Firmenauto Fahrbericht: Infiniti M fährt auf Angriff

Nissans Nobeltochter Infiniti hat mit dem Modell M eine 4,95 Meter lange Sportlimousine vorgestellt, die mit ungewöhnlich umfangreicher Ausstattung einen Frontalangriff auf Audi A6, 5er-BMW und Mercedes E-Klasse wagt. Varianten Der Vorstoß ist wohlüberlegt, denn neben dem M37 mit V6-Benziner (3,7 Liter Hubraum, 320 PS, ab 41.723 Euro netto) haben die Japaner auch einen Diesel im Angebot. Der M30d mit Dreiliter-V6 und 238 PS kostet allerdings nochmals 1.345 Euro mehr. Beide Modelle verfügen über Siebenstufenautomatik. Ab Frühjahr soll es auch eine Hybrid-Version mit 306-PS-Benzin- und 68-PS-Elektromotor geben. Außenansichten Infiniti bleibt seiner Linie treu. Die Linie des M weicht vom üblichen Stufenheck-Schema der oberen Mittelklasse ab. Die lange Motorhaube mit kurzem Überhang und stark ausgeprägten Radhäusern, das schräge Heck und die wellenförmige Flankengestaltung sorgen für eine ausgesprochen dynamische, fast coupéhafte Form. Effekthascherei betrieben die Designer aber nicht. Die kleine Spoilerlippe am Kofferraum, die mit zum guten cW-Wert (0,27) beiträgt und bei hohem Tempo den Auftrieb senken soll, ist nur von der Seite zu erkennen, sonst aber äußerst unauffällig. Mit 2,90 Meter Radstand ist das Auto trotz abfallender Dachlinie selbst im Fond ausreichend geräumig. So viel Platz wie ein Audi A6, ein 5er-BMW oder ein E-Klasse-Mercedes bietet es aber nicht. Der Kofferraum ist beim Benziner 500 Liter groß, beim Diesel ist er wegen der nach hinten verbannten Batterie 50 Liter kleiner. Statt einer umklappbaren Rücksitzlehne gibt es lediglich eine Ski-Durchreiche. Wenn man nicht penibel in die Ecken schaut, verdient die Verarbeitung die Note gut bis sehr gut. Das Cockpit, vor allem die Mittelkonsole, wirkt mit vielen Drucktasten und Drehreglern fast ein wenig überfrachtet. Überfrachtet, diesmal aber im positiven Sinn, ist auch die Ausstattung des Japaners. Ausstattung Schon das Basismodell für 41.723 Euro (Diesel 43.067 Euro) verfügt über Bi-Xenon-Scheinwerfer, ein komplettes Audio-System, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, zehnfach elektrisch verstellbare Vordersitze, elektrisch verstell- und beheizbares Lenkrad, elektrisches Glasschiebedach, Rückfahrkamera, Einparksensoren vorn und hinten sowie einen Wahlschalter an der Siebenstufenautomatik für Normal, Eco, Sport und Snow. GT-Ausstattung In GT-Ausstattung für 44.748 Euro (Diesel 46.092 Euro) besitzt der M sogar adaptives Kurvenlicht. Außerdem verwöhnt er mit beheiz- und belüftbaren Vordersitzen und einer Halbanilin-Lederausstattung. Halbanilin ist eine besonders edle und strapazierfähige Lederart. Das Weiß-Esche-Holzdekor ist ebenfalls was besonderes. Es wurde mit von Hand aufgetragener Silberstaubfarbe veredelt. Nur Musikinstrumente und teure Möbel werden noch so behandelt. S-Ausstattung In S-Ausstattung für 46.849 Euro (Diesel 48.193 Euro) richtet sich der noble Japaner an sportlich orientierte Kunden. Sie ist an größerer Frontschürze und schwarzen Scheinwerfergehäusen zu erkennen. Dazu gehört ein strafferes, aktives Fahrwerk mit 