Flottenmanagement Frauenpower im Fuhrpark

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Sind Frauen die besseren Flottenmanager? Vielleicht, nähern sie sich doch dem Thema Auto weniger emotional als ihre männlichen Kollegen.

Eine Frau, die sich für einen Job im Fuhrparkmanagement bewirbt, muss daher zum Nachweis ihrer Eignung weder einen Dienstwagen einparken noch ein Getriebe auseinander nehmen. Trotzdem sind die Vorurteile, die in den Köpfen der Personalverantwortlichen spuken, für viele Frauen ein handfestes Hindernis für eine Karriere im Fuhrparkmanagement. Frauen können nicht einparken? Frauen missachten öfters die Vorfahrt? Versicherer und Leasinggesellschaften könnten detaillierte Statistiken vorlegen, die genau diese Handicaps von Frauen schwarz auf weiß belegen. Es spielt jedoch keine Rolle, ob diese Vorurteile stimmen oder nicht. Vorurteile beeinflussen das Verhalten von Menschen alleine dadurch, dass sie vorhanden sind.

Der Zufall spielt eine große Rolle

Das Fuhrparkmanagement jedenfalls ist eine Männerdomäne, laut einer Untersuchung der Marktforscher von Dataforce liegt der Anteil der Frauen, die ausschließlich für die Verwaltung eines Fuhrparks zuständig sind, nur bei 24 Prozent. "Die meisten Frauen verschlägt es gewissermaßen in den Fuhrpark",  sagt Melanie Bing von Dataforce. Besonders hoch ist der Anteil der Frauen, die in Abteilungen arbeiten, denen der Fuhrpark angegliedert ist (60 Prozent). Rund elf Prozent der Frauen berichten, dass sie aus Zufall im Fuhrpark gelandet sind. Ebenfalls ein Trend: Gerade mal knapp vier Prozent der Frauen geben an, dass sie sich aus eigener Ini­tiative auf eine Stelle im Management beworben haben.

Chance für Unternehmen

Für die Unternehmen bedeutet diese schmale Marge jede Menge verpasster Chancen. Schließlich ist das Potenzial der Frauen für die Übernahme von Verantwortung enorm hoch. »Frauen sind ausgezeichnete Teamplayer, haben Verständnis für Menschen, besitzen Organisationstalent, sind leidensfähig, belastbar und zielorientiert«, weiß Esther Breuch, die bei Lease Plan die Geschäftsleitung für die Bereiche Personal und Organisation innehat. Die Managerin schreibt sich auf die Fahne, Frauen in ihrem Unternehmen gezielt zu fördern und in Führungspositionen zu rekrutieren. "Um Vorurteile bereits im Vorfeld auszuschalten, bieten sich anonymisierte Bewerbungen ohne Namen, Alter und Geschlecht an", erklärt Esther Breuch einen neuen Ansatz zur Auswahl des Personals.

Wie groß ist der kleine Unterschied?

Was aber erwartet eine Frau im Management eines Fuhrparks? Wie groß ist dort der Unterschied zwischen den Geschlechtern? Ein Workshop, den Lease Plan vor Kurzem zu dieser Frage veranstaltet hat, kommt zu einem klaren Fazit: Bei Problemen in Sachen Beschaffung, Werkstatt, Leasing und Dienstwagennutzung gibt allein die Fachkompetenz den Ausschlag über die Güte einer Lösung.

Gutes Fuhrparkmanagement hängt keineswegs davon ab, ob die Fuhrparkleiterin in Stöckelschuhen und Businesskostüm am Arbeitsplatz erscheint. Frauen sind praktischer veranlagt und haben weniger Interesse an technischen Fragen. Diese Unterschiede fallen jedoch nicht ins Gewicht, wenn das soziale Umfeld und die fachliche Ebene stimmen. Ohnehin wird aus Sicht vieler Fuhrparkmanagerinnen der Stellenwert der technischen Expertise fürs Fuhrparkmanagement überschätzt. "Ein solides Grundwissen über Fahrzeugtechnik reicht in den meisten Fällen aus. Wenn ich einen neuen Dienstwagen bestelle, muss ich nicht im Detail wissen, wie das Reifendrucksystem funktioniert", meint Silvia Graumann, Flottenmanagerin bei der Sandvik Holding in Düsseldorf.

Was tun bei technnischen Fragen?

Und wenn ein Mitarbeiter mit einer schwierigen Technik-Frage ins Büro kommt? "In dem Fall schicken wir ihn zum Händler oder ins Autohaus", erklärt Silvia Graumann. Die Mehrzahl der Dienstwagennutzer macht der Fuhrparkleitung das Leben nicht schwerer, weil eine Frau das Sagen hat. Zwar kommt es gelegentlich zu emotionalen Diskussionen, wenn mehr Leistung für den Dienstwagen oder schickere Felgen auf dem Wunschzettel stehen. Nina Göllner, Assistentin der Geschäftsführung bei dem IT-Unternehmen Inforsacom, hat jedoch die Erfahrung gemacht, dass sie solche Gespräche vor allem mit Mitarbeiterinnen führt, die häufiger als Männer Sonderwünsche für den Dienstwagen anmelden.

Eine vernünftige Car Policy ist daher die beste Methode, um Missverständnissen vorzubeugen. "Früher wollte ich den Mitarbeitern immer helfen, wenn sie einen speziellen Fahrzeugwunsch hatten. Heute führe ich darüber keine Diskussionen mehr. Wir haben eine Car Policy, die klare Vorgaben macht, wem welches Fahrzeug zusteht", erklärt Claudia Bury von der in der Medizintechnik aktiven Unternehmensgruppe Gebrüder Martin in Tuttlingen, die als Assistentin des Geschäftsführers rund 60 Fahrzeuge betreut.

Frauen sind immer noch die Ausnahme

Unterm Strich sind im Fuhrparkgeschäft Frauen in Führungspositionen jedoch nach wie vor eine Ausnahme. Damit das im eigenen Unternehmen nicht so bleibt, setzt Lease Plan auf neue Modelle. "Führungspositionen werden selten in Teilzeit besetzt. Mit flexibleren Arbeitszeit- und Teilzeitmodellen wollen wir bessere Möglichkeiten für Mütter und Väter mit Kindern schaffen. Wir machen auch Angebote für virtuelle Meetings, Homeoffice und Kinderbetreuung", sagt Esther Breuch. Die Managementtrainerin Gunhild Posselt, die sich mit ihrem Unternehmen Career Upgrade auf die Beratung von Führungskräften im Autohandel spezialisiert hat, empfiehlt Frauen, ein eigenes Profil zu entwickeln und sich in ihrem Beruf als Frauen zu positionieren. Das trage dazu bei, die eigenen Ziele besser zu erreichen. Ihr Tipp für Frauen im Fuhrpark: "Frauen sollten authentisch und konsequent sein, aber auch unbequem, wenn es sich lohnt."

Der Frauenanteil unter den Dienstwagennutzern beträgt bei Lease Plan 13 Prozent. Insgesamt wählen Frauen im Schnitt eine etwas geringere Motorleistung und geben 2.300 Euro weniger aus als Männer. Außerdem fahren sie weniger, verursachen aber höhere Kosten für Instandhaltung, Sommerreifen und Kaskoschäden.