigsten erwähnt: VW ergänzt die automatische Distanzregelung ACC um die sogenannte City-Notbremsfunktion, mit der das Auto stehende Hindernisse per Radar erkennt und im Notfall bis zum Stand abbremst. Zudem gibt es einen Müdigkeitsassistenten, der die Lenkbewegungen des Fahrers analysiert und ihn bei Unregelmäßigkeiten bittet, doch eine Pause einzulegen. Der Spurhalteassistent sucht mittels Kamera den richtigen Weg, wobei im kommenden Jahr die Funktion der Verkehrsschild-Erkennung hinzukommt. Auch den automatischen Fernlicht-Assistenten wird es künftig im Passat geben, er blendet den Gegenverkehr selbstständig aus. Natürlich darf der Parkpilot der zweiten Generation nicht fehlen, der neben Längs- auch Querparken beherrscht. Kofferraum öffnet per FußUnd wer ohne selbst zu lenken einparken kann, der sollte auch den Kofferraum ohne Hände aufbekommen – haben sich die Ingenieure gedacht und das schlüssellose Zugangssystem der Limousine um die Easy-Open-Funktion erweitert. Hierbei muss der Fahrer lediglich den Fuß so in Richtung Heckschürze schwenken, als wolle er dem Auto einen Tritt verpassen. Ein Sensor erkennt die Bewegung und öffnet die Heckklappe. Das funktioniert zurzeit beim Kombi noch nicht, aber man arbeite dran, heißt es bei VW. Fernentriegelung für die RücksitzlehnenImmer hin können sich Firmenwagenfahrer hier mit einer elektrischen Heckklappe (378 Euro) trösten, was ja auch schon nicht schlecht ist. Außerdem gibt es einen neuen verschiebbaren Ladeboden, auf dem sich schweres Gepäck mühelos nach vorn schieben lässt und die Rücksitzlehnen klappen jetzt per Fernentriegelung im Kofferraum um. Außerdem bleibt das elektrische Panorama-Schiebedach (996 Euro) dem Variant vorbehalten. Da auch die Außenmaße bis auf ein paar Millimeter die Gleichen sind, beträgt das Gepäckraumvolumen nach wie vor 603 bis maximal 1.731 Liter (Limousine:565 Liter). Günstigerer EinstiegspreisInsgesamt betrachtet, zeigt sich der neue VW Passat noch hochwertiger und komfortabler, womit er seine Vormachtstellung in der Mittelklasse ausbauen dürfte. Der Einstiegspreis der Basislimousine mit 1,4-Liter-TSI- Motor (122 PS) liegt mit 20.525 Euro ganze 567 Euro unter dem des Vorgängermodells. Und das bei verbesserter Ausstattung, unter anderem gibt’s jetzt ein Radio ab Werk. Eine Sensation ist das zwar auch nicht, aber bemerkenswert allemal.