20-Zoll-Rädern, ein Doppelzangenbremssystem und die schon vom Infiniti G37 bekannte Vierradlenkung. Sie macht das heckgetriebene Fahrzeug mit seinen mitlenkenden Hinterrädern zum wieselflinken Kurvenflitzer. Leider wird es dabei sehr häufig vom ESP eingebremst. Mit 1,8 Tonnen sind die physikalischen Grenzen nun mal schnell erreicht. Dass sich die Automatik beim S als einziger Version auch über Lenkrad-Schaltwippen bedienen lässt, ändert daran freilich nichts. Premium-Paket Wer auf besonders sicherer Seite sein will, muss zum Premium-Paket greifen. Als GT-Premium kostet der Infiniti M 49.874 Euro (Diesel 51.218 Euro), als S-Premium 51.974 Euro (Diesel 53.319 Euro). Dazu gehört ein Kurvenbremsassistent sowie ein Abstandsregel- und Auffahrwarnsystem. Sogar ein Spurhalte- und Totwinkelassistent, der im Notfall durch einseitiges Bremsen das Fahrzeug vom Kollisionskurs abhält, ist dabei. Ein Festplatten-Navi, ein Touchscreen mit besonders hoher Auflösung und ein Bose-Soundsystem mit Festplatten-Music-Box bekommt man mit der Premium-Version ebenfalls. Aber das ist noch nicht alles. Die so genannte „Forest-Air“-Klimaautomatik reguliert das Innenraumklima auf besonders raffinierte Weise und befächert den Innenraum intervallweise mit einer sanften Waldduft-Brise. Eco-Modus Zum Sparen soll das Gaspedal mit Ecofunktion anregen. Bei zu aggressiver Fahrweise signalisiert es durch leichten Gegendruck, dass gerade Kraftstoff verschwendet wird. Zum Glück kann der Eco-Modus auch abgeschaltet werden. Denn der Widerstand im Pedal führt irgendwie zu ruckeliger Fahrweise. In der Stadt kann er aber Sinn machen. Für den Diesel gibt es das Eco-Pedal nicht. Motorisierung Der von Nissan stammende 3,7 Liter große V6-Benziner befeuerte schon bisher den größten Teil der Infiniti-Familie. Mit seinen 320 PS bei 7.000 Umdrehungen und einem Drehmoment von 360 Nm, das erst bei 5200 Umdrehungen anfällt, ist er ein betont sportliches Triebwerk und lässt das bei Leistungsabforderung auch deutlich hören. Immerhin bringt er das Auto in 6,2 Sekunden auf 100 km/h und auf 250 km/h Spitze. Sein Durchschnittsverbrauch beträgt 10,2 Liter, entsprechend 235 g/km CO2-Ausstoß. Der Hersteller rechnet bei ihm mit nur 20 Prozent Absatz. Europaweit der größte Anteil, nämlich 55 Prozent, sollen auf das Diesel-Modell entfallen. Der V6 ist der erste Infiniti-Diesel überhaupt. Er wurde eigens für Europa entwickelt. Mit 3,0 Liter Hubraum und 238 PS bei 3750 Umdrehungen und 550 Nm schon bei 1750 Umdrehungen  gehört er zu den besonders erfreulichen Vertretern seiner Zunft. Durchzug satt, sehr leise aber mit 7,5 Liter Normverbrauch, entsprechend 199 g/km CO2, nicht besonders sparsam. Umso erstaunlicher, dass er sich bei unserer ersten Testfahrt über italienische Landstraßen und Autobahnen mit nur 7,2 Liter Diesel begnügte. Dabei sind wir alles andere als behutsam zu Werke gegangen. Die restlichen 25 Prozent der M-Verkäufe sollen ab Frühjahr auf das 306 PS starke Hybrid-Modell entfallen, für das schon jetzt ein vorläufiger Durchschnittsverbrauch von 7,3 Liter Super/100 km angegeben wird. Dessen Preis wird aber noch nicht genannt.