Firmenauto Schwere Verluste am Frankfurter Aktienmarkt

Frankfurt (dpa) - Erneute massive Verluste an den Börsen in den USA und Asien haben am Freitag zeitweise für einen zweistelligen prozentuale Kursrutsch am deutschen Aktienmarkt gesorgt.

Nach der rasanten Talfahrt am Morgen von bis zu 10,7 Prozent erholte sich der Leitindex DAX allerdings bis zur Mittagszeit wieder leicht und büßte 8,84 Prozent auf 4.455,01 Zähler ein. Dies war sein tiefster Stand seit Sommer 2005. Seinen bislang höchsten Kursverlust an einem Tag hatte der DAX übrigens vor knapp 20 Jahren erlitten. Damals war er bis Handelsschluss um 12,81 Prozent eingebrochen. Der MDAX sackte um 6,60 Prozent auf 5.334,51 Punkte ab. Der TecDAX verlor 6,66 Prozent auf 506,70 Zähler.

"Diesen Freitag sollte man abhaken", meinte Händler Robert Halver von der Baader Bank. "Die Rasur dürfte heute sehr gründlich gemacht werden", vermutet er und rechnet damit, dass am Nachmittag die Abwärtsdynamik wieder zunimmt. "Es ist zu erwarten, dass Moody's das Kreditrating von Morgan Stanley abstufen wird und außerdem startet die Auktion für Kreditderivate der Pleite gegangenen Lehman Bank. Das dürfte für weiteren kräftigen Druck sorgen", sagte er. Halver hofft aber darauf, dass das G7-Treffen eine Wende bringt. "Am Wochenende haben die wichtigsten Industriestaaten der Welt Gelegenheit, Maßnahmen zu beschließen, die Ruhe in die Märkte bringen könnten. Analysiert werden kann anschließend. Jetzt ist erstmal Handeln dringend gefragt."

Zuvorderst wurden erneut die Finanztitel im DAX abgestraft: Allianz verloren als schwächster Wert 16,29 Prozent auf 65,42 Euro, gefolgt von Münchener Rück, die 14,75 Prozent auf 80,99 Euro einbüßten. Der US-Lebensversicherer Prudential Financial hatte am Vorabend vor einem schlechten dritten Quartal im Zuge der Finanzkrise gewarnt. Deutsche Bank, Postbank und Commerzbank verloren zwischen sechs und elf Prozent und folgten damit den kräftigen Verlusten der Finanztitel an der Wall Street am Vorabend.

Die deutschen Automobilwerte standen ebenfalls erneut deutlich unter Druck. Die Ratingagentur S&P kündigte eine weitere Abstufung der Kreditwürdigkeit für General Motors (GM) und Ford an. "Vor allem die Begründung gießt für die gesamte Branche Öl ins Feuer", sagte ein Börsianer. So argumentiert S&P mit den sich weltweit immer dynamischer verschlechternden Automärkten und den Auswirkungen der Finanzkrise, die auf absehbare Zeit eine ernste Herausforderung bleiben werde. Darüber hinaus verwiesen die Händler auch auf eine Branchenstudie der Citigroup, in der die Kursziele für die Autobauer massiv gesenkt worden waren. Am ärgsten erwischte es Porsche mit einer Halbierung des Ziels auf 45 Euro. Die Aktien von Daimler sackten um 8,56 Prozent auf 22,50 Euro ab. BMW fielen um 10,20 Prozent auf 19,325 Euro. Die Volkswagen-Titel konnten sich diesem Trend jedoch wie zuletzt entziehen. Sie waren mit einem Abschlag von 0,40 Prozent auf 295,67 Euro der stabilste Wert im DAX.

Im MDAX büßten die HOCHTIEF-Aktien 7,52 Prozent auf 22,38 Euro ein. Der russische Milliardär Oleg Deripaska hat seine Beteiligung am größten deutschen Baukonzern in Höhe von 9,99 Prozent abgegeben. Die Commerzbank und die Allianz haben ihre Anteile dagegen auf 11,53 Prozent und 3,27 Prozent deutlich aufgestockt. "Unter normalen Marktbedingungen müsste die Aktie positiv reagieren", sagte ein Börsianer. Immerhin sei zuletzt spekuliert worden, dass Deripaska und der andere Großaktionär ACS den Konzern zerschlagen könnten. Die einzige Frage sei, wie langfristig das Interesse der Commerzbank sei.

TUI sackten um 7,39 Prozent auf 8,90 Euro ab. Einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge soll sich wenige Tage vor der Entscheidung über den Verkauf der Traditionsreederei Hapag-Lloyd das groß angekündigte Rettungsbündnis aus Hamburg als "Ein-Mann-Show" entpuppt haben. Nach Informationen der Zeitung aus Unternehmenskreisen setzt der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne mehr als eine Milliarde Euro seines Privatvermögens ein. Alle anderen hanseatischen Kaufleute, die angeblich hinter Kühne standen, seien ausgeblieben. "Das wirft die Frage auf, wie das vier Milliarden schwere Angebot für Hapag-Lloyd finanziert werden soll", sagte ein Börsianer.

Im TecDAX stemmten sich Software AG und IDS Scheer gegen den Abwärtssog. Software AG gaben 0,16 Prozent auf 31,83 Euro nach und ISD Scheer verloren 0,78 Prozent auf 5,09 Euro. Beide Titel profitierten damit von einer Hochstufung durch die WestLB von "Hold" auf "Add".